Wirrwarr um Weinheimer Kita-Schließung
Die Weinheimer Kita Mäusezauber schließt in diesem Jahr, hieß es aus dem Rathaus. Obwohl die Einrichtung gekündigt hatte, ist sie nun über diese Meldung überrascht.
Weinheim. Die Kinderkrippe Mäusezauber wird aus wirtschaftlichen Gründen schließen, hieß es in der vergangenen Sitzung des Weinheimer Kinder- und Jugendbeirats. Die Einrichtung zeigt sich über diese Meldung überrascht. Nun ist auch das Rathaus verwundert.
Von Beginn: In der Kita-Bedarfsplanung für das kommende Jahr wurde bekannt gegeben, dass die Kinderkrippe Mäusezauber in Lützelsachsen voraussichtlich zum 31. August ihren Betrieb einstellt. Bereits jetzt würden keine neuen Kinder mehr aufgenommen werden. „Die über den August 2023 hinaus zu betreuenden Kinder müssen nach heutigem Stand auf andere Einrichtungen verteilt werden“, stand in der Vorlage weiter geschrieben. Es werde nach einer Lösung für die vom Wegfall bedrohten 30 Plätze gesucht. In der Bedarfsplanung blieben sie erhalten.
„Vorschnell Nägel mit Köpfen gemacht“
Auf Anfrage nach den genauen wirtschaftlichen Gründen zeigt sich Mäusezauber-Marketingleiter Jonas Jakobi verblüfft: „Wir sind überrascht, dass unsere Schließung auf dem Papier steht“, sagt Jakobi. „Hier wurden vorschnell Nägel mit Köpfen gemacht.“ Immerhin sei die private Gesellschaft mit der Stadt noch in Verhandlungen über die Bezuschussung.
Diese stehe nämlich nicht im Verhältnis zu den Kosten, die krisen- und inflationsbedingt deutlich höher ausfallen als üblich. Wie hoch? „Da wir uns aktuell in direkten Verhandlungen mit der Stadt Weinheim befinden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt leider keine genauen Zahlen nennen“, so Jakobi. Der freie Träger möchte vermeiden, dass Informationen nach außen getragen werden, die den Erfolg der Gespräche gefährden könnten. Es sei ihm aber wichtig, zu betonen: „Von unserer Seite aus geht der Betrieb weiter. Auch über den August hinaus.“ Anmeldungen seien bereits eingegangen und Plätze vergeben worden.
Nachfrage bei der Stadt Weinheim: Sprecher Roland Kern zeigt sich über den Weiterbetrieb des Mäusezaubers „ein bisschen verwundert“. „Denn unserem Fachamt liegt ein Kündigungsschreiben des Trägers zum 31. August 2023 vor.“ Deshalb habe die Verwaltung den Stand auch in der Kitabedarfsplanung erfassen und dem Kinder- und Jugendbeirat mitteilen müssen. „Alles andere wäre nicht korrekt gewesen“, sagt Kern.
Stadt will Einrichtung weiter fördern
Die Stadt Weinheim habe die Krippe mit dem üblichen Förderbetrag unterstützt und werde dies selbstverständlich auch weiter tun. Warum die Wirtschaftlichkeit an diesem Standort nicht erfüllt werden kann, müsse die Einrichtung selbst beantworten.
Tatsächlich befindet sich die Immobilie im zweitteuersten Wohngebiet Weinheims. Der Bodenrichtwert für das 895 Quadratmeter große Grundstück beträgt 1300 Euro je Quadratmeter. Insgesamt sind das rund 1,2 Millionen Euro. Lediglich das angrenzende, weiter Richtung Innenstadt gelegene Wohngebiet ist mit einem Richtwert von 1400 Euro je Quadratmeter teurer.
Nichtsdestoweniger, so Kerns Stand der Dinge, bemühe sich der Träger in Abstimmung mit dem Rathaus um eine Lösung, wie der Betrieb weitergehen könne: „Das wäre natürlich begrüßenswert.“
Die Weinheimer Einrichtung ist einer von insgesamt sechs Standorten der Gesellschaft MZ-Kinderbetreuung. Vier ihrer Erziehungsstätten befinden sich in Heidelberg, eine weitere in Schwetzingen.