Die größte Weinprobe, die Weinheim je gesehen hat
Mit 1800 Gästen erlebte der Weinheimer Weinsalon gleich bei seiner Premiere einen Besucheransturm. Wie die Weine geschmeckt haben und warum auch viele junge Weinliebhaber in der Stadthalle waren.
Nach all den positiven Kommentaren vonseiten der Aussteller als auch der rund 1800 Besucher, die die Veranstalter Astrid Oberniedermayr und Christian Schwitzke von der IVM GmbH Weinheim am Sonntagabend verzeichnen konnten, kann man beim ersten Weinheimer Weinsalon von einem vollen Erfolg sprechen.
Was man von den rund 50 Winzern der Bergstraße, aus der Pfalz und aus Rheinhessen immer wieder hörte, war ein großes Lob für die vorbildliche Organisation. Immerhin haben die Weinbauern bei der Vielzahl der Weinmessen, die in Deutschland alljährlich stattfinden, Vergleichsmöglichkeiten. Hinzu kam, dass das alte Wilhelm-Busch- Zitat „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben“ in Anbetracht der zahlreichen jungen Besucher am ersten Tag des Weinsalons eindeutig widerlegt wurde.
Probe mit System
Ein Beispiel war der 28-jährige Thomas aus Weinheim mit seinen vier Freunden am Stand des Weingutes Fischer aus Schweighofen, der genüsslich an dem goldenen Inhalt seines Glases schnupperte. „Wir gehen systematisch vor, indem wir nacheinander die Rieslinge der einzelnen Winzer vergleichen“, erzählte er. „Natürlich probieren wir nicht von allen Weinen“, schaltete sich lachend sein Freund Nico ein, „das würde unsere Kondition überfordern, obwohl wir zu Fuß nach Hause gehen können.“ Die Fußgänger unter den Weinverkostern oder diejenigen, die einen Fahrer mitgebracht hatten, waren eindeutig im Vorteil.
Begeistert vom Angebot
Drei junge Damen aus Darmstadt waren extra mit dem Zug angereist. Sie mochten es eher prickelnd mit einem 2021er Goldmuskateller Sekt am Stand der Bergsträßer Winzergenossenschaft. „Wir sind begeistert von dem reichhaltigen Angebot an Winzersekten, Prosecco und Weinen“, so der einheitliche Tenor. „Auch dass man zwischendurch mal was essen kann, ist super“, bemerkte eine der drei Freundinnen.
Bei den Verkostungstouren konnte der Appetit nach Essbarem schon mal durchschlagen. Für leckere Kleinigkeiten wie Fingerfood und Kanapees sorgte draußen im Foyer der Weinheimer Feinkostladen „La Toscana“ sowie Feinkost Timrott aus dem pfälzischen Herxheim. Diejenigen, die es deftig mochten, lockte der Duft der knusprigen Rostbratwürste am Eingang zur Stadthalle an.
Nach einem Schluck Wasser zur Geschmacksneutralisierung konnte die Weinverkostung weitergehen. Was beim Rundgang durch den Weinsalon oft zur Sprache kam, waren die sogenannten PiWi-Weine. PiWi ist die Abkürzung für pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die im modernen Weinbau die größte Herausforderung darstellen. Denn Pilzbefall und Klimawandel sind für Riesling und Co. die größten Feinde, daher wurden auch beim Weinsalon immer wieder neue und widerstandsfähigere Rebsorten vorgestellt. Wie der Souvignier Gris mit seiner Note „Ananas und Birne“, der Cabernet Blanc mit dem Hauch „grüne Paprika“ oder der als besonders edle Rebsorte geltende Sémillon.
Bei einigen Winzern, wie beim Weinheimer Weingut Kippenhan, hat sich ein generationsbedingter Wandel vollzogen. So beeinflusste Sohn Georg den traditionellen Weinbau seines Vaters und Großvaters mit seinen Erfahrungen in Österreich, Italien und Südafrika. Die beiden Jungwinzer Sven Ohlinger und Philipp Seeger, die bei dem 5-Sterne-Winzer Knipser in Laumersheim ihre Lehrjahre verbrachten, haben das Weingut Dambach in Bad Dürkheim gegründet. Bei ihrem Chardonnay schwören sie auf den Barrique-Ausbau und ein langes Hefelager.
Ein Weinheimer Ehepaar, das am Stand des Heidelberger Weingutes Clauer einen der vorzüglichen Sauvignon Blancs verkostete, erklärte am Samstag: „Gut, dass die Weinmesse zwei Tage dauert, so können wir morgen noch ein paar Winzer besuchen, die wir heute nicht mehr geschafft haben.“
Mit allen Sinnen genießen
Ob sich die Weingenießer an die bei Degustationen geltende Faustregel hielten, genauso viel Wasser wie Wein zu trinken, sei dahingestellt. Was jedoch vor allem zählte, war, die faszinierende Welt des Weines mit allen Sinnen zu genießen. Bleibt der Wunsch, den man an diesem Wochenende von Besuchern immer wieder hörte: „Es wäre schön, wenn es mit dem Weinheimer Weinsalon auch in den kommenden Jahren weitergehen würde.“