Handball

Sauer für Baumann: Trainerwechsel bei Badenligist TSV Birkenau

Die abstiegsgefährdeten Odenwälder ziehen nach der enttäuschenden Leistung im Kellerduell in Friedrichsfeld die Reißleine. Der neue Coach kennt den TSV bestens.

Timo Baumann ist nicht mehr länger Trainer von Handball-Badenligist TSV Birkenau. Die Trennung erfolgte nach der Niederlage im Kellerduell beim TV Friedrichsfeld. Foto: Fritz Kopetzky
Timo Baumann ist nicht mehr länger Trainer von Handball-Badenligist TSV Birkenau. Die Trennung erfolgte nach der Niederlage im Kellerduell beim TV Friedrichsfeld.

Der abstiegsgefährdete Handball-Badenligist TSV Birkenau hat auf die anhaltende sportliche Talfahrt reagiert und sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Timo Baumann getrennt.

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Bis zum Saisonende übernimmt mit Florian Sauer ein ehemaliger TSV-Spieler das Traineramt. Sauer hat sich laut Mitteilung „nach einem kurzen Telefonat und darauffolgenden Gespräch“ recht schnell bereit erklärt, dem TSV zu helfen. Er selbst erklärt: „Natürlich habe ich mir vorher grünes Licht von meiner Frau Michèle geben lassen, immerhin haben wir ja erst vor einigen Monaten unser zweites Kind bekommen und meine Frau ist ja auch sehr aktiv bei der neuformierten Spielgemeinschaft S3L involviert.“

Die sportliche Verantwortung in Birkenau hat mit sofortiger Wirkung der frühere TSV-Spieler Florian Sauer (Mitte) übernommen. Foto: Philipp Reimer Photography
Die sportliche Verantwortung in Birkenau hat mit sofortiger Wirkung der frühere TSV-Spieler Florian Sauer (Mitte) übernommen.

Neuland betritt Sauer mit seiner neuen Tätigkeit nicht – immer wieder hat er in der jüngeren Vergangenheit schon beim TSV ausgeholfen, wenn Not am Mann war. Als Spieler oder im Trainerteam.

Schießbude der Liga

So groß wie derzeit, war die Not allerdings schon lange nicht mehr: Mit 7:22 Punkten ist der TSV Vorletzter, sogar gegen Schlusslicht TV Friedrichsfeld setzte es am Wochenende eine 26:30-Niederlage. Zwar stellen die Odenwälder mit 460 geschossenen Toren die zweitbeste Offensive der Liga, mit 505 Gegentoren (Schnitt: 34 pro Spiel) auf der Gegenseite aber auch die Schießbude der Spielklasse.

Schon allein deshalb kommt die Entscheidung, die das Führungsteam um den Sportlichen Leiter Frank Jöst nun getroffen hat, wenig überraschend – wenngleich Jöst vor genau vier Wochen im Gespräch mit dieser Redaktion noch keinen Handlungsbedarf auf der Trainerposition gesehen hatte. „Wenn wir an dieser Stelle agieren müssen, dann hat das die Mannschaft klar mitverschuldet“, sagte er.

Frank Jöst bedauert die Entscheidung zutiefst, sagt aber auch: "Ich hoffte zwar, diesen Schritt in meiner Funktion nie gehen zu müssen, aber es ging nun eben nicht anders". Foto: Philipp Reimer
Frank Jöst bedauert die Entscheidung zutiefst, sagt aber auch: "Ich hoffte zwar, diesen Schritt in meiner Funktion nie gehen zu müssen, aber es ging nun eben nicht anders".

Für Baumann, der das Traineramt Ende 2022 von Jochen Grupe übernommen hatte, fand der Sportliche Leiter ausschließlich lobende Worte: „Timo stellt die Jungs tadellos ein, macht rein fachlich und trainingstechnisch alles richtig.“

Zwischen diesen Aussagen und der Trennung lagen nun jedoch nicht nur vier Wochen, sondern auch zwei weitere verlorene Spiele, die wenig Aussicht auf Besserung gaben. Hinzu kam noch ein Punktabzug wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls.

Keine Vorwürfe an Baumann

Und dennoch legen die Verantwortlichen weiter großen Wert darauf, „dass Baumann die Mannschaft immer taktisch hervorragend auf die Partien vorbereitet hat“. Weiter heißt es: „Der Mannschaft ist es seit Wochen, beziehungsweise bereits seit Monaten, nicht gelungen, diese Vorgaben umzusetzen und auf die Platte zu bekommen.“

Den Stein ins Rollen brachte nun die jüngste Leistung beim Kellerduell in Friedrichsfeld. Schon während der Partie sei den Verantwortlichen klar gewesen, „dass sich etwas ändern muss“.

"Völlig unverständlicher Bruch" im Spiel

Zur Information: Nach einer aus Sicht der TSV-Verantwortlichen „zufriedenstellenden ersten Halbzeit“ (12:12) verlief die Partie zunächst weiter ausgeglichen und Jöst und Co. hofften, „dass sich die Falken endlich auf ihre Stärken und die individuelle Klasse besinnen, um die Partie noch für sich entscheiden zu können“. Ab der 40. Minute sei es dann aber „zu einem völlig unverständlichen Bruch“ gekommen – und Friedrichsfeld zog davon.

Die Analyse des Führungsteams fällt hierzu mehr als deutlich aus: „Man machte zu viele einfache Fehler im Angriff und lud damit die aufopferungsvoll kämpfenden Friedrichsfelder zu einfachen Gegenstößen ein. Auch in der Abwehr, die ja zurzeit eh das größte Manko ist, wurde nicht mehr entschlossen zugepackt. Die Moral der Falken war wieder einmal gebrochen.“

"Die Mannschaft ist einfach zu gut, um aus der Badenliga abzusteigen." (Florian Sauer, neuer Trainer des TSV Birkenau)

Unmittelbar nach dem Spiel starteten demnach bereits die internen Beratungen, am Montagabend saß das Führungsteam schließlich mit Baumann zusammen, um die Angelegenheit gemeinsam zu beurteilen. Das Ergebnis: „Man kam am Ende zum einhelligen Entschluss, die Zusammenarbeit sofort zu beenden.“

Richten soll es nun Florian Sauer. „Mit diesem Schritt versucht der TSV, die Kurve zu bekommen, die Köpfe der Spieler wieder freizubekommen, sie wieder von ihrer Stärke und ihrem handballerischen Können zu bestärken, um somit den Klassenerhalt zu schaffen“, heißt es.

Und auch der langjährige Drittliga-Spieler ist zuversichtlich. „Ich kenne die Jungs ja nun schon lange Zeit. Sie haben alle Potenzial, sind tolle junge Handballer und die Mannschaft ist einfach zu gut, um aus der Badenliga abzusteigen“, sagt er. Schon allein diese Kombination habe ihn dazu veranlasst, „ohne lange Bedenkzeit die Sache zu übernehmen“.

Fünf Heimspiele im März

Durchaus zupass kommt Sauer nun die handballfreie Fastnachtszeit. Sie soll genutzt werden, um neue Trainings-, Spiel- und Aufstellungsgedanken zu kreieren. Denn das Ziel ist klar: Die Mannschaft soll die nächsten Spiele (weiter geht’s am 24. Februar beim TV Knielingen) mit neuem Mut angehen.

Insbesondere der März wird es zudem in sich haben – mit fünf Heimspielen und eventuell auch einem neuen Linkshänder, wie Jöst auf Nachfrage mitteilt. Auch das verschobene Spiel gegen Ettlingen wurde indes neu terminiert und für Mittwoch, 20. März (19.30 Uhr), angesetzt.