Fußball

Graidia und Hebling stechen

SV Unter-Flockenbach wahrt durch ein 2:1 gegen den FC Eddersheim die Chancen auf den Klassenerhalt in der Hessenliga

Linus Hebling (Mitte) wird von Fabio Schaudt (links daneben) und Julian Marquardt für seinen Treffer zum 2:1 gegen den FC Eddersheim gefeiert, der dem SV Unter-Flockenbach einen wichtigen Heimsieg in der Hessenliga bescherte. Foto: Philipp Reimer Photography
Linus Hebling (Mitte) wird von Fabio Schaudt (links daneben) und Julian Marquardt für seinen Treffer zum 2:1 gegen den FC Eddersheim gefeiert, der dem SV Unter-Flockenbach einen wichtigen Heimsieg in der Hessenliga bescherte.

Es hat zwar 45 Minuten gedauert, dann aber zeigte der SV Unter-Flockenbach im Heimspiel in der Fußball-Hessenliga die geforderte Reaktion auf die 0:12-Schmach eine Woche zuvor bei der U21-Vertretung von Eintracht Frankfurt: Die Elf von Trainer Mirko Schneider drehte nach dem Wechsel einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung, die sie auch in der spannenden Schlussphase mit sechs Minuten Nachspielzeit nicht mehr hergab. Dadurch rückten die „Flockis“ auf den 16. Platz vor und verkürzten den Abstand auf das rettende Ufer, das nun wieder in greifbare Nähe gerückt ist.

Die Gastgeber hatten sich viel vorgenommen, um die Partie in Frankfurt vergessen zu machen – und setzten auch gleich ein erstes Ausrufezeichen, als sich nach zwei Minuten Lotfi Graidia nach einem langen Ball auf der linken Außenseite durchsetzte und vors Tor passte, doch Chris Diefenbach traf auf Höhe des ersten Pfostens den Ball nicht richtig und konnte diesen nicht platzieren. Doch dieser erste vielversprechende Angriff verpuffte schnell, der SVU überließ mehr und mehr den Gästen das Mittelfeld und zog sich zurück, agierte viel zu verhalten und geriet so unter Druck.

Das rächte sich in der 16. Minute, als sich Eddersheim durch die Mitte kombinieren konnte und freilich etwas Glück hatte, dass der von Max Heckhoff bedrängte Phil Reuter den Ball aus elf Metern zum 1:0 an Torwart Nicolas Schütz vorbeispitzeln konnte. Auch in der Folgezeit gaben die Gäste den Ton an, konnten den Ball durch die eigenen Reihen laufen lassen, da die Unter-Flockenbacher zu passiv agierten.

Verdiente Pausenführung

Erst nach über einer halben Stunde kamen die Talemer wieder in Tritt und verbuchten die ersten Möglichkeiten. So schickte Nico Hammann mit einem langen Ball Linus Hebling auf der rechten Seite auf die Reise, doch seine Hereingabe fand keinen Abnehmer (34.). Zwei Minuten später bediente Graidia mit einem Seitenwechsel den frei stehenden Hebling, der aus 16 Metern jedoch über die Latte zielte. Dennoch war die 1:0-Pausenführung für den FC verdient, da er zuvor hätte erhöhen können.

Nach dem Wechsel zeigte der SVU aber mit dem Anstoß sofort ein anderes Gesicht. Es folgte direkt ein langer Ball, bei dem sich Eddersheims Dennis Lang verschätzte, Graidia hatte plötzlich freien Weg aufs Tor, kam jedoch ins Stolpern. Die Unter-Flockenbacher waren nun bissiger und hatten schnell die Schwachstelle der Gäste ausgemacht: lange Bälle über die Abwehrreihe hinweg.

Aber auch durchs Mittelfeld kamen die Talemer nun durch. Kurios dann die Szene in der 61. Minute. Zunächst zog Hammann aus 18 Metern aus halb rechter Position mit links ab, traf aber den Schiedsrichter. Den folgenden Schiedsrichterball legte Hebling erneut Hammann auf, der aus 30 Metern ans Lattenkreuz traf. Spätestens da war auch das Publikum wieder da und feuerte die Mannschaft lautstark an.

