Weinheim

Zehn Tipps zum Weinkauf im Supermarkt

Die Auswahl an Weinen im Supermarkt ist groß und vielfältig. Doch wie findet man einen guten Tropfen? Ein erfahrener Weinexperte gibt Tipps, worauf man beim Kauf achten sollte, um den eigenen Geschmack zu treffen.

Siegfried Weber weiß, worauf es beim Weinkauf ankommt.  In der Weinabteilung bei Scheck-in in Weinheim fand er genügend Inspiration. Foto: Iris Kleefoot
Siegfried Weber weiß, worauf es beim Weinkauf ankommt. In der Weinabteilung bei Scheck-in in Weinheim fand er genügend Inspiration.

Es fehlt noch ein guter Tropfen zum Abendessen mit Freunden. Dann schnell in den Supermarkt! Aber findet man da tatsächlich guten Wein? Und wie trifft man die richtige Wahl? Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, die Auswahl groß, und probieren kann man nur in den seltensten Fällen. Unerfahrene Weintrinker stehen nicht selten unschlüssig vor den prall gefüllten Regalen. Das rot-weiße Rätselraten beginnt.

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Wer wissen will, wie man sich im Dschungel der Weinabteilung zurechtfindet, für den haben wir Tipps zusammengestellt. Hilfestellung leistet dabei einer, der sich seit vielen Jahren mit dem Thema Wein beschäftigt: Siegfried Weber. Er ist seit 15 Jahren Vorsitzender der Weinheimer Weingilde. Sein eigener Weinkeller ist zwar gut gefüllt, aber Nachschub kann man immer brauchen. Und so verwundert es nicht, dass er bei unserem Streifzug durch die Weinabteilung bei Scheck-in in Weinheim, auch gute Tropfen für sich selbst entdeckt.

Weintrauben zur Ernte bereit. Foto: Ilo/Pixabay
Weintrauben zur Ernte bereit.

! Tipp 1: Etiketten lesen, statt nur nach dem Aussehen der Flasche kaufen

Siegfried Weber empfiehlt, genau hinzuschauen. „Ich bin bei Design-Flaschen eher skeptisch“, schickt er voraus. Denn Optik ist nicht gleich Inhalt. Und wenn Erzeuger viel Geld für Marketing und Design ausgeben, bleibt weniger für das wirklich Wichtige: den Wein. Deshalb lädt Weber zum Fakten-Check. Auf dem Etikett der Vorderseite stehen meist Name und/oder das Logo des Weinguts, Jahrgang, Rebsorte und die Geschmacksbezeichnung. Die Rückseite nennt nicht nur den Alkoholgehalt, sondern enthält noch eine weitere wichtige Information: Wenn dort Erzeugerabfüllung oder Gutsabfüllung steht, heißt das, der Anbau, die Weinerzeugung und die Abfüllung liegen in den Händen eines Winzers oder einer Winzergenossenschaft. „Das ist schon mal ein Qualitätsmerkmal“, weiß Weber. Liest man dagegen „Abfüller“, so hat der Abfüller die fertigen Weine von Erzeugern gekauft, abgefüllt und mit seinen Etiketten versehen.

Wichtige Infos zum Beispiel zum Alkoholgehalt oder der Abfüllung liefert das Etikett auf der Rückseite der Flasche. Foto: Iris Kleefoot
Wichtige Infos zum Beispiel zum Alkoholgehalt oder der Abfüllung liefert das Etikett auf der Rückseite der Flasche.

! Tipp 2: Auf Auszeichnungen achten

Geben Sie Acht auf Gütesiegel und andere Auszeichnungen, dann können Sie auch im Supermarkt das ein oder andere leckere Tröpfchen ergattern. Sommeliers, Journalisten und andere Fachkundige prämieren in regelmäßigen Abständen die besten Weine. Wem selbst die Erfahrung fehlt, kann sich hier Orientierung holen. Es gibt zum Beispiel die Bundesweinprämierung, deren Medaillen dann in Bronze, Silber und Gold auf den Flaschen zu sehen sind, oder die Berliner Wein Trophy. Außerdem bieten Weinführer eine willkommene Hilfestellung, wenn es darum geht, gute oder gar exzellente Weine zu finden.

! Tipp 3: Ob rot oder weiß: Es kommt nicht auf das Alter an

Weine zum kleinen Preis sind in der Regel nicht lange lagerfähig und sollten innerhalb von zwei Jahren genossen werden. Der Jahrgang spielt erst eine Rolle, wenn es um wirklich hochwertige Weine geht. Weber: „Rotweine sind von der Machart her grundsätzlich mehr auf Haltbarkeit getrimmt als Weißweine.“ Bei der Auswahl rät der Fachmann dazu, die Entscheidung vom Anlass abhängig zu machen: ein junger spritziger Weißwein zum Essen, ein älterer zum Genießen danach.

