Hemsbach will Lautstärkeregler bei der Kerwe runterdrehen
Der Gemeinderat entscheidet am 24. April über neue Gestaltungsrichtlinien. Was im Einzelnen alles geplant ist.

Auch Hemsbach will bei seiner Kerwe am ersten August-Wochenende kräftig an der Phonzahl drehen und zum Schutz der Anwohner weitere Beschränkungen erlassen. Ein „Runder Tisch Kerwe“ aus Vertretern der Anwohner, des Gemeinderates, des Kerwe- und Heimatvereins und der Verwaltung, der sich seit November nicht öffentlich getroffen hat, hat dazu Vorschläge erarbeitet, die das Rathaus jetzt in Gestaltungsrichtlinien gegossen hat und am Montag, 24. April, dem Gemeinderat zum Beschluss vorlegt.
Beschwerden über Lärm gab es auch in früheren Jahren schon. Aus diesem Grund hat die Verwaltung 2018 und 2019 sowie auch im vergangenen Jahr Lärmmessungen vom Balkon des Rathauses aus vorgenommen. Die vom Ordnungsamt in diesen Jahren genehmigte Lärmobergrenze von 85 dbA sei dabei an keinem Kerwetag überschritten worden, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage. Das Rathaus mutmaßt daher, dass es im vergangenen Jahr einen „pandemischen Entwöhnungseffekt“ gab, der die Toleranzgrenze bei Teilen der Anwohner erheblich hat sinken lassen. Denn die Beschwerden müssen massiv gewesen sein, auch eine Unterschriftenliste kursierte.
In der Präambel der zur Entscheidung stehenden Richtlinien heißt es jetzt, dass die Kerwe wie in früheren Jahren wieder in die Höfe zurückgeführt werden und sich mehr am Brauchtum orientieren soll. Künftig sollen die Straußwirtschaften daher auch Kerwehöfe heißen. Das ist nicht nur eine Umbenennung, sondern geht einher mit einem massiven Herunterdrehen der Lautstärke. DJ-Darbietungen in den Höfen bleiben zwar erlaubt, an den Hofeingängen darf die Lautstärke maximal jedoch 70 dbA betragen. Das entspricht dem Lärm, den ein Staubsauger, ein Wasserkocher oder ein laufender Wasserhahn macht.
Keine Live-Musik auf der Gass
Musikalische Darbietungen auf der Kerwegasse (Schloßgasse) sollen generell verboten werden. Konservenmusik durch Schausteller bleibt erlaubt, solange sie 50 dbA nicht überschreitet. Das wäre streng genommen das Aus für die Bühne des Kerwe- und Heimatvereins am Cäsar-Oppenheimer-Platz. So weit wollten die Verantwortlichen dann aber nicht gehen und werten diese als Kerwehof, der auf die 70-dbA-Regelung zurückgreifen kann. Der Kerweverein soll sogar ganz von dieser Regelung freigestellt werden, wenn er sich mit den Anwohnern abspricht und mit diesen einen Konsens hinsichtlich der Beschallung findet.
Außen vor bleibt die Zehntscheuer, die Hildastraße soll nämlich nicht mehr als Kerwegebiet gelten. Die Gaststätte darf über eine Sonderregelung allerdings im Rahmen der gegenüber den Vorjahren unveränderten Öffnungszeiten der Kerwe betrieben werden, der Biergarten muss jedoch ohne Musik auskommen.
Das Ordnungsamt will die Einhaltung der Phongrenzen überprüfen, und zwar täglich. Vereine, Schausteller und Gewerbetreibende müssen sich dazu sogenannte Limiter zulegen, technische Dezibelbegrenzer, die an jedem Tag durch das Ordnungsamt abgenommen und versiegelt werden. Wer es dennoch schafft, die Musik lauter aufzudrehen als erlaubt, dem drohen abgestufte Sanktionen – von der mündlichen Verwarnung beim ersten Mal über die Untersagung von Musik an einem Abend beim zweiten Mal bis hin zum Musikverbot für die ganze Kerwe bei wiederholten Störungen.
Keine Bassboxen mehr
Kräftig gestutzt werden soll auch der Kerweumzug: Bassboxen sind künftig untersagt, die elektronische Musik wird auf 80 dbA begrenzt, die Boxen müssen in den Wagen gerichtet sein. Ebenso dürfen keine Wasserspritzpistolen mehr benutzt werden. Das Ordnungsamt will die Wagen im Vorfeld abnehmen. Wer gegen die Regeln verstößt, dem droht, dass er im kommenden Jahr nicht mehr mitmachen darf.
Die Stadt will den Anwohnern auch beim Auf- und Abbau entgegenkommen: Der Aufbau darf erst ab Mittwoch vor der Kerwe erfolgen und längstens bis 22 Uhr andauern. Der Abbau darf erst am Dienstag nach der Kerwe in der Zeit von 8 bis 22 Uhr erfolgen und nicht mehr nachts. Den Anwohnern soll zudem während des Volksfestes zu garantierten Zeiten das Einfahren in die Schloßgasse ermöglicht werden. Gleichzeitig ist geplant, für sie Ersatz-Parkplätze am Friedhof zu reservieren. Anwohner sollen zudem eine Kontaktliste aller Veranstalter und eine Nummer erhalten, über die diese in den Zeiten des Aufbaus, während der Kerwe und des Abbaus das Ordnungsamt erreichen.
Das alles ist noch nicht beschlossen. Es gilt dann, wenn der Gemeinderat dem in seiner nächsten Sitzung zustimmt.