Weinheimer Vermieter sind von Problemen genervt
Ein Weinheimer Ehepaar vermietet in der dritten Generation und hat damit viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht.

Sie bezeichnen sich selbst als „normale Vermieter“. „Wir reden mit den Leuten und sind hilfsbereit, wenn es klemmt“, sagt das Weinheimer Ehepaar, welches lieber anonym bleiben will. Ihre Familie vermietet bereits in der dritten Generation. Vier Immobilien befinden sich in der Nordstadt und ein Haus steht in der Weststadt, welches 1936 erbaut wurde. „Wir haben eigentlich immer gute Erfahrungen mit unseren Mietern gemacht“, erzählt die 64-Jährige. Ihr 67 Jahre alter Mann kommt bei dieser Aussage regelrecht ins Schwärmen: „Vor 20, 30 Jahren war es wunderbar, als alle gemeinsam auf der Bank im Hof zusammensaßen. Das Verhältnis zwischen Vermietern und Mietern war ein schönes Miteinander gewesen. Die Menschen hatten mehr Respekt, und es gab weniger Neid.“
Diese Idylle ist wohl vorbei. Das Ehepaar wirkt genervt und frustriert, wenn es um ihre Immobile in der Weststadt geht. Problemhaus wäre aus ihrer Sicht vermutlich eine bessere Bezeichnung. Denn es gibt Ärger mit dem Mieter. „Wir haben die Schnauze voll und werden das Haus verkaufen“, macht die Frau ihrem Unmut Luft.
Fragt man Hauseigentümer, warum sie Wohnungen nicht mehr vermieten, hört man fast immer dieses Argument, wobei die Probleme aus Sicht der Mieter ebenso oft ganz anders klingen. Doch Fakt ist, dass auch in Weinheim etliche Wohnungen leer stehen, weshalb die Grünen/Alternative Liste kürzlich im Gemeinderat ein Leerstandskataster forderten, damit die Stadt private Vermieter und Wohnungssuchende zusammenbringt.
Sanierungsbedürftiges Haus
Dem Weinheimer Ehepaar wäre damit wohl nicht geholfen. Dass ihr Gebäude in der Weststadt nach und nach zerfiel, wusste das Ehepaar. Der Vater hatte schließlich 20 Jahre lang nichts mehr investiert. Sie selbst konnten aber nicht mehr alles erledigen. Folglich suchten sie einen Mieter, am besten einen Handwerker, der dann in Eigeninitiative verputzte oder andere kleinere Arbeiten erfüllte. „Statt einer Miete von rund 1400 Euro verlangten wir nur 800 Euro“, umschreibt das Vermieterpaar den Deal. Im Mai 2020 fanden sie schließlich einen Mieter, der mit seiner Familie einzog. Am Anfang lief es gut, viel wurde versprochen. „Das mache ich“, habe der Mann stets beteuert.
Doch die Probleme häuften sich, und die Bereitschaft des Mieters, etwas zu tun, ließ mehr und mehr nach. Immer wieder musste das Vermieterpaar nachhaken, wieso beispielsweise das auf die Straße hängende Efeu trotz Zusage nicht geschnitten wurde oder warum die Liguster im Sommer nicht gegossen wurden. Die Situation spitzte sich zu, denn die Familie wollte in dem alten Haus einen Partykeller einrichten. „Aufgrund des Lehmbodens ist dies aber nicht möglich. Je nach Wetterlage wird der Boden nämlich feucht, wenn ich da etwas drauflege. Wir haben dies dem Mieter auch mitgeteilt“, sagt der 67-Jährige. Umso erstaunter war er, als er mit einem Handwerker vor Ort war. „Unter dem Splitt wurde eine Folie verlegt. Und der Teppich war auch nicht herausgerissen, obwohl wir dies verlangten“, schimpft der Vermieter.„Wir sind eigentlich lockere Vermieter. Aber wenn sich jemand nicht an die Vorgaben hält oder uns nicht informiert, ist der Spaß vorbei“, nennt die Frau den Grund, weshalb das Vermieterpaar bei dem Problemhaus in der Weststadt die Nase voll hat.
Sie wollen ihre Ruhe haben und werden das Haus verkaufen. Der Makler wurde bereits beauftragt. Ihr Motto „Leben und leben lassen“ war einfach nicht mehr umsetzbar. „Bei mir liegen die Nerven blank. Ich will mich da auf keine großen Aktionen mehr einlassen“, meint die Frau. Sie blockte deshalb die Mieterin auf ihrem WhatsApp-Kanal, weil ihr es mit den Nachrichten zu viel wurde.
Kündigen kaum möglich
Das Vermieterpaar hoffte darauf, dass die Mieter ausziehen. Doch kündigen sei gar nicht so einfach. „Sie können doch als Vermieter nur aus Eigenbedarf, bei Ausbleiben von zwei Mieten sowie bei gravierenden Abmahnungen jemanden kündigen. Der Mieter kann hingegen jederzeit kündigen“, klagt sie über die Ungleichbehandlung. Da überlege man sich schon, wenn so etwas passiert, ob man weiterhin seine Wohnung oder sein Haus vermieten will: „Ich kenne einige in unserem Bekanntenkreis, die nicht mehr vermieten wollen.“
Weiterer Ärger droht
Auf der anderen Seite kann nicht jeder Vermieter auf die Einnahmen verzichten: „Das Geld, was wir einnehmen, stecken wir in unsere Immobilien hinein.“ Den Vermietern droht aber noch von anderer Stelle Ungemach.
Der 67-Jährige verweist auf den zu „befürchtenden Hammer“ bei der neuen Grundsteuer sowie die CO₂-Abgabe. „Das führt bei vielen zu großen Belastungen. Wo soll das Geld herkommen?“, fragen sie sich und fühlen sich als Vermieter gegängelt.
Die Auflagen des Staates nehmen jedoch weiter zu. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen sie die täglichen Meldungen zum Verbot von Öl- und Gasheizung. Diese hohen Investitionen drohen ihnen glücklicherweise nicht. Denn sie haben bereits vorgesorgt. Sie heizen mit Pellets und haben vor zehn Jahren eine Photovoltaikanlage aufs Dach montiert. In den anderen Häusern gibt es Gasheizung und Solaranlagen auf dem Dach. Ihr Junior verwendet im Haus Biogas.