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Comedy-Star

Bülent Ceylan im exklusiven Interview

WN/OZ-Podcast: Weinheim, Wurzeln und mehr! Warum der Comedian Weinheim liebt und in der Politik mehr Charisma fordert. Plus: Sein neuer Song 'Ich liebe Menschen' und die Botschaft dahinter.

Bülent Ceylan - ein Name, der in der deutschen Comedy-Szene für Lachen, Unterhaltung und unvergessliche Momente steht. Doch hinter den schlagfertigen Pointen und dem charmanten Lächeln des Comedians verbirgt sich weit mehr als nur Humor. In unserem exklusiven Interview gewährt Bülent Ceylan einen Einblick in sein Leben, seine Leidenschaft für die Bühne und seine tiefgründige Seite. Im WN/OZ-Podcast „Nah dran“ erzählt der 47-Jährige, warum er viele Jahre Billy hieß, was ihn davon abhält, Türkisch zu lernen, und warum er sich ausschließlich Frauen in Führungspositionen wünscht. Außerdem erklärt er, warum er den Weinheimern so dankbar ist.

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Bülent im Gespräch im WN/OZ Podcast "Nah Dran" Foto: Marco Schilling
Bülent im Gespräch im WN/OZ Podcast "Nah Dran"

In Mannheim-Waldhof-Ost aufgewachsen, die Freizeit als kleiner Junge in den Schrebergärten Sellweiden in Mannheim verbracht und im Capitol Mannheim die Comedy-Anfänge erlebt – in Mannheim sind und bleiben deine Wurzeln?

Ceylan: Absolut, ich verdanke Mannheim sehr viel. Kindergarten, meine Schulzeit und auch mein Studium habe ich dort absolviert. Und natürlich auch den Anfang meiner Karriere. Ich finde die ganze Region wunderbar. Es gibt tolle Ecken. Um romantisch zu sein, könnte man zum Beispiel auch nach Heidelberg.

Heißt, es gibt keine romantischen Ecken in Mannheim?

Ceylan: Doch! Der Luisenpark ist zum Beispiel sehr schön. Dort bin ich mit meinen Kindern und meiner Frau schon Boot gefahren und natürlich auch die Seilbahn, die im Rahmen der Bundesgartenschau die beiden Parks Luisenpark und Spinelli miteinander verbindet. Ich finde es sehr schade, dass sie nun wieder abgebaut werden soll. Das hat Mannheim schon aufgewertet. Und ich kann mir vorstellen, dass der Spinelli-Park von Besuchern vielleicht ein bisschen vernachlässigt werden wird.

Mittlerweile wohnst du in Weinheim. Bist du trotzdem noch oft in Mannheim?

Ceylan: Durchaus. Ich habe in Mannheim noch mein Büro, meine Mutter lebt ebenso dort. Dass wir mittlerweile in Weinheim wohnen, war eher ein Zufall. Wir fühlen uns sehr wohl in dieser hübschen Stadt. Und außerdem geben uns die Weinheimer auch die nötige Privatsphäre. Sie klingeln jetzt nicht ständig an unserer Haustür, und ich rede mir auch ein, dass sie es gut finden, dass ich hier lebe. Die Weinheimer sind einfach klasse. Super bodenständig, zeitgleich direkt und gönnen einander. In Weinheim wohnt man auch einfach toll, egal wo. Selbst die kleinen Wohnungen in der Altstadt haben ihren Charme. Vor allem für meine Kinder habe ich es mir immer gewünscht, so normal und idyllisch wie möglich aufzuwachsen. Und außerdem "redde de Leud so wie isch".

Was sind denn deine Lieblingsecken hier in Weinheim?

Ceylan: Ganz klar die beiden Burgen, die süße kleine Altstadt, wo man toll essen gehen kann, und auch der Schlosspark ist wunderschön. Obwohl er keinen Eintritt kostet, ist er sehr sauber. Im Exotenwald und auch in den Weinbergen kann man ganz tolle Spaziergänge machen. Ich fühle mich hier einfach wohl.

Als junger Mann hattest du mal eine, wie du selbst sagtest, „Identitätskrise“, in der du dich mehr integrieren wolltest, mehr deutsch sein wolltest und dich Billy nanntest – weil sich zu dieser Zeit viele Menschen schwertaten, deinen richtigen Namen 'Bülent' auszusprechen. Wie viel Billy steckt noch im heutigen Bülent?

