2. Bundesliga

Darmstadt wieder erstklassig: Riesenjubel am Böllenfalltor

Bayern statt Sandhausen, Bundesliga-Abenteuer statt Zweitliga-Tortur: Darmstadt ist zurück in der höchsten deutschen Spielklasse. Präsident Fritsch bringt sich schon mal verbal in Stellung.

Darmstadts Torschütze Phillip Tietz (r) jubelt mit Marvin Mehlem über das Tor zum 1:0. Foto: Uwe Anspach/dpa
Darmstadts Torschütze Phillip Tietz (r) jubelt mit Marvin Mehlem über das Tor zum 1:0.

Darmstadt (dpa/lhe) - Mitten hinein in die rauschende Aufstiegsparty des SV Darmstadt 98 richtete Präsident Rüdiger Fritsch ein paar forsche Worte an die künftige Konkurrenz. «Jetzt sind wir da. Ob das jetzt alle gut finden, weiß ich nicht. Jetzt ist Klein-Darmstadt da, da erwarte ich einfach Respekt dafür», sagte Fritsch nach dem vierten Bundesliga-Aufstieg der Südhessen. 2023/24 treffen sie wieder auf den FC Bayern und Borussia Dortmund statt auf Sandhausen und Magdeburg.

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Mit Bierduschen und einem Platzsturm im Stadion sowie tausenden Menschen und leuchtenden Pyros im Stadtzentrum hatte Darmstadt am Freitagabend die vollbrachte Rückkehr in die Bundesliga gefeiert. Die Party zog sich durch das ganze Wochenende, der 34. Spieltag und die Partie in Fürth haben keinen sportlichen Wert mehr. «Für uns ist das wie für andere die Champions League. So fühlen wir uns auch», sagte Fritsch unmittelbar nach dem 1:0 gegen den 1. FC Magdeburg der ARD-Sportschau.

Architekt der Erfolgssaison ist Cheftrainer Torsten Lieberknecht, der nach zwei vorzeitig verpassten Aufstiegschancen tief in die Motivationskiste gegriffen und seinen Profis vor dem 33. Spieltag einen Vergleich präsentiert hatte: «Das habe ich den Jungs gesagt: Unsere Freundin ist der Aufstieg, also packen wir zu und holen uns den Aufstieg.» Im Stadion am Böllenfalltor feierte Lieberknecht dann höchst emotional. Innig küsste er nach dem großen Erfolg seine Frau.

«Wir haben uns belohnt für all das, was wir nicht so falsch gemacht haben als Lilien-Familie», sagte Frisch. Lieberknecht bekam an einem feuchtfröhlichen Freitagabend reichlich Bier ab. Sein Dank galt in der Stunde des Erfolgs auch seinem Vorgänger Dirk Schuster, der einst mir den Lilien von der dritten in die erste Liga durchmarschiert ist.

«Mit dem Aufstieg von Dirk und seinem Co-Trainer Sascha Franz ist das hier entstanden», sagte Lieberknecht. «Viele, die in dieser Zeit vor uns da waren und das alte und ehrenwerte Bölle gesehen haben, für die ist es wahrscheinlich ein noch unglaublicherer Tag.» Schuster erwiderte die Worte prompt und gratulierte seinem ehemaligen Verein. «Diese zweite Liga ist alles andere als einfach. Am Ende doch so souverän aufzusteigen, spricht für sich», sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur. 

Vom Rasen im Stadion war am Freitagabend nicht mehr viel zu sehen, nachdem tausende Fans das Feld voller Freude gestürmt hatten. Routinier Tobias Kempe erteilte den Feierbefehl. «Die ganze Saison haben wir für diesen einen Moment alles gegeben - brutal! Das waren die schwersten drei Punkte meiner Karriere. Heute gibt es keine Sekunde Schlaf, sondern nur feiern», sagte Kempe. Die Fans folgten seiner Forderung, wie die Bilder aus der leuchtenden Darmstädter Nacht zeigten.

Von August an spielen die besten Clubs der Nation wieder am Böllenfalltor. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) gratulierte direkt. «Wer monatelang ununterbrochen an der Tabellenspitze steht, hat sehr vieles richtig gemacht und den Schritt nach oben zweifellos verdient», sagte Hans-Joachim Watzke als Sprecher des Präsidiums. Der letzte Ausflug in die Bundesliga dauerte für die Hessen zwei Spielzeiten, von 2015 bis 2017. «Wir sind stolz auf das gesamte Team aus Darmstadt», sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

Präsident Fritsch sieht keine Parallelen zwischen dem Aufstieg vor acht Jahren und heute. «Damals, das war Ostern und Weihnachten auf einmal, jetzt haben wir uns peu à peu nach vorne gearbeitet. Das heißt nicht, dass es nicht genauso schön ist. Damals war es fast skurril. Diesmal haben wir es fertig gemacht. Das ist aber auch geil», sagte er.