Weinheim

"Einer der coolsten Live-Clubs in Deutschland": Jamaram feiert das Café Central

Die Münchner Band „Jamaram“ ist so etwas wie ein Stammgast im Café Central in Weinheim, dem „coolsten und am besten geführten Live-Club in Deutschland“, wie sie sagt. Warum man gerade kleinen Clubs den Rücken stärken sollte und welches musikalische Potenzial auch in unserer Region steckt – darüber spricht sie kurz vor ihrem Konzert am 23. März.

Sie ist gern gesehener Gast im Weinheimer Café Central: die Münchner Band „Jamaram“. Wie oft sie schon in Weinheims kultigem Live-Club, dem Café Central, gespielt haben, können die Musiker auswendig nicht sagen, aber: „Für uns fühlt sich ein Gig im Central wie nach Hause kommen an“, sagt Bassist Benni Beblo (auf dem Bild links) im Interview mit WN/OZ. „Jamaram“ spielt am 23. März in Weinheim. Foto: Jamaram
Sie ist gern gesehener Gast im Weinheimer Café Central: die Münchner Band „Jamaram“. Wie oft sie schon in Weinheims kultigem Live-Club, dem Café Central, gespielt haben, können die Musiker auswendig nicht sagen, aber: „Für uns fühlt sich ein Gig im Central wie nach Hause kommen an“, sagt Bassist Benni Beblo (auf dem Bild links) im Interview mit WN/OZ. „Jamaram“ spielt am 23. März in Weinheim.

Drinnen ist es heiß, man spürt den Bass am ganzen Körper und wenn man genau hinsieht, kann man die Gänsehaut nicht nur auf der Haut des feiernden Publikums, sondern auch auf der der Künstler erkennen, die wenige Meter entfernt auf der kleinen Bühne des Café Central in Weinheim stehen. Eine Band, die seit Jahren immer wieder in Weinheim spielt, ist die Münchner Band „Jamaram“, die der Region – und dem Weinheimer Club – mehr verbunden ist, als man auf den ersten Blick denkt.

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Denn das Café Cenrtal sei nicht nur „eine Konstante, sondern schlicht der coolste und am besten geführte Live-Club in Deutschland“, in dem sie immer wieder gerne auftreten. Und auch ganz persönlich spielt das Central besonders für ein Bandmitglied eine große Rolle: Keyboarder Lionel Wharton, der in Mannheim lebt, traf in Weinheims Kultspielstätte einst seine heutige Ehefrau, wie Benni Beblo, Bassist bei „Jamaram“, im Interview mit den Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung (WN/OZ) sagt.

Apropos Café Central: Es ist auch das Wohnzimmer vieler regionaler Bands, wie auch dem Weinheimer Aushängeschild, der Ska- und Reggaeband „Dr. Woggle & the Radio“, die auch den Musikern von „Jamaram“ alles andere als unbekannt ist. „Wir kennen uns natürlich vom Central und von gemeinsamen Auftritten zum Beispiel in der Alten Feuerwache in Mannheim“, sagt Beblo. Am 23. März spielen sie im Café Central und sprechen im Vorfeld über kleine Clubs, die Großes leisten, eine Bandgeschichte, die fast ein Vierteljahrhundert alt ist, und das unersetzbare Gefühl, live zu spielen.

Ihr seid ein gern gesehener Gast in Weinheims Café Central – das wievielte Mal spielt ihr schon in Weinheim und warum kommt ihr immer wieder gerne zurück?

Benni Beblo („Jamaram“): Das wievielte Mal wir dort spielen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Sehr oft auf jeden Fall. Ich bereise das Central seit 2003, mit „Jamaram“ waren wir zum ersten Mal 2005 dort und seitdem eigentlich jedes Jahr. Vermutlich sind wir nirgendwo öfter aufgetreten. „It’s a Classic!“ Wir fahren seit 1999 in Sachen Musik durch die Weltgeschichte, haben Moden, Bands und Auftrittsorte kommen und gehen gesehen, aber das Central, Micha Wiegand und sein Team, sind nicht nur eine Konstante, sondern schlicht der coolste und am besten geführte Live-Club in Deutschland. Die meinen es ernst – „real Music Lovers“ eben –, für uns fühlt sich ein Gig im Central wie nach Hause kommen an. Wir sind dem Haus mehr als verbunden ...

Wo heute gefeiert wird, wurde früher gepaukt: Das Café Central befindet sich in den Räumen einer ehemaligen Gewerbeschule. Denkt ihr an „Schule“, kommt euch was in den Sinn?

Beblo: Als ich letzten September eine meiner Töchter an der Schule angemeldet habe, die ich selber mal besuchte, sagte mir ein ehemaliger Lehrer zur Begrüßung: „Der Täter kehrt immer an den Tatort zurück ...“, so wie es „Jamaram“ auch immer wieder nach Weinheim treibt. Bezogen auf das Central kann man schon sagen, dass den Leuten hier was nahegebracht wird: Man hat gut miteinander umzugehen und gemeinsam großen Spaß an guten Bands und Acts, man feiert ordentlich und macht guten Umsatz für den Laden, damit es gut und gerne bitte für immer so weitergehen kann. Soziokulturell kann die beste Schule nicht leisten, was das Central für die ganze Region und darüber hinaus bedeutet.