Ceylan: Meine Schwester war damals der Überzeugung, ich bräuchte einen coolen Spitznamen. Da sie großer „Billy Idol“-Fan war, wurde es tatsächlich 'Billy'. Der Hauptgrund jedoch war tatsächlich, dass früher viele meinen Vornamen nicht aussprechen konnten oder sich zumindest schwertaten. Außerdem bin ich mit meinen deutschen Geschwistern aufgewachsen: Anja, Fritz und Angela. Da meine Wurzeln aber eben türkisch sind, fiel auch mein Name etwas aus der Reihe. Daher kam dann das Identifikationsproblem. Und mit dem Spitznamen "Billy" habe ich mich dann eher akzeptiert gefühlt. Allerdings gab es dann die Kondommarke „Billy Boy“, und dann war es vorbei mit dem Cool-sein. Ich will nicht irgendwo drinstecken! (lacht) Spaß beiseite. Irgendwann kam der Moment, als es mir wichtig wurde, zu mir zu stehen. Ich bin ich - und ich bin der Bülent.

Wir stellen uns folgende Szenerie vor: Du stehst im Bundestag in Berlin vor dem Mikrofon und darfst dem Deutschen Bundestag mal den Kopf waschen. Was sagst du den Politikern?

Ceylan: Ich wünsche mehr Empathie seitens der Politiker, mehr Weitblick und auch Charisma. Ich würde es gut finden, wenn Politiker zu ihren Fehlern stehen würden. Und zwar nicht nur pro forma, sondern es auch wirklich ernst meinen. Und das dann auch ehrlich und offen kommunizieren. Es wundern sich alle, warum der Rechtsruck immer größer wird. Aber wenn eben von oben nicht gut regiert wird oder nicht gut genug, dann entsteht Unzufriedenheit bei den Menschen.

Apropos Politik: Gendern, Cancel Culture, Alltagsrassismus und viele andere wichtige Themen werden immer mehr nicht nur zu sensiblen Themen, sondern fast schon in die Schublade „zu nervig, zu polarisierend, zu woke“ gesteckt. Wie platzierst du dich? Und sind das Themen, die du bewusst in dein Comedy-Programm packst oder weglässt?

Ceylan: Ich nehme das natürlich auch mit auf die Bühne. Da sage ich dann zum Beispiel: "Ich verstehe das gar nicht mit dem Toilettenthema. Auf der Frauentoilette Haare offen und auf der Männertoilette Haare zu. War bei mir nie ein Problem." (schmunzelt) Das Publikum lacht dann und erkennt, wie absurd alles geworden ist. Es gibt weit größere Probleme wie Kriege auf der Welt, um die wir uns kümmern sollten. Denn wichtig ist doch das Handeln. Wenn ich mich gendergerecht ausdrücke, aber eine Frau zum Beispiel schlecht behandle, dann ist das trotzdem scheiße. Viel wichtiger wäre es, dass Frauen überall mehr vertreten sind. Ich würde sogar so weit gehen: In Führungspositionen sollte es nur noch Frauen geben. Ich glaube, wenn wir eine friedlichere Welt haben wollen, müssen mehr Frauen an die hohen Plätze ran. Und generell sollten wir einander viel mehr achten und schätzen.

Ceylan erklärt auf dem WNOZ-Instagram Kanal, warum man den Podcast nicht verpassen sollte:

Wie oft liest du noch Zeitung?

Ceylan: Immer wieder. Meistens lese ich Artikel jedoch digital. Wenn ich mal am Flughafen bin, kaufe ich mir schon auch mal eine Zeitung, aber grundsätzlich bin ich schon eher der digitale Typ.

Wie passend! Ab sofort wirst du den Usern unserer Homepage öfter begegnen. Und zwar nicht nur du, sondern auch deine Kult-Figuren Anneliese, Hausmeister Mompfred oder auch Hassan – wir starten eine Local-Hero-Kampagne mit dir und freuen uns, dass du unsere neu-designte Homepage mit uns feierst!

