Zoo

Großer Auftritt für Frankfurter Tiger-Nachwuchs

Geballte Knuffigkeit im «Katzendschungel» des Frankfurter Zoos: Die zwei Monate alten Tigerbabys «Raja» und «Rimba» entzücken Besucher. Für ihre wilden Artgenossen auf Sumatra ist die Lage ernst.

Zwei kleine Sumatra-Tiger werden im Zoo Frankfurt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Foto: Boris Roessler/dpa
Zwei kleine Sumatra-Tiger werden im Zoo Frankfurt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die knapp zwei Monate alten Tigerbabys im Frankfurter Zoo hatten am Mittwoch ihren ersten öffentlichen Auftritt - und dabei auch gleich einen Gesundheits-Check-up. Erstmals hatte Zoodirektorin Christina Geiger die Gelegenheit, den Tiger-Nachwuchs ganz genau in Augenschein zu nehmen und festzustellen: Es sind zwei Männchen. «Raja» und «Rimba» erhielten ihre ersten Impfungen, unter anderem gegen Katzenschnupfen.

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Zoodirektorin Christina Geiger war für den ersten Auftritt der Jungkatzen noch einmal als Tierärztin im Einsatz, horchte mit dem Stethoskop die Atmung ab und zückte die Spritze. «Das hat mich schon erst mal geflasht», sagte sie zu der ersten Gelegenheit, die Jungtiere aus unmittelbarer Nähe zu erleben. Denn um die Mutter-Kind-Bindung nicht zu stören, hatte sich das Zoo-Team sehr zurückgehalten und nur aus der Entfernung die Bilder aus der Wurfbox beobachtet.

Mutter «Cinta», für die es trotz ihrer neun Jahre der erste Nachwuchs ist, kümmere sich sehr fürsorglich um die beiden Jungtiere, die zunehmend unternehmungslustig und «wie ein Sack Flöhe» seien, sagte Geiger.

Bei ihrem Auftritt am Mittwoch gaben sich die Tigerjungen allerdings eher scheu und zogen sich in eine geschützte Ecke zurück. Das mag auch an den Spritzen gelegen haben - vor allem «Raja», dessen Name auf indonesisch «König» bedeutet, reagierte indigniert und zeigte fauchend seine Milchzähne. Bruder «Rimba» (Dschungel) ließ sich bei der Untersuchung dagegen eher phlegmatisch hängen und ruderte mit den Pfoten.

Kaum hatten sich die Türen des «Katzendschungels» geöffnet, sorgte der Anblick der kleinen Tiger für Besucher-Entzücken. Auch ein kleiner Junge, der eben noch geschmollt hatte, weil sich in der Außenanlage keine Löwen hatten blicken lassen, war sofort zufrieden.

Ernst ist dagegen die Situation der wilden Artgenossen von «Raja» und «Rimba». «Für den Sumatra-Tiger ist es fünf vor zwölf», betonte Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Denn der Lebensraum der Tiger auf der indonesischen Insel sei bedroht, etwa durch die Rodung des Dschungels.

Schätzungen der Weltnaturschutz-Union IUCN gehen von maximal 400 Tieren aus, die aktuell noch in ihrer angestammten Heimat leben. Die ZGF engagiert sich seit 1998 auf Sumatra für den Schutz der Tieflandregenwälder in der Region Bukit Tiga Puluh. In diesem Hotspot der Biodiversität leben viele gefährdete Arten wie Tiger, Orang-Utans und Elefanten.

«Rund 30 Tiger werden noch im Bukit Tiga Puluh Nationalpark vermutet. So ganz genau weiß es aber niemand, daher wollen wir über den gesamten Nationalpark eine Untersuchung mit Kamerafallen machen. Denn unsere Befürchtung ist, dass auch hier die Tiger weniger werden», sagte Schenck, Geschäftsführer der ZGF. Bei der Finanzierung helfe auch der Naturschutz-Euro der Frankfurter Zoobesucherinnen und Zoobesucher.

«Wenn man sich überlegt, dass es nur noch ein paar hundert Tiere gibt, kann man sich ausrechnen, dass eine Tierseuche reicht und die Art ist für immer vom Planeten verschwunden», sagte Geiger über die Bedrohung der Art. Der Frankfurter Zoo-Nachwuchs sichere die «nächste Generation».

Wie lange die beiden Jung-Tiger in Frankfurt bleiben, ist noch ungewiss. «Meist geht es ein Jahr gut, aber dann würden die auch in der Natur abwandern», sagte Geiger über die als Einzelgänger geltenden Raubkatzen. Der Zoo rechne deshalb damit, die Jungtiere in etwa einem Jahr abzugeben - wohin, das sei noch unklar. «Das wird von Zuchtbuchkoordinatoren organisiert nach rein wissenschaftlichen Aspekten - da ist noch alles offen.»