Weinheim/Sinsheim

Faszination Le Mans: Mehr als reiner Motorsport

Für den Weinheimer Uli Ehret ist das 24-Stunden-Rennen viel mehr als ein sportlicher Wettbewerb, es ist ein Gefühl. Der Künstler fängt in seinen Gemälden die Bewegung und den Spirit des Rennsports ein und begeistert damit Motorsportfans auf der ganzen Welt. Jetzt kuratiert er eine Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum von Le Mans. Was ihn antreibt, darüber berichtet er auch im Podcast.

Das Plakat zur Ausstellung stammt aus dem Aquarellpinsel von Uli Ehret. In seiner Weinheimer Galerie dreht sich alles um Motorsport. Foto: Iris Kleefoot
Das Plakat zur Ausstellung stammt aus dem Aquarellpinsel von Uli Ehret. In seiner Weinheimer Galerie dreht sich alles um Motorsport.

Uli Ehret hat Benzin im Blut, jedenfalls im übertragenen Sinne. Denn die Leidenschaft für den Motorsport wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Für den Weinheimer, Baujahr 1965, begann alles mit einem roten Ferrari „Sharknose“ in Miniaturformat, den er als kleiner Junge von seinem Großvater geschenkt bekam. Uli Ehret hat das kleine, längst abgegriffene Auto noch heute. „Es erinnert mich an die Faszination, die der Rennsport schon immer auf meine Familie ausübte“, sagt Ehret. Ein Enthusiasmus, den er nicht mit dem Fuß auf dem Gaspedal auslebt, sondern mit der Hand am Aquarellpinsel.

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Der Grafik-Designer steht in der Galerie im Untergeschoss seines Privathauses in der Weinheimer Karrillonstraße. An den Wänden hängen Bilder – Originale und Drucke. Unschwer ist zu erkennen, welche Motive es ihm besonders angetan haben: Rennwagen, und die in all ihrer Dynamik. Fast hört man das Dröhnen der Motoren, sieht, wie der Dreck an den breiten Reifen aufwirbelt, spürt die Zentrifugalkraft in der Kurve. Seine Gemälde sind nicht die Reproduktion einer Fotografie, sondern zeigen die Bewegung der Fahrzeuge – auf Ehrets ganz eigene Art. „Ich versuche, das Gefühl darzustellen, den Spirit einzufangen. Wie es ist, an der Rennstrecke zu stehen oder gar im Auto zu sitzen“, erklärt der 58-Jährige.

Mit diesem Ferrari in Miniaturformat fing alles an. Foto: Iris Kleefoot
Mit diesem Ferrari in Miniaturformat fing alles an.

Das ist auch der Grund, warum seine Bilder weltweit bei Rennfahrern und Teamchefs so beliebt sind, führen sie doch oft die Höhepunkte einer Rennkarriere in einem Bild zusammen. Manchmal erzählt ein Bild ein ganzes Rennen oder würdigt ein Rennfahrerleben mit einer Schlüsselszene, bei der auch die Hintergrunddetails, wie Werbebanner oder Gebäudeelemente exakt stimmen.

Uli Ehret vor dem Bild seines Vaters und Großvaters, die ihn mit ihm den Enthusiasmus für Motorsport teilten. Foto: Iris Kleefoot
Uli Ehret vor dem Bild seines Vaters und Großvaters, die ihn mit ihm den Enthusiasmus für Motorsport teilten.

Künstler und Organisator

Beim Rundgang durch die Galerie fällt ein Aquarell besonders auf. Eine große „100“ leuchtet gelb im Zentrum. Die runden Nuller dienen als Rennstrecke für Boliden. Es handelt sich um das Plakat zur Ausstellung „Einhundert Jahre 24 h von Le Mans“, die aktuell im Sinsheimer Technik Museum zu sehen ist. Uli Ehret hat nicht nur das Plakat dafür gemalt, sondern die gesamte Ausstellung kuratiert, das heißt, zusammengestellt und organisiert. Das legendäre 24-Stunden-Rennen übt auf ihn eine Faszination aus, die er nur schwer beschreiben kann. „Le Mans ist wie die Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen“, schwärmt er. „Menschen aus allen Nationen kommen hier zusammen.“ Es ist der Höhepunkt im Motorsportjahr. Für Uli Ehret ohnehin.

Der Künstler bei der Arbeit: Uli Ehret malt an seinem Schreibtisch auch Auftragsarbeiten von Rennfahrern. Er ist damit weltweit erfolgreich. Foto: Iris Kleefoot
Der Künstler bei der Arbeit: Uli Ehret malt an seinem Schreibtisch auch Auftragsarbeiten von Rennfahrern. Er ist damit weltweit erfolgreich.

