Geschichte der Feuerwehr in Birkenau
Am Freitag wird der neue Dorfplatz vor dem Feuerwehrgerätehaus in einem Ortsteil von Birkenau eingeweiht. Gemeindearchivar Günter Körner blickt zurück auf das Feuerlöschwesen der beiden Dörfer.
Am Freitag, 19. April, wird der neue Dorfplatz in Löhrbach vor dem neuen Feuerwehrgerätehaus mit einem Fest eingeweiht. In diesem Zusammenhang wirft Gemeindearchivar Günter Körner in seinen Ausführungen einen Blick zurück auf das Feuerlöschwesen in Birkenau, genauer gesagt in den Ortsteilen Löhrbach und Buchklingen.
Dorfplatzfest:
Mit einem Fest am Freitag, 19. April, wird der Dorfplatz in Löhrbach vor dem neuen Feuerwehrgerätehaus eingeweiht. Ab 17 Uhr wird der Dorfmittelpunkt offiziell eingeweiht. Geplant ist ein abwechslungsreiches Programm für Groß und Klein mit Musik, Aufführungen und Essen. Für die kleinen Besucher gibt es zudem einen Kinderbereich mit verschiedenen Attraktionen. Der Eintritt zum Dorfplatzfest ist frei und alle sind willkommen. Bei schlechtem Wetter findet das Fest im direkt angrenzenden Feuerwehrgebäude statt.
Mit der Einweihung des Dorfplatzes in Löhrbach wird das Wirken des Förderprogramms „Dorfentwicklung“ des Landes Hessen für die Gemeinde Birkenau abgeschlossen. Birkenau wurde im Jahr 2012 als Gesamtkommune in das Landesprogramm aufgenommen. Erstmals wurde hierfür auch ein Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) unter breiter Bürgerbeteiligung erstellt.
Unsere Vorfahren standen Feuersbrünsten sehr hilflos gegenüber. Dennoch versuchte man durch Verhaltensmaßregeln vorzubeugen. Die Zent Abtsteinach – eine Art Großgemeinde, zu der Löhrbach gehörte – schickte einmal im Jahr einen Beauftragten in jedes Haus. So auch im Jahr 1767: „Ich, Johann Adam Gutfleisch, bin in der Zent herumgegangen und habe die Schornsteine besichtigt“, heißt es in einem Dokument.
Zent Abtsteinach
1785 bestellte die Zent Abtsteinach bei dem Heidelberger Glockengießer Lukas Josef Steck eine Feuerspritze, es dauerte ein Jahr, bis diese für 170 Gulden im Mai 1786 ausgeliefert wurde. Die Spritze hatte einen 30 Schuh (etwa 8,60 Meter) langen Lederschlauch und war in Ober-Abtsteinach untergestellt. Im Brandfall musste die Spritze für die Zentorte, etwa Flockenbach, Gorxheim und Löhrbach, per Boten angefordert werden. Ein brennendes Haus dürfte bis zum Einsatz bereits in Flammen aufgegangen sein.
Pflicht zur Brandversicherung
Hölzerne Schornsteine und Strohdächer waren damals noch recht verbreitet, obwohl die Obrigkeit auf deren Abschaffung drängte. Erst 1935 wurde das letzte Strohdach im südhessischen Raum, das der Scheuer im Hofe Becker in Löhrbach, abgedeckt. 1824 wurde für das Großherzogtum Hessen die Pflicht zur Brandversicherung eingeführt, dabei meldeten die Eigentümer den Wert ihrer Häuser selbst. Meist mit einer deutlich überhöhten Angabe.
Von 1833 bis 1844 brannten in Löhrbach und Buchklingen elf Häuser von insgesamt 64. Ein Beamter des Kreisamtes formulierte es so: „... die Entstehung dieser Brände ist durch Vorbedacht (= mit Vorsatz, also Brandstiftung), teils durch Fahrlässigkeit veranlasst worden“. Um diesen Missbrauch zu bekämpfen, schätzte danach ein Bausachverständiger die Häuser.
Brandweiher in Buchklingen
Buchklingen war durch seine Höhenlage ohne ausreichende Wasserversorgung. Schon bei Beschaffung des täglichen Brauchwassers kam es zu Streitereien, „da manche zu viel nach Hause schleppten“. Bei einer Versammlung, die dieses Thema zum Inhalt hatte, hatte sich Adam Schäfer erlaubt, mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Es wurde auch angemerkt, dass die „Sozialdemokratie sich fühlbar gemacht hätte“. Erst 1904 hatte man einen Brandweiher geschaffen. 1908 baute man eine Wasserleitung von Löhrbach nach Buchklingen, wobei der Wasserdruck bei Weitem nicht ausreichend war.
