Weinheims Partnerstadt: Soldatin Rebecca Baruch ist eines der vielen Kriegsopfer

Junge Männer und Frauen aus Ramat Gan fallen nach wie vor im Krieg. Währenddessen sind rund 1000 Menschen aus den Kampfgebieten in die Partnerstadt geflüchtet. Diese wiederum ist weiter Ziel von Raketenangriffen. Und die Fälle, in denen es Sprengkörper durch die Schutzschilde schaffen, summieren sich.

Rebecca Baruch aus Ramat Gan zog aus den Niederlanden nach Israel. Sie erlitt während ihres Kriegsdienstes eine tödlich verlaufene Entzündung des Gehirns. Foto: Facebook / MayorShama
Rebecca Baruch aus Ramat Gan zog aus den Niederlanden nach Israel. Sie erlitt während ihres Kriegsdienstes eine tödlich verlaufene Entzündung des Gehirns.

Wie der ganze Nahe Osten kommt auch Ramat Gan, Weinheims Partnerstadt in Israel, nicht zur Ruhe. Die Kommune nahe Tel Aviv ist weiter Ziel von Raketenangriffen. Die Zahl der Kriegsopfer, meist junge Männer und Frauen, steigt. Dasselbe gilt für die der Geflüchteten, die in Ramat Gan Schutz suchen. Und doch gibt es auch immer wieder überwältigende Zeichen der Solidarität. Einige davon finden von Weinheim über 4100 Kilometer hinweg ihren Weg mitten ins Herz der israelischen Gemeinde.

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„Ich habe keinen Zweifel, dass der Krieg kein Ende findet“, schreibt Smadar Caspi. Zumindest nicht, solange Israel seine Ziele nicht erreicht habe und die Geiseln befreit seien. „Ich bin sicher, dass wir gewinnen. Aber was wird das Schicksal des Staates Israel sein?“, fragt die Lehrerin, die im Rahmen des Schüleraustausches erst im Sommer zu Gast in Weinheim war.

Zweiwöchiger Todeskampf

Die meisten Männer in ihrer Familie befänden sich derzeit im Einsatz im Süden und Norden von Israel. Über 6000 Einwohner der Partnerstadt sind bislang eingezogen worden, ist aus dem Rathaus in Ramat Gan zu erfahren. Insgesamt seien 26 Einwohner gefallen. Die jüngste Meldung ist wenige Tage alt und betrifft Rebecca Baruch, eine gebürtige Niederländerin, die gerade einmal 24 Jahre alt war. Sie starb nach einem zweiwöchigen Todeskampf und trotz mehrerer Operationen, schreibt Bürgermeister Carmel Shama-Hacohen auf Facebook. Medienberichten zufolge hatte die Einwohnerin Ramat Gans im Einsatz eine Gehirnentzündung erlitten. Laut der niederländischen Tageszeitung „AD“ meldete sich Baruch unmittelbar nach Kriegsausbruch freiwillig zum Dienst. Sie war keine Unbekannte: 2018 wurde sie im Rahmen der Dokumentation „Lone Soldier“ von einem Kamerateam begleitet.

Seit dem terroristischen Überfall am 7. Oktober sind etwa 700 israelische Zivilisten sowie 556 Soldaten getötet worden. Weitaus höher ist die Zahl der palästinensischen Opfer: Nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde liegt diese bei 25 000, darunter viele Zivilisten. Gerade in den Grenzgebieten mussten viele israelische und arabische Bürger ihr Zuhause zurücklassen und flüchten.

Unter den Geflüchteten aus den Orten rund um Gaza befinden sich viele Kinder – jüdische wie arabische. Das Bild zeigt Ramat Gans Oberbürgermeister mit einem Mädchen, das seine Heimat verlor. Foto: Facebook/MayorShama
Unter den Geflüchteten aus den Orten rund um Gaza befinden sich viele Kinder – jüdische wie arabische. Das Bild zeigt Ramat Gans Oberbürgermeister mit einem Mädchen, das seine Heimat verlor.

Laut dem Rathaus in Ramat Gan sind etwa 1000 Geflüchtete in der Stadt untergekommen. Sie stammen vorwiegend aus dem Süden, wo die Gräuel des Schwarzen Sabbat stattgefunden haben. Unter den Opfern waren ebenfalls Einwohner von Ramat Gan, wie die 26-jährige Oriya Ricardo, die das Supernova-Festival in Re’im besucht hatte (wir haben berichtet), bei dem die Hamas den größten Massenmord an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg verübte.

Raketen schlagen in Häuser ein

Die Unterbringung der hohen Anzahl heimatloser Menschen stellt Ramat Gan vor eine große Herausforderung. Dennoch, so das Rathaus, werde jeder Geflüchtete mit offenen Armen empfangen. Erst kürzlich seien 55 Familien aus dem Kibbuz Sufa in zwei frisch gebauten Wohnhäusern untergekommen. Die 55 Besitzer der jeweiligen Appartements hätten auf Bitte des Rathauses eingewilligt, dass die Menschen dort für mindestens ein halbes Jahr leben können.

Auch in Ramat Gan selbst haben einige Menschen ihr Zuhause verloren. Ebenfalls besorgniserregend ist der Grund dafür. Nachdem es bereits Ende Oktober eine Rakete der Hamas durch den Schutzschirm „Iron Dome“ geschafft hatte und ein Haus zerstörte (wir haben berichtet), gab es mittlerweile weitere direkte Treffer auf Wohnhäuser. Der Fahrradladen eines arabischen Einwohners ist indes einem Hassverbrechen zum Opfer gefallen. „Es wurde nur angezündet, weil sein arabischer Besitzer Kindern Fahrräder nach dem 7. Oktober gespendet hatte“, so Ramat Gans Bürgermeister Shama-Hacohen. Zum Hintergrund: In der israelischen Partnerstadt werden Fahrräder an geflüchtete Kinder verschenkt. Dabei helfen auch Unterstützer aus Weinheim. Albrecht Lohrbächer, „Vater“ des Jugendaustauschs mit Ramat Gan, sammelt zusammen mit dem Freundeskreis bereits seit einer Weile fleißig Spenden für die Partnerstadt.

Insgesamt 30 000 Euro an Spenden

„Wir haben inzwischen 20 000 Euro überwiesen“, erklärt der Theologe. „Das Geld wurde vor allem für den Kauf von Fahrrädern, die den evakuierten Kindern zugutekamen, verwendet.“ Und Lohrbächer hat bereits die nächsten guten Neuigkeiten im Gepäck. Mittlerweile habe der Freundeskreis die 30 000-Euro-Marke bei den Spenden überschritten. Der nächste Verwendungszweck ist, die Traumatherapie zu unterstützen, die den Geflüchteten zugutekommt. „Es ist nicht möglich, den Horror, den diese Menschen erlebt haben, zu begreifen“, heißt es hierzu aus dem Rathaus in Ramat Gan. Viele von ihnen haben Familienangehörige bei dem Angriff am 7. Oktober verloren. Manche bangen immer noch um die Leben von entführten Angehörigen.

Der Freundeskreis Weinheim-Ramat-Gan bittet weiter um die Solidarität der Bevölkerung. Der gemeinnützige Verein verpflichtet sich, die Spenden zu 100 Prozent weiterzuleiten. Spendenkonto bei der Volksbank Kurpfalz: Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan e.V. IBAN DE21 6709 2300 0001 1646 00