Gesellschaft

Teuer und nötig: Öffentliche Toiletten in Städten

Ein dringendes Bedürfnis in der Frankfurter City konnte bisher schnell zu einem Problem werden. Der Mangel an frei zugänglichen Toiletten soll mit einer Millionen-Investition behoben werden. Helfen soll zudem ein andernorts in Hessen erprobtes Konzept.

Ein beleuchtetes Hinweisschild mit Piktogrammen ist in der B-Ebene der Konstablerwache vor einem öffentlichen WC für Frauen und Männer angebracht. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild
Ein beleuchtetes Hinweisschild mit Piktogrammen ist in der B-Ebene der Konstablerwache vor einem öffentlichen WC für Frauen und Männer angebracht.

Frankfurt/Kassel/Darmstadt/Gießen (dpa/lhe) - Für die Städte ist ihr Unterhalt teuer, für Besucher beim Stadtbummel sind sie unabdingbar: öffentliche Toiletten. Wenn jetzt im Frühjahr mehr Tagesgäste unterwegs sind, stellt sich die Frage nach dem nächsten stillen Örtchen wieder häufiger. Die Stadt Frankfurt hat nach jahrelanger Bearbeitungszeit ein Konzept zur Sanierung und zum Ausbau ihres als mangelhaft kritisierten Angebots vorgelegt. Auch andere hessische Städte planen Verbesserungen.

Öffentliche Toiletten sind für die Kommunen vor allem eine teure Angelegenheit. Sie müssen nicht nur die Errichtung finanzieren, eine solche Anlage muss auch regelmäßig und zuverlässig gereinigt werden. Hinzu kämen Instandsetzungen, weil die Toiletten oft Ziel von Vandalismus sind, wie ein Stadtsprecher in KASSEL erklärt.

Die nordhessische Stadt betreibt elf öffentliche Toilettenanlagen, hinzu kommen Klos in den landeseigenen Parks und Gärten. Möglichkeiten böten auch die Bahnhöfe und Einkaufszentren sowie die Museen und das Rathaus - letztere sind allerdings Besuchern vorbehalten. In Einzelfällen werde es auch in Kassel neue Toiletten geben, ergänzt der Sprecher, dies hänge von den zur Verfügung stehendem Geld ab.

Unterschiedliche Formen öffentlicher Toiletten gibt es auch in FRANKFURT. Insgesamt kommt die Mainmetropole derzeit auf 112 - Anlagen der Bahn und städtischer Tochterunternehmen eingerechnet. Künftig sollen es zunächst 26 mehr sein, wie das Stadtparlament kürzlich beschlossen hat. Darunter sind Standorte in der Altstadt, im Hafenpark sowie am Fernbusbahnhof. Für das Mainufer sind zusätzlich mobile Anlagen vorgesehen.

Rund 9,2 Millionen Euro sollen dafür investiert werden. Hinzu kommen Sanierungen bestehender Anlagen etwa an der Hauptwache für knapp 8,7 Millionen Euro. Dem gingen jahrelange Bemühungen um ein Konzept und Beschwerden über einen Mangel an Toiletten vor allem in der bei Touristen und Tagesgästen beliebten City voraus.

«Ich werde bei Führungen immer wieder gefragt, wo die nächste Toilette ist», sagt Bettina Buggle vom Verein der Frankfurter Stadt- und Gästeführer. Wenn die Touristen etwa in der Altstadt seien, sei das ein Problem. «Vor allem für ältere Menschen ist das schwierig. Die Menschen müssen dann in die Cafés gehen und fragen», sagt Buggle. Sie kritisiert auch die Beschilderung: «Wenn man nicht weiß, wo die Toiletten sind, ist es schwierig, sie zu finden.» Die städtischen Museen sollten ihre Toiletten öffnen, fordert Buggle.

Die Beschilderung soll zusammen mit dem Angebot an Toiletten besser werden, hat das Frankfurter Stadtparlament beschlossen. Ein analoges und digitales Leitsystem soll entwickelt werden. Generell sei das derzeitige Toiletten-Angebot beschämend und der fünfgrößten deutschen Stadt nicht würdig, hatte Liegenschaftsdezernentin Sylvia Weber (SPD) bei der Vorlage des Konzepts gesagt.

Bei der Sanierung und Neueinrichtung sollen Barrierefreiheit und Geschlechtergerechtigkeit eine Rolle spielen. So soll der Anteil von Frauentoiletten zu Männertoiletten auf das Verhältnis drei zu eins erhöht werden. Zudem sollen nicht nur Männer kostenlos aufs Klo gehen dürfen.

Frankfurt will den Mangel auch mittels der «netten Toilette» beseitigen, ein Konzept, auf das beispielsweise GIESSEN schon länger setzt - wo es ansonsten ganzjährig zwei und im Sommer insgesamt drei öffentliche Toiletten gibt. Zusätzlich bieten insgesamt 16 Gastronomiebetriebe und 6 öffentliche Einrichtungen eine «nette Toilette» an, wie die mittelhessische Stadt mitteilt. Auch Nicht-Besucher und Nicht-Gäste können dort kostenfrei aufs Klo gehen.

Zu erkennen ist die Möglichkeit an einem roten Aufkleber mit lachendem Gesicht und der Aufschrift «nette Toilette». Weitere Anbieter sollen in den nächsten beiden Monaten hinzu kommen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Die Kommune zahlt den Betrieben einen Ausgleich für den höheren Reinigungsaufwand.

Das Angebot gibt es auch in DARMSTADT - neben derzeit zwölf Standorten für öffentliche Toiletten und zwei Pissoirs. Auf «nette Toiletten» weisen in der südhessischen Stadt orange Aufkleber mit einem weißen Herz hin. Derzeit machen acht Gastronomiebetriebe mit, sechs davon in der Innenstadt. Sie erhalten einen monatlichen Zuschuss für Reinigungskosten, wie ein Stadtsprecher mitteilt. Zudem ist eine weitere barrierefreie öffentliche Toilette am Touristen-Hotspot Mathildenhöhe geplant.