Vom Ungewöhnlichen inspirieren lassen

Sieben Schülerinnen sitzen konzentriert an ihren Blöcken und schreiben. In wenigen Minuten werden sie ihre Texte mit den anderen teilen. Carolin Callies sitzt in der Mitte, der Kurs hatte zuvor die Tische in einer U-Form um sie herum angeordnet. Die Lyrikerin ist bereits zum zweiten Mal Gast des Literaturkurses am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Dieses Mal liegt der Schwerpunkt ihres Workshops auf dem Zusammenhang zwischen bildender Kunst und Lyrik.

Carolin Callies lebt in Ladenburg und schreibt Lyrik. Darüber hinaus leitet sie Workshops im kreativen Schreiben für Jugendliche und Erwachsene in Stuttgart, Freiburg, Hannover, Düsseldorf und Frankfurt. Sie ist Mitherausgeberin des Jahrbuchs der Lyrik 2021 und organisiert verschiedene Literaturveranstaltungen.

Eigentlich würde elf Schüler aus der 11. und 12. Klasse an diesem besonderen Kurs teilnehmen. Finanziell gefördert wird er vom Friedrich-Bödecker-Kreis und dem Förderkreis "Fidibus" der Schule. "Zum ersten Mal seit zehn Jahren gibt es wieder einen Literaturkurs", erklärt Karin Brand, die den Kurs unterrichtet. "Ich kämpfe auch dafür, dass er im nächsten Jahr wieder zustande kommt", fügt sie hinzu. Brand und Callies lernten sich am Literaturpädagogischen Zentrum Stuttgart kennen. Brand nahm an einer Lehrerfortbildung teil - eine der Dozenten: Callies.

Callies hat zwei Übungen für die Schülerinnen vorbereitet: Zuerst fordert sie die Schülerinnen auf, sich zwei Farben auszudenken, die es noch nicht gibt. Danach sollten sie ein verschlüsseltes Gedicht schreiben, die eine dieser Farben beschreibt, ohne diese zu nennen. Die anderen Kursteilnehmerinnen sind mit ihren Hypothesen immer nah an des Rätsels Lösung - von Aktenstaubgrau und Zwei-Namen-Blau bis hin zu Waldgrün und Winterrot. Eine Schülerin philosophierte auch über eine bereits existierende Farbe - Kobaltblau.

Anschließend legt Callies ein paar Postkarten aus - jede Schülerin durfte sich ein bis zwei auswählen und darüber einen literarischen Text schreiben. "Lasst euch von ungewöhnlichen Dingen inspririeren", rät sie. Ein paar Texte werden auch wieder vor der Klasse vorgelesen. Eine Kursteilnehmerin beschreibt eine Frau vor einem Fenster, die auf ihren Geliebten wartet. "Ich fand das Bild, dass du mit deinen Worten beschrieben hast, viel schöner als das Original", gab ihr eine Mitschülerin Feedback.

Zum Ende der Stunde stellten die Schülerinnen auch ein paar Fragen an Callies. Zum Beispiel was ihre bevorzugte Schreibzeit wäre. "Ich schreibe am liebsten, wenn ich unterwegs auf Reisen bin", antwortet die Autorin.