Tromm

GeoLab: Wird das Felslabor zum Atom-Endlager?

Aktuell wird untersucht, ob auf der Tromm ein Felslabor für tiefe Geothermie gebaut werden soll. Einer der Partner: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung. Sucht sie dort einen möglichen Standort für ein Endlager? Dagmar Dehmer von der BGE beantwortet alle Fragen.

Einer der Partner beim GeoLaB-Projekt, für das aktuell die Tromm als möglicher Standort untersucht wird, ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung. Die BGE sucht dort aber kein Endlager, sondern begleitet das Projekt, um ihr Fachwissen zu erweitern. Foto: Fritz Kopetzky
Einer der Partner beim GeoLaB-Projekt, für das aktuell die Tromm als möglicher Standort untersucht wird, ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung. Die BGE sucht dort aber kein Endlager, sondern begleitet das Projekt, um ihr Fachwissen zu erweitern.

Dass die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) neben dem Karlsruher Institut für Technologie und weiteren Helmholtz-Forschungszentren als einer der Partner beim GeoLaB-Projekt aufgelistet wird, mag den einen oder anderen verwundern. Was hat eine Institution, die sich mit der Lagerung von radioaktiven Abfällen beschäftigt, mit der Erforschung von Tiefengeothermie zu tun? Könnte der Tunnel, der im Zuge des Projekts eventuell auf der Tromm gebaut werden soll, nach Ablauf des zehnjährigen Forschungszeitraums zum Endlager werden? Dagmar Dehmer von der BGE erklärt, warum die Gesellschaft sich am GeoLaB beteiligt.

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Was ist die BGE eigentlich und was sind ihre Aufgaben?

Die BGE ist ein bundeseigenes Unternehmen, das für die „dauerhafte Lagerung der radioaktiven Abfälle im tiefen Untergrund verantwortlich“ ist, wird auf der BGE-Website erklärt. Die Gesellschaft hat verschiedene Aufgaben: Unter anderem die Einrichtung und der Betrieb von Endlagern sowie die Stilllegung, also die Versiegelung, dieser Anlagen. Und auch die Suche nach geeigneten Orten, um hochradioaktives Material einzulagern.

Warum beteiligt sich die BGE an Projekten wie dem GeoLaB?

„Wir kommen nicht in den Odenwald, um ein Endlager zu bauen“, betont Dehmer. Stattdessen beteiligt sich die BGE an mehreren Forschungsprojekten, sowohl in Deutschland als auch im Ausland, um Fachwissen zur Erfüllung ihrer Aufgaben zu sammeln. Die Gesellschaft setzt aber auch eigene Forschungsprojekte um.

Was genau will die BGE beim GeoLaB-Projekt lernen?

Dehmer erklärt: Die BGE konnte bisher viele Erfahrungen in Bezug auf Salzbergwerke, Steinsalze, Eisenerz- oder Tongestein sammeln. Wissenslücken gebe es dagegen bei Bergbauprojekten in kristallinem Gestein wie Granit – vor allem, wenn es um „minimalinvasive“ Bergbauarbeiten geht. Denn um ein Endlager möglichst sicher zu machen, darf das umliegende Gestein möglichst wenig beschädigt werden. Eine Möglichkeit, mehr über diese Prozesse und Verfahren zu lernen, bietet sich im Rahmen des GeoLaB-Projekts – eines der ersten Untertage-Labore, das seit langer Zeit gebaut werden soll. Die Gesellschaft ist vor allem am Erkundungs- und Bauprozess interessiert: „Unser Interesse am GeoLaB endet, sobald das Labor steht“, betonte Dehmer bereits bei der ersten Infoveranstaltung.

Könnte das GeoLaB einmal zu einem Endlager werden?

Kurz gesagt: Da, wo das GeoLaB gebaut wurde, kann kein Endlager entstehen, erklärt Dehmer. Zwar käme die Tromm mit dem Granitgestein theoretisch als Standort für ein Endlager infrage. Die Daten würden aber darauf hindeuten, dass es zu viele sogenannte Störungszonen mit Brüchen im Gestein gebe. Der Boden ist also wahrscheinlich zu unruhig und damit zu unsicher, um dort langfristig radioaktive Abfälle lagern zu können. Genau diese Störungszonen sind laut dem Standortauswahlgesetz, das unter anderem die Voraussetzungen für Endlagerstandorte regelt, ein Ausschlusskriterium – und eben genau das, was das GeoLaB-Team für seine Forschung sucht.

