Rimbach

Viel los beim Pfingstmarkt-Umzug in Rimbach

Der Umzug mit 40 Zugnummern schlängelt sich durch den Ort. Sein Motto ist „Sagen und Spukgeschichten“.

Diese Nager segeln auf der Eichhörnchenbrücke in die „Äbbelwoi-Kreisstadt“. Foto: Fritz Kopetzky
Diese Nager segeln auf der Eichhörnchenbrücke in die „Äbbelwoi-Kreisstadt“.

Nein, es sieht nicht gut aus, als sich die Teilnehmer des Umzugs aufstellen: Aus grauen Wolken pladdert kontinuierlich der Regen. Trotzdem, sagt Willi Guthier, hätten sich die Besucher nicht abschrecken lassen. Bei seiner jährlichen Vor-Umzugs-Runde entlang der Strecke hat der Dienststellenleiter der Ordnungspolizei eine Menge Zaungäste ausgemacht, die auch schon Stühle und Tische bereitgestellt haben. Während die Feuerwehrkapelle Rimbach noch letzte Einsätze probt, erinnern sich Margit Eckstein vom Gemeindevorstand und Erster Beigeordneter Rolf Lempp an einen verregneten Zug in den Achtzigern: „Da ist das Wasser in der Kutsche immer von vorn nach hinten geschwappt.“

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Dann schultern sie die Schirme, der Rimbacher Wagen, der den Zug traditionell anführt, setzt sich in Bewegung, und die Kapelle stimmt „Mir sin mim Radel do“ an. Gemeindevorstand und Bürgermeister Holger Schmitt verteilen Fähnchen, und dann kommt die erste der 40 Zugnummern, die das Motto „Sagen und Spukgeschichten“ aufgreift.

Die Albersbacher Zugteilnehmer sind als Eichhörnchen unterwegs. Foto: Fritz Kopetzky
Die Albersbacher Zugteilnehmer sind als Eichhörnchen unterwegs.

Die Kindergärten widmen sich ihm mit Leidenschaft, die Kleinen sind mal als Zwerge mit Tupfenhütchen unterwegs, mal als Burgfräulein und Räuber von der „Burgruine Rodenstein“, mal winken sie als putzige Gespenster vom Festwagen.

Auch die Kindergartenkinder sind kleine Riesen. Foto: Fritz Kopetzky
Auch die Kindergartenkinder sind kleine Riesen.

Die Kita „Löwenzahn“ hat ein Hexenhaus samt bösartiger Alter gebaut, dem eine Gruppe kleiner Magier folgt. Sie kommen der Bitte, etwas schöneres Wetter herbeizuhexen, gerne nach – und tatsächlich scheint ihr Wetterzauber später zu helfen.

Kleine und große Burgfräulein machen beim Umzug mit. Foto: Fritz Kopetzky
Kleine und große Burgfräulein machen beim Umzug mit.

„Die Riesen vom Felsenmeer“

Während die Kinder der Waldhufenschule als „Zauberwesen aus Zotzenbach“ mitlaufen, hat sich die Dietrich-Bonhoeffer-Schule dem Märchen vom Rattenfänger von Hameln verschrieben. Mindestens ebenso wunderbar ist der meterlange Lindwurm, zu dem sich die Kinder der Brüder-Grimm-Schule zusammengetan haben. Die Kita Rimbach nennt ihre Protagonisten ungeachtet deren Größe „Die Riesen vom Felsenmeer“, doch übt die alte Sage auch auf die Erwachsenen einen Reiz aus. Denn sowohl das Kerweteam Lauten-Weschnitz als auch der KSV Rimbach haben Riesen an den Start geschickt, die sich Felsblöcke zuwerfen.

Der KSV begeistert sich für das Thema der "Riesen vom Felsenmeer". Foto: Fritz Kopetzky
Der KSV begeistert sich für das Thema der "Riesen vom Felsenmeer".

Dazwischen sieht man das DRK und hört die Katholische Kirchenmusik „Lauda Sion“, die Feuerwehrkapelle Mörlenbach und die Original Odenwälder Trachtenkapelle aus Linnenbach – als sie um die Ecke biegt, kommt die Sonne durch. Zufall? Jedenfalls wird der Zug nun von schönem Wetter verwöhnt, das sich noch einige Stunden hält.

Viel selbst gemachte Musik sorgt für Stimmung. Foto: Fritz Kopetzky
Viel selbst gemachte Musik sorgt für Stimmung.

