Weinheim

Faszinierende Ausstellung bei Klüber in Weinheim

„In the Silence“ heißt die Ausstellung mit Werken des Malers Johannes Gervé und des Bildhauers Joachim Jurgelucks in der Weinheimer Galerie Klüber. Es lohnt sich, die Kunstwerke anzuschauen.

Der Maler Johannes Gervé (links) und der Bildhauer Joachim Jurgelucks stellen in der Galerie Klüber aus. Foto: Katrin Oeldorf
Der Maler Johannes Gervé (links) und der Bildhauer Joachim Jurgelucks stellen in der Galerie Klüber aus.

„In the Silence“ heißt die Ausstellung, die derzeit in der Galerie Klüber in der Hauptstraße 58 präsentiert wird. Ein Maler und ein Skulpteur zeigen – jeder auf seine Art – die Wahrnehmung der Sinneswelt, in der wir leben.

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Der 58-jährige Johannes Gervé, der in seiner Geburtsstadt Karlsruhe an der Akademie der Bildenden Künste studiert hat, war Meisterschüler von Professor Klaus Arnold. Bis vor 16 Jahren hat Gervé, der sein Atelier in Ettlingen hat, figural gearbeitet: Landschaften wurden zu Metaphern. Jetzt gestaltet er großformatige Farbflächen in kaum wahrnehmbaren Nuancen.

Faszination von Himmel und Wasser

Johannes Gervé spricht von der Faszination des Himmels und des Wassers, die zwar visuell den Anlass seiner Werke bilden, jedoch in der Wiedergabe durch ihre minimalistische Darstellung betören. Der Maler wendet die Tempera-Technik an, indem er mehrere Schichten dünnflüssiger Farbe aufträgt und dadurch nach und nach Bewegung in seine Bilder bringt, die tatsächlich an das Vorbeiziehen der Wolken oder das Fließen des Wassers erinnern. In seinem „Traumatelier“, wie Gervé seine großflächige Arbeitsstätte in Ettlingen nennt, trägt er die Farben großzügig mit einem breiten Pinsel auf. Schon das Mischen ist für ihn ein meditativer Akt. Er spricht von reinen Glücksfällen, wenn er auf Anhieb den richtigen Farbton erreicht. „Das kann bei einem Bild bis zu drei Monaten dauern“, sagt er.

Es geht dabei auch um den Pinselduktus, das heißt: In welcher Richtung wird die dünnflüssige Farbe aufgetragen? Wann berührt der Pinsel die Leinwand, wann geht er darüber hinweg? Bei allem Minimalismus, die seine großflächigen Formate ausstrahlen, spricht der Künstler immer noch von Landschaftsmalerei.

Es sind die Gelbtöne, die Blau- oder Brauntöne, die ein Bild fast monochrom überziehen. Es sind aber auch die Farben und die Gefühle jener Landschaften, die ihn auf seinen zahlreichen Reisen durch Thailand, Portugal oder Griechenland dazu inspiriert haben. So entstehen Flächen, deren matter Glanz eine unendliche Tiefe vermittelt, die für den Betrachter zum Erlebnis werden. Fast immer entdeckt man bei längerem Verweilen Bewegungen, die sich durch Farbveränderungen herausschälen. Johannes Gervés an Farbfeldmalerei erinnernde Werke üben auf den Betrachter eine entspannende Wirkung aus. Man sollte sich seine Bilder aus einigen Metern Abstand ansehen oder ihnen auch mal ganz nahe rücken, um die zarten Farbvariationen zu erkennen.

Zahlreiche Besucher kamen zur Vernissage. Foto: Katrin Oeldorf
Zahlreiche Besucher kamen zur Vernissage.

Skulpturen von kühler Eleganz

Auch die Skulpturen von Joachim Jurgelucks in ihren klar hervorgehobenen Linien schaffen durch ihre Reduktion einen faszinierenden Minimalismus, ohne banal zu sein. Der 1979 in Paderborn geborene Bildhauer ist Autodidakt. Er ist Mitglied im Bund Bildender Künstler und erhielt für seine Plastiken mehrere renommierte Kunstpreise. Er gibt außerdem Schlagzeug-Unterricht. Das Spüren der Vibration beim Bearbeiten des Drumsets lassen an eine Verbindung zu seiner Bildhauerkunst denken, wenn er sagt: „Ich spüre den Formen meiner Skulpturen nach, und manchmal ist es nur das Reduzieren um einen Millimeter, was eine verblüffende Wirkung darstellt.“

Seine elegant geschwungenen Skulpturen aus lasiertem Holz, mal wellen-, mal spiralförmig, sind nicht nur in ihren Formen reduziert, sondern auch in ihren kräftigen Farben, die nur aus einer einzigen Lackierung bestehen. Lebendigkeit in seinen minimalistischen Skulpturen schaffen Holzmaserungen, Lichtreflexionen sowie das Spiel von Licht und Schatten.

„Die ausgewählten Formen sind das Resultat des permanenten Ringens um Einfachheit und Schönheit“, schreibt die Kunsthistorikerin Aloisia Föllmer und fügt hinzu, dass sich Jurgelucks während des Entstehungsprozesses um seine Figuren herumbewegt. „Daher wirken die unterschiedlichen Formen wie aus einem Guss.“ Fast königlich von kühler Eleganz erhebt sich seine zwei Meter hohe Stele aus geschliffener Bronze. Auch dort lenkt er den Fokus weniger auf das Material als auf die Form, die feine Haptik und die seidenmatte Oberfläche.

Zahlreiche Besucher nutzten am Samstagabend die Gelegenheit, mit den anwesenden Künstlern zu sprechen. Musikalisch untermalt wurde die Ausstellungseröffnung vom Gitarrenensemble der Musikschule Schriesheim unter der Leitung von Stefan Schäfer.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung in der Galerie Klüber, Hauptstraße 58, ist bis zum 28. November dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Infos unter: www.galerie-klueber.de