Laudenbach: Typisierungsaktion für krebskranken Bürgermeister-Schwiegervater
Wenn der „Fels in der Brandung“ an Krebs erkrankt: Am Sonntag findet in der Laudenbacher Sonnberg-Schule eine Typisierungsaktion für den Vater von Bürgermeisterehefrau Anna Köpfle statt. Was ihr in dieser schweren Zeit hilft.
Laudenbach. Anna Köpfle blickt voller Hoffnung auf den Sonntag. Es könnte der Durchbruch sein. Denn die Bürgermeisterehefrau organisiert mit ihrem Mann Benjamin und der Familie für ihren Vater Roland eine Typisierungsaktion. Der 62-Jährige leidet schon seit über zehn Jahren an Blutkrebs. Mit Medikamenten eingestellt, konnte er ein fast normales Leben führen. Doch die erneute Diagnose veränderte alles. Roland kann die Krankheit nur besiegen, wenn es irgendwo auf der Welt einen passenden Menschen gibt, der dieselben Gewebemerkmale hat. Er benötigt daher dringend eine Stammzellenspende.
Um diese zu finden, gibt es in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zwischen 11 und 15 Uhr im Festsaal der Sonnberg-Grundschule in Laudenbach, Schillerstraße 6, diese Aktion. Die WNOZ unterhielten sich mit Anna Köpfle über diese Aktion.
Typisierung
- Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, kann sich am 7. Dezember im Festsaal der Sonnberg-Schule registrieren lassen. Beim Heimspiel der TG-Handballer können sich Zuschauer vor dem Spiel in der Bergstraßenhalle (ab 17.30 Uhr) und in der Halbzeitpause ebenfalls registrieren lassen.
- Die Registrierung wird auf digitalem Wege stattfinden. Daher werden alle gebeten, ein Smartphone mitzubringen.
- Registrieren geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen führen die Spender einen Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durch, damit ihre Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können.
- Nach Abschluss der Registrierung stehen die pseudonymisierten Daten für die weltweite Spendersuche zur Verfügung.
Seit wann wissen Sie, dass sich der Gesundheitszustand Ihres Vaters so dramatisch verschlechtert hat – und wie haben Sie diesen Moment erlebt?
Anna Köpfle: Wir haben dies Mitte November erfahren und waren natürlich sehr geschockt.
Wie hat die Krankheit den Alltag Ihrer Familie in den vergangenen zehn Jahren verändert – was ist heute „normal“ geworden, was früher undenkbar war?
Köpfle: Normal würde ich es nicht bezeichnen. Aber mein Vater hat gelernt, auch hin und wieder mal „Nein“ zu sagen und Hilfe anzunehmen.
Ihr Vater gilt als „Fels in der Brandung“ der Familie – gibt es eine Situation oder eine Erinnerung, die dieses Bild für Sie besonders gut beschreibt?
Köpfle: Mir ist da eine Situation besonders im Kopf geblieben. Als wir vor etlichen Jahren mit dem Wohnwagen in den Urlaub gefahren und auf der Autobahn liegen geblieben sind. Nach vielen Stunden des Wartens auf den ADAC, der zuerst ohne Abschlepper für den Wohnwagen und dann mit einem Abschlepper für ein Boot kam, wurden wir mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz des Seehamer Sees abgeladen. Als wir dann dort abgeladen wurden, ohne Auto, hat sich mein Papa in den Wohnwagen gelegt, als meine Mutter und ich ihn dann fragten, was wir jetzt machen würden, meinte er ganz entspannt: „Na schlafen, was sonst?“
Wie sprechen Sie mit Ihren Kindern, also den Enkeln, über die Krankheit des Opas?
Köpfle: Gar nicht. Beziehungsweise sehr wenig. Sie sind noch zu klein, um das zu verstehen. Der Große fragt hin und wieder, ob Opa noch Schmerzen im Körper hat und ob es ihm besser geht.
Was hat Ihnen persönlich in den schweren Phasen der vergangenen Jahre geholfen, nicht den Mut zu verlieren?
Köpfle: Der Glaube an die Medizin und an die Menschen, die täglich in den Kliniken ihr Bestes geben. Zudem eine gewisse Portion Optimismus. Das Glas ist immer halb voll und nicht halb leer.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, seit klar ist, wie dringend Ihr Vater jetzt eine Stammzellenspende braucht?
Köpfle: Wir, sowohl meine Eltern als auch mein Bruder und ich, haben in den letzten Wochen wieder einmal realisiert, welch gute Freunde wir haben.
Was würden Sie jemandem sagen, der zögert, sich typisieren zu lassen, weil er vielleicht Angst vor dem Eingriff oder vor „dem Unbekannten“ hat?
Köpfle: Ich würde demjenigen sagen, dass er sich fragen sollte, ob er immer noch zu viel Angst vor dem Eingriff hätte, wenn es jemanden aus seiner Familie oder aus dem Freundeskreis treffen würde. Beziehungsweise, dass es sehr viele Möglichkeiten der Aufklärung und Informationen im Vorfeld dafür gibt, um aus der „Angst vor dem Unbekannten“ dann vielleicht nur noch „Respekt vor der Sache“ zu machen. Denn Angst ist ja ohnehin ein schlechter Begleiter.
Ihr Vater stellt sich selbst ungern in den Mittelpunkt – wie geht es ihm damit, dass nun plötzlich so viel Öffentlichkeit auf ihn und seine Geschichte schaut?
Köpfle: Er hat aktuell sehr mit sich und seiner Gesundheit zu tun. Es geht ihm ohnehin nicht nur um ihn. Er wollte diese Aktion gar nicht nur für sich, sondern für alle Erkrankten. Er ist ja nur ein Gesicht von vielen.
Wenn Sie an den 7. Dezember und die Typisierungsaktion denken – was wäre für Sie persönlich ein „guter Tag“, unabhängig von konkreten Zahlen?
Köpfle: Es ist schon ein Erfolg, wenn wir Menschen darauf aufmerksam machen und vielleicht zum Nachdenken anregen können. Ich bin über jedes einzelne Stäbchen am Sonntag dankbar. Und alleine der Gedanke, dass es vielleicht irgendjemandem auf der Welt das Leben retten könnte, was wir tun, macht es zu einem guten Tag.