Ceylan: Genau! Wir passen gut zusammen. Ich finde es nach wie vor wichtig, dass man Nachrichten liest, und bei euch weiß man einfach, dass die WN/OZ eine verlässliche Quelle ist. Ihr verbreitet keine Fake News und geht vor allem noch nach draußen. Wenn eure Redakteure über etwas berichten, weiß ich einfach, ihr seid vor Ort gewesen. Ich kann mich auf euch verlassen!

Am 6. Oktober gab es eine große Premiere: Dein Musikprojekt ging an den Start und die erste Single wurde veröffentlicht. Der Song „Ich liebe Menschen“ ist seither erhältlich. Welche Botschaft hat das Lied?

Ceylan: Nächstenliebe. Das ist im christlichen Glauben unter anderem das oberste Gebot. Gott zu lieben und deinen Nächsten, wie dich selbst. Es war grundsätzlich nicht meine Absicht, einen christlichen Song zu produzieren. Dennoch ist es die Botschaft. Und auch wenn wir wissen, wie schlimm der Mensch sein kann, liebe ich trotzdem alle Menschen. Schließlich haben wir auch viele liebenswerte Eigenschaften: Humor, bedingungslose Liebe untereinander, wie positiv verrückt wir sein können und dass wir füreinander da sind. Ich zum Beispiel bin kein Mensch, der lange alleine sein kann. Klar, ich brauche meine Pausen zum Durchatmen. Ich mache natürlich auch gerne Urlaub, aber da ich ein Familienmensch durch und durch bin, brauche ich meine Frau, Kinder und Freunde um mich und vermisse sie, wenn ich mal ein paar Tage weg bin. Ich ziehe ein gutes Essen mit Freunden jederzeit einer Party vor. Rock’n’Roll hab ich auf der Bühne, das reicht.

Du positionierst dich mit diesem oder auch dem bereits im Sommer erschienen Song „Lieder gegen Nazis“ gegen den Rechtsruck, der sich in Deutschland immer mehr abzeichnet. Wirst du dadurch nun auch mehr angefeindet?

Ceylan: Seit vielen Jahren habe ich meinen Personenschützer Ali an meiner Seite, mittlerweile auch noch albanische Unterstützung – was soll da schon passieren? (Lacht herzhaft) Nein, ernsthaft. Wenn du so eine Unterstützung hast, die vom Niveau locker auch an der Seite eines internationalen Politikers sein könnte, dann fühlst du dich schon sicher. Aber klar, wenn was passieren soll, dann passiert es. Trotzdem kann das kein Grund sein, die "Gosch" zu halten. So bin ich zum einen erzogen worden, und auch meinen Kindern gegenüber habe ich eine Verantwortung. Sonst fragen die mich irgendwann mal: „Papa, warum hast du denn nichts gesagt. Du hättest doch die Möglichkeit gehabt?“ Deshalb muss und will ich einfach Haltung zeigen!

Bülent Ceylan wird ab April 2024 mit seiner Musikband auf Tour gehen:

Am 16. Mai 2025 wirst du im Rahmen der Heimattage im Weinheimer Schlosspark auf der Bühne stehen.

Ceylan: Stimmt, zu dem Auftritt bei den Weinheimer Heimattagen hat der Oberbürgermeister Manuel Just mich überredet. (lacht)

Was bedeutet denn für dich Heimat?

Ceylan: Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt. Da, wo man sein Netzwerk, wie Ärzte und so weiter, aufgebaut hat. Heimat ist der Ort, wo du weißt, in welches Restaurant du gerne gehst. Eben dort, wo auch deine Familie ist und man zur Ruhe kommen kann. Und die "Sprooch"! (schmunzelt)

Bülent Ceylan befindet sich aktuell auf Tour mit seinem Programm „Luschtobjekt“. Im November und Dezember gibt es noch Tickets, und für seine neue Tour „Yallah Hopp!“ ab Februar 2024 sind ebenso noch Tickets erhältlich, unter anderem im Online-Kartenshop der DiesbachMedien.

Im exklusiven Gespräch spricht Ceylan im WN/OZ Podcast „Nah Dran“ noch über viele weitere Themen: Was ihn davon abhält, türkisch zu lernen. Warum er vor Gott jeden Tag auf die Knie geht und warum er auf seiner aktuellen Tour am Ende alle Gäste zum Weinen bringt.

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