Ist ein Endlager für Anwohner allgemein eine Gefahr?

Natürlich ist ein Endlager, in dem radioaktive Stoffe liegen, „nicht vollkommen risikofrei“, erklärt Dehmer. Aber: Ein Endlager ist auch „kein aktives Atomkraftwerk“, fügt sie hinzu. Es handle sich um verbrauchtes radioaktives Material, „mit dem nicht viel passiert“, wenn es einmal tief unter der Erde im Gestein verstaut ist. Bereits ein Kilometer Entfernung sei ein ausreichender Abstand zur Anlage. Störfälle seien nicht vollkommen ausgeschlossen, dafür gebe es aber mehrstufige Sicherheitssysteme.

Mehr zur Endlagerung von Atommüll in Deutschland

Bislang liegen radioaktive Abfälle entweder in Zwischenlagern, in den Forschungszentren, in denen sie verwendet wurden, oder auf dem Gelände der Atomkraftwerke. Da diese Stoffe aber Strahlung abgeben, die für den Menschen und die Umwelt gefährlich sind, muss eine Lösung gefunden werden, um die Abfälle langfristig sicher aufbewahren zu können.

Gibt es bereit Endlager-Anlagen in Deutschland?

Für schwach- bis mittelradioaktives Material gibt es bereits konkrete Projekte. Die BGE arbeitet derzeit einerseits an der Stilllegung, also dem sicheren Verschluss, des Endlagers in Morsleben in Sachsen-Anhalt, in dem 37 000 Kubikmeter Atommüll tief unter der Erde liegen. Andererseits entsteht im niedersächsischen Salzgitter das Endlager Konrad. Ab 2030 sollen in dem ehemaligen Salzbergwerk schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden. Es bietet Raum für 300 000 Kubikmeter radioaktives Material.

Anders sieht es allerdings bei der Lagerung hochradioaktiver Abfälle aus: Da alle Versuche, einen geeigneten Ort zu finden, vergeblich waren, ist die Standortsuche im Jahr 2013„auf null gesetzt“ worden, wird auf der Website der BGE erklärt.

Welche Kriterien müssen an einem Ort erfüllt sein, damit dort ein Endlager für hochradioaktives Material gebaut werden kann?

Ablauf, Kriterien und Rahmenbedingungen für die Suche nach einem geeigneten Standort sind rechtlich im Standortauswahlgesetz geregelt. Infrage kommt nur die Lagerung in Steinsalz, Tongestein oder Kristallingestein, das nicht zu durchlässig ist.

Es gibt dabei strenge Sicherheitsanforderungen: Für einen Zeitraum von einer Million Jahren muss sichergestellt sein, dass die Belastung von Mensch und Umwelt durch die Strahlung der radioaktiven Stoffe im Endlager „geringfügig im Vergleich zur natürlichen“ Belastung ist, heißt es im Gesetzestext. Erfüllen Gebiete die Mindestanforderungen nicht oder liegt ein Ausschlusskriterium wie zum Beispiel Störzonen vor, werden sie als Möglichkeit ausgeschlossen.

Wie läuft die Suche nach möglichen Standorten für ein Endlager?

Das neue Verfahren befindet sich noch in der ersten Phase der Erkundung. Anhand vorliegender Daten hat die BGE 90 Gebiete ausgewiesen, in denen geologisch günstige Bedingungen zu erwarten sind. Nun sollen diese Flächen in einem zweiten Schritt anhand von vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen weiter eingegrenzt und schließlich Gebietsvorschläge gemacht werden – dies ist für 2027 geplant. Im Anschluss folgen die tatsächlichen über- und unterirdischen Erkundungsphasen.

Die finale Entscheidung trifft dann der Gesetzgeber. Diese ist im Standortauswahlgesetz für das Jahr 2031 angestrebt, was jedoch laut BGE nicht zu schaffen ist.