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Toter 19-Jähriger in Bobenheim-Roxheim: Keine Hinweise auf Fremdverschulden

(Update: 10.11.23, 13.10 Uhr) Nachdem ein junger Mann in Bobenheim-Roxheim tot neben einem Gleisbett gefunden wurde, veröffentlicht die Polizei erste Erkenntnisse aus dem Obduktionsbericht.

Der Fußballverein SG Lindenfels / Winterkasten nimmt vom Teammitglied Abschied. Foto: Instagram _ SG Lindenfels /Winterkasten
Der Fußballverein SG Lindenfels / Winterkasten nimmt vom Teammitglied Abschied.

+++ (Update, 10. November, 13.10 Uhr): Der Tod des 19 Jahre alten Robin Schmitt, der am Wochenende in Bobenheim-Roxheim tot neben dem Gleisbett aufgefunden wurde, war offenbar ein tragischer Unfall. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es nicht, so die Ermittler. Wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal und die Kriminalpolizei Ludwigshafen in einer am Freitag, 10. November, veröffentlichten Pressemitteilung schreiben, wurden umfangreiche und intensive Ermittlungen durchgeführt. Neben den Aussagen von Zeugen liegt mittlerweile auch das Obduktionsergebnis vor.

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Der 19-jährige wurde am Donnerstag (9. November) im Institut für Rechtsmedizin der Universität Mainz auf Antrag der Staatsanwaltschaft Frankenthal obduziert. Das vorläufige Ergebnis der Obduktion ergab als Todesursache unter anderem ein Polytrauma. "Es konnten keine Verletzungen gefunden werden, die typischerweise durch eine körperliche Auseinandersetzung entstehen", heißt es wörtlich. Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kripo dauern an. +++

Trauer auf dem Sportplatz in Lindenfels

Ein kleines Meer aus Lichtern steht auf dem Sportplatz in Lindenfels vor einem gerahmten Bild. Es zeigt einen jungen Mann im Fußballtrikot, der aus braunen Augen in die Kamera schaut. Das ebenso braune Haar ist an den Seiten kurz geschnitten, der Mund ist zu einem winzigen Schmunzeln verzogen.

Robin Schmitt wurde nur 19 Jahre alt. Am Wochenende soll er in Bobenheim-Roxheim von einem Zug erfasst und getötet worden sein. Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem tragischen Unglück aus. Doch für Robins Eltern sind noch viele Fragen offen.

Fundort in der falschen Richtung

Was ist in der Nacht von Freitag auf Samstag mit ihrem Sohn passiert? Am Freitagabend geht der 19-Jährige mit einigen Freunden aus der Fußballmannschaft – er spielte überwiegend für die zweite Mannschaft der neuen Spielgemeinschaft Lindenfels/Winterkasten – in Bensheim feiern.

Von dort aus macht er sich am späten Abend auf den Weg nach Worms, wo seine Freundin wohnt. Um 0.45 Uhr kommt sein Zug aus Richtung Ludwigshafen, die S6, dort an. Doch Robin steigt nicht aus.

Am frühen Morgen wird er tot im Gleisbereich in Bobenheim-Roxheim gefunden, das wenige Kilometer südlich der Nibelungenstadt liegt. „Die Situation ist für uns unbegreiflich“, sagt Robins Vater Matthias Schmitt am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. Für Schmitt ist nicht nachvollziehbar, weshalb sein Sohn eine Haltestelle zu früh in Bobenheim-Roxheim aus dem Zug ausgestiegen sein sollte. „Und selbst wenn, dann hätte er seine Freundin angerufen, die in Worms auf ihn gewartet hat, um ihn abzuholen“, sagt er.

Die Freunde aus der Fußballmannschaft hätten zudem versichert, dass Robin „absolut Herr seiner Sinne“ gewesen sei, als er sich auf den Weg zu seiner Freundin gemacht habe. Dass dem jungen Mann betrunken ein Fehler unterlaufen sei und er sich dann zu Fuß in Richtung Worms aufgemacht habe, glaubt er also auch nicht.

Obduktion angeordnet

Denn auch der Fundort der Leiche werfe Fragen auf. Dieser liegt nämlich nicht in Richtung Worms, sondern wenige Hundert Meter in Richtung Süden vom Bahnhof Bobenheim-Roxheim aus gesehen. „Wieso wurde er in dieser Richtung gefunden? Heutzutage haben alle Navis. Wir haben ein sehr mulmiges Gefühl“, berichtet Schmitt. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. „Dabei soll geklärt werden, ob ein Fremdverschulden infrage kommt“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Es sei eine Obduktion angeordnet worden, deren Ergebnisse jedoch noch nicht vorliegen.