"Wir fahren seit 1999 in Sachen Musik durch die Weltgeschichte, haben Moden, Bands und Auftrittsorte kommen und gehen gesehen, aber das Central, Micha Wiegand und sein Team, sind nicht nur eine Konstante, sondern schlicht der coolste und am besten geführte Live-Club in Deutschland. Die meinen es ernst – „real Music Lovers“ eben", sagt Benni Beblo, Bassist bei „Jamaram“, im Interview. Foto: Thomas Rittelmann
"Wir fahren seit 1999 in Sachen Musik durch die Weltgeschichte, haben Moden, Bands und Auftrittsorte kommen und gehen gesehen, aber das Central, Micha Wiegand und sein Team, sind nicht nur eine Konstante, sondern schlicht der coolste und am besten geführte Live-Club in Deutschland. Die meinen es ernst – „real Music Lovers“ eben", sagt Benni Beblo, Bassist bei „Jamaram“, im Interview.

Ihr habt euch im Jahr 2000 in München gegründet und seither über 2000 Konzerte von Berlin bis Brasilien gespielt. Beispielsweise auch durch die Schauspielerei von Schlagzeuger Max Alberti – von „Die Abschlussklasse“ bis „Das Traumschiff“ – seid ihr bekannt. Warum steht ihr nach 24 Jahren immer noch gerne gemeinsam auf der Bühne?

Beblo: Wir haben mittlerweile so eine lange und fette gemeinsame Strecke hinter uns, dass es für uns schlicht das Naheliegendste ist, einfach weiterzumachen, das fühlt sich für uns komplett natürlich an. 25 Jahre gemeinsam „on the road“ kann man nicht so einfach wegdiskutieren. Und auch Max Alberti tritt sogar noch viel lieber im Central auf als im deutschen TV, auch wenn seine Popularität diesbezüglich vor allem in den Anfangsjahren der Band natürlich sehr geholfen hat. 25 Jahre gemeinsam unterwegs gibt einem Zuversicht, dass man doch irgendwie das Richtige tut. Wir ballern weiter!

Ihr absolviert mit „Jamaram“ bis zu 100 Auftritte im Jahr – und das nicht nur in Deutschland. Was ist das Schöne daran, live zu spielen? An welches Konzert erinnert ihr euch besonders gerne zurück?

Beblo: Es fühlt sich einfach spitzenmäßig an. Man stelle sich vor, man steht im Central auf der Bühne, der Laden ist voll, es ist heiß, der Sound ist monster und alle flippen aus vor Freude. Das kann man sich für Geld schlicht nicht kaufen, und wir sind extrem dankbar, dass wir nach so vielen Jahren noch immer die Möglichkeit haben, Platten zu machen und zu touren. Einen Teil unserer Brötchen verdienen wir uns damit auch, wir sind eine extrem kinderreiche Band, die daheim haben Hunger! Besonders gern zurück erinnern wir uns an den Abend damals in Weinheim im Central, als einer der Kollegen dort seine Zukünftige und die Mutter seiner Kinder kennenlernen durfte.

Die Münchner Band "Jamaram" hat sich im Jahr 2000 in München gegründet und seither über 2000 Konzerte von Berlin bis Brasilien gespielt. Am 23. März spielen sie wieder im Café Central in Weinheim. Foto: Jamaram
Die Münchner Band "Jamaram" hat sich im Jahr 2000 in München gegründet und seither über 2000 Konzerte von Berlin bis Brasilien gespielt. Am 23. März spielen sie wieder im Café Central in Weinheim.

Konzerte waren während der Pandemie kaum möglich. Laut SZ-Interview habt ihr in dieser Zeit 140 neue Songs geschrieben – wie habt ihr diese Zeit als Band noch genutzt?

Beblo: Wir haben neben der ausführlichen kreativen Arbeit – übrigens das erste Mal in der Geschichte der Band komplett ohne jeden Zeitdruck oder eine Deadline im Rücken – sehr viel Zeit mit unseren Familien verbringen können. Das ist sonst unter „normalen“ Bedingungen keineswegs einfach, denn wir arbeiten immer genau dann, wenn alle anderen Wochenende haben, antizyklisch zum Rest der Welt. Das erste richtige Konzert vor Menschen ohne Maske, die ungehemmt tanzen und feiern dürfen nach einer langen Lockdownphase, war für uns absolut krass und wir hatten nicht zu knapp Pipi in den Augen vor Freude.

Durch die Pandemie hatten es gerade die kleinen Clubs nicht leicht. Warum aber sollte man eurer Meinung nach gerade diese stärken?