Zurück zu den Märchen. „Der Schluckspecht aus dem Odenwald“ gehört streng genommen nicht dazu. Doch gibt er bei der „Rolle“ der Kolpingsfamilie die Richtung vor, auf dem der Text von „Adam & die Micky’s“ zu lesen ist; dem Wagen folgt eine Männergruppe, die viel Bein zeigt und darüber Kleidchen im Stil von Äppelwoi-Gläsern.

Diese Gruppe der Kolpingsfamilie hat sich als "Äppelwoigläser" ausstaffiert. Foto: Fritz Kopetzky
Diese Gruppe der Kolpingsfamilie hat sich als "Äppelwoigläser" ausstaffiert.

Einen eindrucksvollen Beitrag leistet auch die TG: Den Anfang macht eine Räubergruppe der Basketballer, die sich auf dem Anhänger um ein Feuer versammelt hat; danach wird es grün. Die Vereinsfarbe präsentiert die Abteilung Jazzdance, zu der eine riesige Zahl Mädchen aller Altersgruppen gehört – die Schätzungen reichen von 80 bis 100 Teilnehmerinnen. Ihnen hat sich „Das sagenumwobene Volleyballspiel“ an die Fersen geheftet, gefolgt von den Zumbatänzerinnen und den jungen Turnerinnen, die ihr Können zeigen.

Radwege für Puschelschwänze

Das Tanzstudio „Fantasie“ wird von zwei großen Schmetterlingen angeführt, denen sich der Verein der Hundefreunde anschließt; die Tiere sind niedlich anzusehen mit winzigen Drachenflügelchen auf den Geschirren. Den gewaltigsten Traktor hat der Kulturverein Zotzenbach aufgefahren, dessen laute Musik die „Steinbruch-Borsten“ begleitet. Drachen sind auch für die Freiwillige Feuerwehr am Start: Von deren gezimmerter Drehleiter spritzt „Grisu“ Wasser, und ihm folgen lauter Jugendfeuerwehrleute in grünen Overalls vor dem Einsatzwagen mit dem Hinweis „Hier spielt die Musik“.

Der kleine Drache "Grisu" ist diesmal ein Feuerlöscher, kein -speier. Foto: Fritz Kopetzky
Der kleine Drache "Grisu" ist diesmal ein Feuerlöscher, kein -speier.

Der FSV hat seinen Anhänger samt Besatzung in die Vereinsfarben Blau und Weiß getaucht; danach kommt die Mädchen-Spielgemeinschaft Rimbach/Auerbach, die bestens gelaunt Flugblätter verteilt.

Die Mädchenmannschaften des FSV demonstrieren Ballgefühl. Foto: Fritz Kopetzky
Die Mädchenmannschaften des FSV demonstrieren Ballgefühl.

Immer wieder wackeln die Anhänger: Der Kulturverein Lörzenbach bewirbt lautstark sein Parkfest im Juli, und die Kerwe-Jugend aus Weiher verkündet „Mir gruseln uns vor nix“.

Und dann gibt es noch „Das Märchen vom Albersbacher Radweg“, das mit viel Gelächter quittiert wird. Über den Anhänger-Brettern schweben Jan Oxenius und Hans-Jürgen Weber; im Eichhorn-Kostüm mit gewaltigen Nagezähnen gondeln sie auf der Parodie der „Eichhörnchenbrücke“ durch die Luft, nicht ohne an die alte Forderung nach einem Fuß- und Radweg in den Ortsteil zu erinnern.

Große und kleine Eichhörnchen kommen aus dem Ortsteil Albersbach. Foto: Fritz Kopetzky
Große und kleine Eichhörnchen kommen aus dem Ortsteil Albersbach.

Ihr Ruf „Mehr Radwege für Puschelschwänze“ verklingt, und dann kündigen kräftige Bässe die „Nibelungen“ des Kerwevereins Rimbach und damit das Ende des Zugs an. Es ist ein Gesamtkunstwerk aus zwei Wagen, Werk eines ganzen Tüftler-Teams, das die Siegfriedsage zeigt, wie man sie vermutlich in keinem Buch findet. Der Held, Simon Hechler, nimmt ein Wannenbad mit rotem Wasser und versichert: „Es ist warm, aber ich habe da nicht reingebrunzt.“ Das ist beruhigend, und so bekommt er einen Segen von einem Priester, den die Sage so nicht kennt – den Drachen aber sehr wohl. Das Tier ist gewaltig und zieht alle Blicke auf sich. Knapp zwei Stunden nach Beginn des Umzugs kommt die Gruppe in bester Stimmung auf dem Marktplatz an – den der Hauch des Drachen in Trockeneisnebel hüllt.