1998 infizierte er sich bei seinem ersten Besuch mit dem Virus „Le Mans“. Seitdem kommt er immer wieder, mittlerweile mit seiner ganzen Familie. 2005 stellte er zum ersten Mal am Rande der Rennstrecke aus, und zog damit immer mehr die Aufmerksamkeit von Fahrern und ihrem Team auf sich. Aus Kunden wurden Bekannte, aus Bekannten Freunde. Seine zahlreichen Kontakte zu den Motorsport-Teilnehmern aus aller Welt, aber auch zu den Repräsentanten des historischen Motorsportes verschafften ihm jetzt den Job als Kurator der Jubiläumsausstellung. Klar, weiß er, wie man Menschen zusammenbringt. Er hat das noch heute bestehende Kulturfest „See der Sinne“ in Hemsbach initiiert und veranstaltet, das regelmäßig 12 000 Besucher in den Bann der Kunst, Musik und Kultur zieht. 2012 veranstaltete er den Concours d’Elegance in Weinheim, der 120 Fahrzeuge und 11 000 Besucher zur 850-Jahr-Feier der Stadt in den Schlosspark lockte. 1995 bis 2005 leitete er den süddeutschen Unternehmerverbund „Fünf Minuten für die Zukunft“. Und von 2006 bis 2019 war Uli Ehret im Feldhockeysport aktiv – und baute die Hockeyabteilung des AC 92 Weinheim auf.

Zum Jubiläum „100 Jahre 24-Stunden-Rennen von Le Mans“ zeigt das Technik Museum in Sinsheim eine große Ausstellung in der Halle 3. Foto: Sebastian Schnepper
Zum Jubiläum „100 Jahre 24-Stunden-Rennen von Le Mans“ zeigt das Technik Museum in Sinsheim eine große Ausstellung in der Halle 3.

„Du machst das, Uli!“

Doch als Kurator einer so großen Ausstellung? Das ist schon etwas anderes. „Du machst das, Uli!“, hieß es vonseiten des Museums. Und er tat es, nutzte seine Kontakte, um die entsprechenden Autos in Sinsheim ausstellen zu können. Auf 3000 Quadratmetern werden seit April über 35 Rennfahrzeuge aus zehn Jahrzehnten in Szene gesetzt. Sie stehen in der Halle 3 in Renngruppen, nach Dekaden unterteilt auf der Rennstrecke der Ausstellung. Kurator Uli Ehret zeigt die Rennwagen in ihrer „natürlichen Umgebung“. Auf der Start- und Ziellinie, unter dem berühmte Dunlop-Bogen, auf der ultralangen Hunaudières-Geraden und in den berühmten Mulsanne- und Arnagekurven, die symbolisch die Le-Mans-Rennstrecke auf dem Hallenboden abbilden.

Historische Fotografien und zehn überdimensionale Vergrößerungen der Aquarelle von Uli Ehret, Partner des Le-Mans-Veranstalters ACO, spiegeln in Rennszenen die Atmosphäre der Jagd durch Tag und Nacht wider.

Rennsport-Legende Hans Joachim Stuck und Uli Ehret während der Begehung der Ausstellung. Foto: Technik Museum Sinsheim
Rennsport-Legende Hans Joachim Stuck und Uli Ehret während der Begehung der Ausstellung.

Highlights der Ausstellung ist darüber hinaus der „ACO-Tower“, aus dem in Le Mans die Rennleitung hoch über der Strecke das Rennen verfolgt. Die Besucher des Technik Museums Sinsheim können in einen bestuhlten Raum eintreten und erleben in einem kleinen Kinoraum Le Mans bei Nacht – mit dem Dröhnen der Motoren, dem Glühen der gleißend-orangeroten Bremsscheiben bei Nacht und dem Feuerwerk der Auspuffrohre, das beim Anbremsen in die Dunlop-Schikane Tausende in seinen Bann zieht.

Eine Modellbau-Ausstellung zeigt alle Siegerfahrzeuge in zwei großen Vitrinen – dazu passende Gebäude und weitere ikonische Le-Mans-Fahrzeuge in 1:43.

Das ist auch das Format des kleinen roten Ferrari „Sharknose“, mit dem alles begann. Uli Ehret hält ihn in der Hand, und in diesem Moment ist die „Faszination Le Mans“ zum Greifen nah.

Hier geht's zum Podcast

Mehr zu Uli Ehret im Podcast „Nah dran“ von Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung. Dort verrät er im Gespräch mit Redakteurin Iris Kleefoot, mit wem er schon mal über die Rennstrecke in Le Mans gefahren ist und wie viel PS er privat unter der Haube seines Autos hat. Zu hören in unsrer Mediathek und auf allen gängigen Streamingdiensten.