Der Ausgleich lag in der Luft – und fiel dann auch in der 65. Minute. Wieder war es ein langer Ball, bei dem sich Graidia im Laufduell behauptete und mit Hilfe des linken Innenpfostens zum 1:1 vollendete. Das Erfolgsrezept griff auch neun Minuten später, nur leitete hier dann Graidia den Ball weiter auf Hebling, der sich am Elfmeterpunkt ebenfalls durchsetzte und überlegt per Heber ins rechte Eck zum umjubelten 2:1 abschloss. Nun war es Eddersheim, das sich gegen einen Rückstand wehren musste. Die Gäste setzten nun alles auf eine Karte, doch die Unter-Flockenbacher Defensive hatte nun die Oberhand gewonnen und überstand in den letzten Minuten auch zwei gefährliche Freistöße. Stattdessen hätte Hebling das 3:1 erzielen müssen, als er sich ein weiteres Mal durchgetankt hatte, den Ball aber aus zwölf Metern dann am rechten Pfosten vorbeisetzte. Umso größer war der Jubel, als Schiedsrichter Emil Schwarz nach 96 Minuten abpfiff.

„Wir waren in der ersten Halbzeit sehr nervös. Es sind nicht mehr viele Spiele, und die Mannschaft wusste, dass es sehr schwer wird, den Klassenerhalt noch zu schaffen, wenn sie heute nicht gewinnt. Doch von der ersten Sekunde an nach der Pause hat sie hervorragend aufgespielt, vor allem über die Außen waren wir sehr gefährlich. Und in der Abwehr ist nichts mehr durchgegangen, ich glaube, wir haben kein einziges Kopfballduell mehr verloren. Wir hätten zwar noch das 3:1 machen müssen, dann hätten wir uns die aufregenden letzten Minuten erspart, aber das Wichtigste sind jetzt die drei Punkte. Wir stehen nun auf dem Relegationsplatz, jetzt ist alles wieder machbar“, sagte ein erleichterter Mirko Schneider nach der Partie.

SV Unter-Flockenbach: Schütz, Kamuff, Schaudt, Heckhoff, Ulpins, Hammann, Schneider (46. Marquardt), Diefenbach (46. Eckstein), Blüm (85. Baumann), Graidia (78. Johnson), Hebling.

Tore: 0:1 Reuter (16.), 1:1 Graidia (66.), 2:1 Hebling (74.).

Zuschauer: 250. - Beste Spieler: geschlossene Leistungen.

Stimmen zum Spiel:

Markus Müller (Sportlicher Leiter SVU): In der ersten Halbzeit hat man vielleicht noch die Verunsicherung von letzter Woche gemerkt. Da hatte Eddersheim gefühlt 80:20 Prozent Ballbesitz. Wir waren einfach nicht nah genug am Gegner dran und waren auch läuferisch zu schwach. Nach der Pause war die Mannschaft aber total verwandelt, sie hat viel aggressiver gespielt, und angesichts der Chancen war der Sieg dann auch verdient. Dadurch haben wir in der Tabelle aufgeholt. Trotz des schweren Restprogramms werden wir versuchen, das Unmögliche möglich zu machen und den Klassenerhalt doch noch zu schaffen.

Nico Hammann (Kapitän SVU): Wir waren in der ersten Hälfte nicht so griffig und sind im Mittelfeld nicht so richtig in die Zweikämpfe gekommen. Wir haben dann umgestellt und sind besser ins Spiel gekommen, was sich in den letzten Minuten vor der Pause angedeutet hat. In der Kabine wurde schließlich ein Donnerwetter losgelassen, und danach ging’s ab der ersten Minute los. Dann haben wir so gespielt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben schnell gemerkt, dass Eddersheim Probleme bekam mit den langen Bällen, die wir hinter die Kette gespielt haben, das haben wir mit unseren schnellen Spitzen dann auch ausgenutzt.