! Tipp 4: Auf Augenhöhe kaufen

Im Supermarkt befinden sich die billigsten Weine in der Regel in der unteren Regalreihe. Aber Vorsicht: Ein Schnäppchen sind sie deshalb nicht automatisch. Siegfried Weber: „Ich rate grundsätzlich von Weinen unter 4 Euro ab.“ Wer auf Augenhöhe kauft, hat mehr Chancen, dass es schmeckt. Siegfried Weber betont jedoch: „In jeder in Deutschland abgefüllten Flasche für jeden Preis befindet sich ein zumindest technisch ordentliches Produkt. Was am Ende schmeckt, muss jeder für selbst entscheiden.“

! Tipp 5: Keine Angst vor Sonderposten

„Da kann man kaum etwas falsch machen“, sagt Weber zu Sonderposten wie dem „Wein des Monats“ bei Scheck-in. Oft werden größere Chargen bei Winzern gekauft, sodass der gute Preis an die Endverbraucher weitergegeben werden kann.

Die Korken ins Körbchen, den Schraubverschluss auf die Flasche. Foto: Jo Wiggijo/Pixabay
Die Korken ins Körbchen, den Schraubverschluss auf die Flasche.

! Tipp 6: Schraubverschluss läuft dem Korken den Rang ab

Der Schraubverschluss hat im Vergleich zum klassischen Korken noch immer einen schweren Stand. Dabei ist die Theorie durchaus umstritten, dass eine gute Flasche Wein den Korken braucht, um besser atmen zu können. Dagegen liegen die Vorteile auf der Hand. „Beim Schraubverschluss bleibt der Wein stabiler und bekommt keinen Fehlgeschmack“, erklärt Weber. Er sieht den Schraubverschluss als Fortschritt: „Sie kaufen ja heutzutage auch kein Auto, das sie noch mit der Kurbel vorn anlassen müssen.“ Mittlerweile setzen immer mehr Winzer bei ihren Weinen auf Schraub- oder Glasverschlüsse - selbst bei ihren teuren Tropfen. Hintergrund ist auch, dass Kork als nachwachsender Rohstoff deutlich teurer geworden ist. Der Schraubverschluss hat außerdem einen praktischen Nutzen. Wer beim Picknick im Park keinen Korkenzieher mitnehmen möchte, ist mit dem Schraubverschluss also bestens bedient.

! Tipp 7: Auf große Namen vertrauen, aber auch kleinen Weingütern eine Chance geben

Hier scheiden sich die Geister. Siegfried Weber: „Große Namen sind auf jeden Fall ein Garant für Qualität im Glas.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, greift also zu den Weinen bekannter Winzer. Doch hier zahlt man auch für den Namen. Unbekanntere Weingüter können dagegen kostengünstiger produzieren und geben nicht so viel Geld für das Marketing aus. Das spiegelt sich im günstigeren Preis.

Regional trinken, empfiehlt Weber, hier bei den Weinen der Winzergenossenschaft Schriesheim. Foto: Iris Kleefoot
Regional trinken, empfiehlt Weber, hier bei den Weinen der Winzergenossenschaft Schriesheim.

! Tipp 8: Regional trinken

Die Qualität der deutschen Weine ist in den zurückliegenden 15 Jahren deutlich gestiegen. Und in unserer Nachbarschaft liegen die Pfalz und die Bergstraße. „Einsteigern empfehle ich, sich bei regionalen Produkten umzuschauen — besonders bei den Weißweinen.“ Selbst wenn sich Deutschland auch als Rotweinland mausert, bei den Roten hält Weber Frankreich, Italien und Spanien noch die Stange. „Die Konstanz ist aufgrund des Klimas einfach noch besser“, sagt er. Ganz klar: Wer regional trinkt, hat die Gelegenheit, die Weingüter zu besuchen und sich vor Ort ein Bild vom Betrieb zu machen.

! Tipp 9: Mit einer Flasche anfangen

Probieren geht über Studieren, heißt es. Und da ist was dran. Was schmeckt, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Siegfried Weber empfiehlt deshalb, auf die eigenen Geschmacksknospen zu vertrauen. „Kaufen Sie deshalb erst einmal nur eine Flasche. Und wenn es schmeckt, einen ganzen Karton.“

! Tipp 10: Lassen Sie sich beraten

Wer jetzt noch unschlüssig ist, der kann sich immer noch beraten lassen. In vielen Supermärkten gibt es Weinfachberater, die hilfreich zur Seite stehen. Oder man nutzt Verkostungen. In Weinheim bietet die Weingilde elfmal im Jahr Weinproben an.