Beblo: Weil in den kleinen Clubs der Real Deal steigt, das echte Leben und die echte lokale Szene abseits von gigantischen Promo-Maschinerien und unbegrenzten Budgets. Hier trifft man seine Szene und Gleichgesinnte, hier passiert die echte Innovation. Alles findet auf Augenhöhe statt. In kleineren Clubs wie dem Central kannst du 30 Zentimeter vor den Künstlern tanzen und feiern, im Stadion oder in irgendwelchen riesigen Hallen kannst du mit deinem Handy die Videowall abfilmen ... Die kleinen Clubs werden oft mit extrem viel persönlichem Einsatz von Idealisten und der Sache wegen geführt, Profit spielt eine untergeordnete Rolle. Eher geht’s drum, wie man es schafft, dass es irgendwie weiterläuft. Diesen Menschen und Orten gehört der Rücken gestärkt. Zumeist wird komplett unterschätzt, wie wichtig solche Orte für ganze Regionen sein können.

"Die kleinen Clubs werden oft mit extrem viel persönlichem Einsatz von Idealisten und der Sache wegen geführt, Profit spielt eine untergeordnete Rolle. Eher geht’s drum, wie man es schafft, dass es irgendwie weiterläuft. Diesen Menschen und Orten gehört der Rücken gestärkt. Zumeist wird komplett unterschätzt, wie wichtig solche Orte für ganze Regionen sein können", betont Bassist Benni Beblo im Interview. Foto: Sascha Lotz
"Die kleinen Clubs werden oft mit extrem viel persönlichem Einsatz von Idealisten und der Sache wegen geführt, Profit spielt eine untergeordnete Rolle. Eher geht’s drum, wie man es schafft, dass es irgendwie weiterläuft. Diesen Menschen und Orten gehört der Rücken gestärkt. Zumeist wird komplett unterschätzt, wie wichtig solche Orte für ganze Regionen sein können", betont Bassist Benni Beblo im Interview.

Woran arbeitet ihr gerade und was davon kann das Weinheimer Publikum am 23. März eventuell schon hören?

Beblo: Wir sind gerade fertig geworden mit unserem aktuellen Longplayer „Mor:ning“, insgesamt neun Titel, die wir gemeinsam mit unserem Langzeit-Homie Jahcoustix produziert haben. Ein paar der Titel werden wir natürlich auch jetzt dann im Central spielen.

Reggae, Ska, Balkanbeats und mehr: Ihr lasst euch in keine wirkliche Schublade stecken. Welches Genre wollt ihr bedienen?

Beblo: Wir wollen gar kein bestimmtes Genre bedienen. Wir haben alle relativ diverse musikalische Vorlieben und die Musik von „Jamaram“ spiegelt das dann eben auch wider. Die Band steht für Frieden, Weltoffenheit und Respekt, gegen Krieg, Intoleranz und Abschottung. Ohne Grenzen und Mauern – bunte Vielfalt und Lebensfreude, im echten Leben wie in der Musik. Die Live-Show bietet bassheavy Modern Roots, Dubwise, Afrobeat, Hip-Hop und Urban Grooves. Es geht massiv in die Beine, Sauna und Eskalation sind garantiert. Für die Birne und zur Erholung gibt’s dann noch die eine oder andere „heartbreaking“ Ballade und intelligentes Songwriter-Storytelling. Das ist, was uns Spaß macht, und diese Freude wollen wir mit den Menschen auf unseren Konzerten teilen.

Mit wem würdet ihr gerne einmal auf der Bühne stehen und warum?

Beblo: Das ist eine Frage, die so nicht zu beantworten ist, da wir alle sehr unterschiedliche Vorlieben haben und entsprechend auch alle andere Idole. Als kleinsten gemeinsamen Nenner könnte man hier vielleicht jemanden wie Manu Chao nennen, da taugt allen sowohl der Inhalt als auch die Musik.

Übrigens: Unsere Region hat musikalisch viel zu bieten. Was sagt ihr zu den regionalen Künstlern auf der WN/OZ-Playlist „Songballschlacht“?

Beblo: Wir sagen: Nicht schlecht, Herr Specht. Und in der Tat, es fällt auf, dass in der Region um Mannheim/Heidelberg/Weinheim popkulturell spürbar mehr läuft als in anderen Gegenden, die wir so bereisen. Mag sein, dass zum Beispiel die Popakademie Mannheim dazu beiträgt, aber ich denke ein Leuchtturm wie das Central hat eine übergeordnete Bedeutung, die man gar nicht hoch genug ansetzen kann. Von der Playlist gefallen mir persönlich am besten „Spiral Drive“ mit „Space Train“, aber auch Julian Maier-Hauff‘s „Birkenborke“ finde ich sehr elegant. Bemerkenswert ist auf jeden Fall der hohe Frauenanteil und dass viele der Artists noch sehr jung sind. Das macht Hoffnung, und von einigen wird man mit Sicherheit auch in Zukunft noch was hören.

Tickets für „Jamaram“ am Samstag, 23. März, 20 Uhr im Café Central gibt es im Kartenshop der DiesbachMedien, Bahnhofstraße 18/3, Telefon 06201/81 345, per E-Mail an kartenshop@diesbachmedien.de, online unter wnoz.reservix.de und unter www.cafecentral.de