Anekdoten aus der Feuerwehr-Geschichte:
Am 2. August 1893 hatte es beim Löhrbacher Beigeordneten Dörsam in Löhrbach gebrannt. Die Buchklinger Feuerwehr war mit ihrer Spritze (= der alten Löhrbacher Spritze) zu Hilfe geeilt. Nach dem Einsatz stand die Spritze auf dem Anwesen Dörsam herum und sollte den Buckel hinauf nach Buchklingen gebracht werden. Kommandant Adam Schütz befahl fünf Mann die Spritze nach Buchklingen hochzuschieben. Doch die weigerten sich beharrlich, denn das sei zu beschwerlich, schreibt Gemeindearchivar Günter Körner. Schütz wandte sich an den Bürgermeister und berichtete, dass sich die fünf Befehlsverweigerer äußerst unanständiger Äußerungen bedient hätten, also geschimpft hätten wie die Rohrspatzen. So stand die Spritze einige Zeit in Löhrbach herum. Der zurate gezogene Kreisfeuerwehrinspektor Kabey meinte: „Die Feuerspritze ist unmöglich per Hand von Löhrbach nach Buchklingen zu bringen. Der Transport ist mittels Pferde zu veranlassen.“ Das ärgerte Bürgermeister Jöst über die Maßen und er schrieb trotzig an Kabey: „Wir haben heute 5 Mann der hiesigen Feuerwehr requiriert. Diese fünf Mann haben den Transport pünktlich ausgeführt.“
Am 13. Oktober 1907 fand eine Übung der Löhrbacher Feuerwehr statt, welche per Ortsschelle bekannt gemacht wurde. Als die Übung fertig war, fing Johannes Schab an zu schreien. „Ich verlange von heute ab, dass die Feuerwehr nicht mehr am Sonntagnachmittag abgehalten wird! Es ist im ganzen Deutschen Reich Sonntagsruhe, das verlange ich von der Feuerwehr auch. Ich bin Schuhmacher und kann geschäftshalber nicht hier stehen und werde auch nicht mehr kommen.“ Als Johann Schab fertig war, fing sein Bruder Georg an, die beiden betrieben einen Kunden- und Schuhwarenhandel. Er schrie: „Sonntagnachmittag um 3 Uhr kommen die Leute und wollen Schuhe kaufen, so ist niemand zu Hause.“ Kommandant Helfrich ließ die Leute abtreten und äußerte sich nicht direkt zu dieser Widersetzlichkeit. Er schrieb an den Bürgermeister mit dem Verlangen die beiden Brüder zu bestrafen. Über den Ausgang dieser Angelegenheit ist nichts bekannt.
Leonhard Steyer aus Ober-Abtsteinach, ein begnadeter Bastler, hatte die alte Abtsteinacher Spritze (von 1786) erworben und wieder nutzbar gemacht. Diese bot er 1869 für 11 Gulden der Gemeinde Löhrbach an, die, ohne zu zögern, zugriff. Gemeindebaumeister Häusel urteilte: „Die Feuerspritze der Gemeinde Löhrbach ist ein alter Rumpelkasten, ist von mangelhafter Konstruktion ...“.
1884 erwarb man schließlich von Carl Metz in Heidelberg eine neue Spritze mit 15 Meter Druckschlauch. Die alte Spritze übergab man Buchklingen. Um 1898 kaufte man für Buchklingen eine „Karrenspritze“, die 12 Liter Wasser die Minute lieferte. Der Löhrbacher Spritzenraum „befand sich in der Waschküche des Wohnhauses (beim heutigen Kindergarten), wo Turngeräte usw. aufbewahrt werden“. Der Zugang war so eng, dass die Spritze angehoben und hinausgetragen werden musste. 1890 waren außerdem eine Leiter, drei Dachleitern, 16 Feuereimer, vier Hand- und zwei Stativ-Ölfackeln und ein Rädergestell für die Leiter vorhanden.
Erst recht spät, mit Einführung der Landesfeuerlöschordnung 1890, sind feste Strukturen erkennbar. Ein gesonderter Spritzenraum mit der Aufschrift „Spritzenhaus“ wurde gefordert. Die gravierendste Änderung war die Einführung einer Pflichtfeuerwehr mit verschiedenen Einsatzgruppen: Steig-, sowie Rettungs- und Schlauchmannschaft (sechs Mann), Spritzenmannschaft (16 Mann), Wasserzubringer (zehn Mann), Wasserschöpf- und Staumannschaft (sechs Mann), Wasser- und Spritzenfahrer (zwei Mann), Ordnungsmannschaft (sechs Mann), Meldemannschaft (drei Mann), Feuerstürmer (zwei Hornisten und zwei Stellvertreter). Erster Kommandant war Gerhard Helfrich.
Feuerwehr gründet sich
Offiziell war die Gründung der Löhrbacher Feuerwehr am 29. Mai 1892. Eine freiwillige Feuerwehr wird erstmals 1934 erwähnt. Anfangs tat man sich schwer damit, in eine Liste zur freiwilligen Feuerwehr hatten sich nur sechs Mann eingetragen. Bürgermeister Schab schreibt: „Mein Vorgänger Adam Dörsam, mit samt den Gemeinderäten, war auf die Feuerwehr nicht (gut) zu sprechen …“.
Erst 1940 ist zu belegen, dass die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr für Löhrbach und Buchklingen zustande kam. Notgedrungen hatte man gar 1938 eine sogenannte Altersmannschaft gegründet, deren Kommandant der Buchbinder Leonhard Jöst, Jahrgang 1870, war. 1937 erging eine Anordnung, dass Führer der Hitlerjugend und des Jungvolks nicht zum Feuerwehrdienst herangezogen werden dürften. Zum Jahresende musste der Dienst der Feuerwehr mit den Aktivitäten der SA koordiniert werden. Die Feuerwehr musste am Mittwochabend und am zweiten Sonntag im Monat üben. Während des Zweiten Weltkriegs war die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen nur gegen Zuteilung eines sogenannten Eisenkontingents möglich. 27 Feuerwehrmänner aus Löhrbach sind im Krieg gefallen oder vermisst.
Am 22. Januar 1947 berichtete der Bürgermeister, dass die Feuerwehr aus 52 Mitgliedern bestand. Nach langer Zeit wurde im Herbst 1948 zum Kommandant Georg Wetter gewählt, Stellvertreter war Peter Dörsam III. Georg Wetter war noch nicht volljährig und konnte das Amt nicht annehmen, Peter Dörsam wollte jedoch nicht Kommandant werden. Zum Jahresanfang 1949 wählte man Leonhard Jöst zum Kommandanten, zum Stellvertreter Peter Dörsam. In Buchklingen wurde Georg Emig Kommandant, sein Stellvertreter Hans Beck.