Bei dieser soll auch geprüft werden, wie viel Alkohol Robin im Blut hatte. Anhaltspunkte für suizidale Gedanken haben die Behörden laut Ströber nicht – außer der Auffindesituation im Gleisbereich.

Die Anteilnahme ist riesig

In Lindenfels, wo Robins Mutter wohnt, wo er aufgewachsen ist und Fußball spielte, ist die Betroffenheit nach dem Vorfall riesig. Sämtliche Herren-Spiele der Spielgemeinschaft Lindenfels/Winterkasten am Wochenende wurden abgesagt. Auch am kommenden werde nicht gespielt, berichtet Peter Schneider, der Vorsitzende des SV Lindenfels, Robins Stammverein und Teil der Spielgemeinschaft.

„Der Schock sitzt tief, so ein junger Mensch“, sagt Schneider. Man werde bei der Beerdigung anwesend sein und habe der Familie Hilfe angeboten. „Ein Kumpel, Kamerad und Teamkollege, der viel zu früh von uns gegangen ist“, schreibt die SG auf Instagram.

In den Kommentaren schreiben viele Follower, aber auch andere Sportvereine, wie der SV Lörzenbach, FSV Rimbach oder die TG Jahn Trösel bewegende Worte. Auf vielen Fußballplätzen im Umfeld gab es bereits am Wochenende Schweigeminuten. Zum Gedenken an einen jungen Menschen, dessen Tod noch einige Fragen aufwirft.

Mutter bittet um Hilfe

Auf Facebook machte nun die Mutter des jungen Mannes einen verzweifelten Aufruf. Die Familie möchte verstehen, was passiert sein könnte:

Ihr Sohn habe eine blaue Jeans, eine schwarze Jacke und weiße Nike Air Force getragen. „Wir wollen doch nur verstehen, was passiert ist mit unserem Jungen!“ Unter dem Beitrag befinden sich nicht nur anteilnehmende Kommentare, er wurde zudem bereits über 3000 Mal geteilt.

Matthias Schmitt war am frühen Samstagmorgen selbst zu dem Ort gefahren, an dem sein Sohn starb. „Seine Freundin hat mir gesagt, dass der Live-Standort, den er ihr bei Snapchat geschickt hatte, sich seit Stunden nicht mehr bewegt“, berichtet er. Sie habe sich, nachdem sie vergeblich am Wormser Bahnhof gewartet hatte, große Sorgen gemacht. „Also sind wir zu dem angezeigten Standort gefahren. Da war dann schon Polizei in den Gleisen, die uns weggewunken hat“, berichtet der Vater, bei dem Robin zuletzt in Mannheim wohnte. Er hatte eine Ausbildung bei John Deere begonnen. Auch sein Vater arbeitet dort.

Überwachungsbilder aus dem Zug sollen überprüft werden

„Er war ein Mensch, der voll im Leben stand. Es war alles in Ordnung. Er wollte zu seiner Freundin, hätte am Sonntag ein Fußballspiel gehabt“, versichert sein Vater und kämpft mit den Emotionen. Die Familie mache Druck bei der Staatsanwaltschaft, dass allen Hinweisen nachgegangen wird. So sollen etwa die Bilder der Überwachungskamera aus dem Zug gesichtet werden, in dem Robin saß. „Wir würden die Welt nicht verrückt machen, wenn es nicht so unverständlich wäre.“

Es gibt zwei Trauerstellen für den Verunglückten. Seit Sonntagabend befindet sich eine direkt am Lindenfelser Sportplatz und eine weitere am Unfallort in Bobenheim-Roxheim.

Eine der beiden Trauerstellen für den verunglückten 19-Jährigen. In Bobenheim-Roxheim liegt neben Fotos und Blumen auch ein Fußball. Foto: Instagram
Eine der beiden Trauerstellen für den verunglückten 19-Jährigen. In Bobenheim-Roxheim liegt neben Fotos und Blumen auch ein Fußball.

Auch die Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar beteiligen sich an dem Aufruf.

Zeugen werden gesucht

Wer in der Nacht von Freitag auf Samstag, 3. und 4. November, eine junge männliche Person im Bereich des Feldweges zwischen dem Bahnhof Bobenheim-Roxheim und dem Industriegebiet auf Höhe des Südrings gesehen hat, wird gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Ludwigshafen unter der Telefonnummer 0621/963-2773 oder per E-Mail kiludwigshafen.k1.kdd@polizei.rlp.de zu melden.