
Land gibt Klinikum Mannheim grünes Licht
Die Heidelberger Uniklinik soll in Mannheim als Mehrheitsgesellschafterin einsteigen. Fertig werden könnte das Ganze laut Ministerin frühestens in einem Jahr.
Am Ende ist es sogar überraschend flott gegangen. Eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Mannheimer Klinikums versprach Wissenschaftsministerin Petra Olschowski zwar schon im Dezember fürs erste Quartal 2023, als rund 300 Beschäftigte mit wütenden Pfiffen und Buhrufen vor dem Stuttgarter Landtag gegen die anhaltende Unklarheit protestierten. Später präzisierte die Grünen-Politikerin, es werde bis Ende März dauern. Doch Anfragen selbst nach dem Prozedere blieben ergebnislos.
Allianz aus Krankenhäusern, Forschungsinstituten und Uni
Das Mannheimer Klinikum und die Uniklinik Heidelberg wollen seit 2020 fusionieren. Alleiniger Träger wäre dann das Land.
Bisher ist das Mannheimer Klinikum eine städtische Tochter. Das Land ist nur über die Medizinische Fakultät – eine Außenstelle der Uni Heidelberg – schon mit im Boot. Innerhalb der grün-schwarzen Landesregierung erwies sich eine Fusion als nicht durchsetzbar, angeblich setzte Ministerpräsident Winfried Kretschmann das F-Wort auf den Index. Daher ist seit vorigem Jahr lediglich von einem Verbund die Rede.
Die Verantwortlichen in der Region hoffen aber, dass der nur ein erster Schritt ist.
Um die beiden Krankenhäuser ist eine Allianz gegründet worden, an der neben der Uni Heidelberg auch vier sehr renommierte Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich beteiligt sind: das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie aus Heidelberg das Deutsche Krebsforschungszentrum, das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und das Europäische Molekularbiologie-Laboratorium.
Kernstück der „Health + Life Science Alliance Heidelberg Mannheim“ (so der offizielle Name) ist indes ein Zusammenschluss der beiden Klinika. Gemeinsam hätten sie nach offiziellem Stand fast 4000 Betten (rund 2600 in Heidelberg, ungefähr 1350 in Mannheim).
Damit wären sie größer als die Berliner Charité (an vier Standorten insgesamt etwa 3300 Betten) und somit die Nummer Eins unter deutschen Krankenhäusern.
Bis zuletzt abgestimmt
Dass das Kabinett nun plötzlich bereits am Dienstagvormittag einen engen Verbund der Universitätsmedizin Mannheim mit der in Heidelberg beschließen sollte, hat unsere Zeitung erst am Vortag streng vertraulich aus mehreren gut unterrichteten Quellen erfahren. Dem Vernehmen nach wurden zwischen den Beteiligten noch am Montagabend letzte Fragen geklärt und Zitate abgestimmt. Offenbar war es den Spitzen der Landesregierung wichtig, alle Verantwortlichen in Stuttgart, Mannheim und Heidelberg mit eigenen Wortbeiträgen in der Pressemitteilung ins Boot zu holen.
Die gefundene Lösung sieht nun einen gesellschaftsrechtlichen Verbund vor. Demnach sollen beide Krankenhäuser zwar ihr eigenständiges Profil behalten, aber auf medizinischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene sehr eng zusammenarbeiten. Dazu ist geplant, dass die Heidelberger Uniklinik in die Mannheimer Klinikum-GmbH einsteigt und dort Mehrheitsgesellschafterin wird.
Dieses gesellschaftsrechtliche Mutter/Tochter-Modell nennt die Wissenschaftsministerin eine „sehr, sehr gute Basis“. Beide Krankenhaus-Standorte behielten ihre Selbstständigkeit, könnten aber durch die Schaffung von Synergieeffekten gestärkt werden. Wie das genau aussehen soll und was die künftige Rolle der Stadt Mannheim angeht – auch in finanzieller Hinsicht –, will Olschowski in baldigen Gesprächen mit den Beteiligten vor Ort klären. Weil parallel auch Prüfungen vor dem Bundeskartellamt und weitere Verfahren anstünden, lasse sich der Zeitplan noch nicht konkret beziffern. Rein theoretisch könne der Verbund ab dem Frühling nächsten Jahres startklar sein.
Die in der Region einhellig gewünschte Fusion hätte ursprünglich schon im Januar 2022 fertig sein sollen. Damals hieß es auch, sie werde zwischen beiden Krankenhäusern „auf Augenhöhe“ erfolgen. Dazu sagt nun die Ministerin, natürlich würden die Gespräche mit den Verantwortlichen auf dieser Basis geführt und auch alle Vereinbarungen „auf Augenhöhe“ getroffen. Zwar werde die Uniklinik Heidelberg als Mehrheitsgesellschafterin künftig eine entsprechende strategische Steuerungsmöglichkeiten haben. Gleichwohl bleibe es bei zwei eigenständigen Krankenhäusern. Das sei auch aus rechtlichen Gründen sinnvoller als eine Fusion, zumal sich nun mit Mitteln aus dem Fonds für kommunale Kliniken alsbald im Klinikum das Großumbauprojekt „Neue Mitte“ angehen lasse.
Fusion der Fakultäten möglich
Die beiden medizinischen Fakultäten in Mannheim und Heidelberg, über die dortige Universität ohnehin bereits in Verbindung, könnten laut Olschowski allerdings durchaus fusionieren. Das sei aber eine Entscheidung, die von der Heidelberger Uni getroffen werden und ebenso wie der Verbund vom Bundeskartellamt geprüft werden müsse.
Und was ist mit den Beschäftigten im Mannheimer Klinikum? Werden die wie bisher weiter nach den Tarifen für kommunale Krankenhäuser oder künftig nach denen für landeseigene Universitätskliniken bezahlt? Da gibt es von Bereich zu Bereich einige Unterschiede.
Dazu erläutert die Wissenschaftsministerin: „Bestehende Tarifverträge werden weitergeführt.“ Zu späteren Zeitpunkten seien allerdings auch hier Vereinheitlichungen denkbar.