Hemsbach

Bei neuem Wohnraum auf andere angewiesen

In der zweiten Ausgabe unserer fünfteiligen Serie zur Gemeinderatswahl in Hemsbach am 9. Juni, konzentrieren wir uns auf die drängende Wohnraumproblematik.

Nach der Vermietung der Uhlandschule als Flüchtlingsunterkunft sollte hier über neuen Wohnraum nachgedacht werden. Foto: Philipp Reimer
Nach der Vermietung der Uhlandschule als Flüchtlingsunterkunft sollte hier über neuen Wohnraum nachgedacht werden.

Für die Gemeinderatswahl am 9. Juni möchte die Lokalredaktion der Weinheimer Nachrichten wieder einen Beitrag zur Meinungsbildung leisten. Im zweiten Teil fragen wir die im Hemsbacher Gemeinderat vertretenen Fraktionen: „In Hemsbach fehlt (preiswerter) Wohnraum. Auf der anderen Seite wird seit Jahren über die Bebauung größerer Areale gesprochen (Uhlandschule/Wiesensee, FDT, Beltz). Welche Chancen sehen Sie, eine Bebauung dieser Bereiche zu beschleunigen?“ Hier die Stellungnahmen.

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CDU

In Hemsbach fehlt viel bezahlbarer Wohnraum. Die angesprochenen Flächen befinden sich jedoch, außer dem Wiesensee, in privater Hand. Für die Flächen am Wiesensee gibt es einen gültigen Bebauungsplan und es wurde versucht, die Grundstücke per Auktion an den Markt zu bringen. Dies wurde bewusst so entschieden, um den maximalen Ertrag aus den Liegenschaften zu gewinnen. Leider fiel die Auktion gerade in die wirtschaftliche Phase, in der die Zinsen wieder massiv am Steigen waren, und somit wurden nicht alle Grundstücke verkauft. Denkbar wäre jedoch, ebendiese Grundstücke an junge Familien zu verkaufen, und das dann nicht zum höchstmöglichen Preis. Wenn wir aber ehrlich sind, sind die übrigen Grundstücke eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Flächen wie das Gelände der FDT oder Beltz bieten das Potenzial einer Nachverdichtung, welches wirklich einen Unterschied machen kann. Sehr zu unserem Verdruss sind die Interessen der verhandelnden Parteien so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während die private Seite natürlich nach dem maximalen Profit schaut, versucht die Stadt die Interessen der Einwohner und der Verwaltung durchzusetzen. Immerhin darf man auch nicht vergessen, was eine Bebauung mit Wohngebiet auf diesen Flächen für Folgen hat – wir reden von Familien mit Kindern, welche nach Hemsbach ziehen, welche einen Kindergarten – und/oder einen Schulplatz benötigen. Dies muss dann aber auch wieder vonseiten der Stadt finanziert werden. Es ist also verständlich, dass die Stadt nicht allen Wünschen der Investoren nachgeben kann, denn das wäre für Hemsbach nicht nachhaltig. Dennoch gehören auch hier für uns Kompromisse auf den Tisch und eben eine Bebauung attraktiv zu machen. Es müssen alle Seiten bereit sein, ein wenig nachzugeben, und dies gelingt nur über eine gute Kommunikation.

Freie Wähler

Die möglichen Entfaltungsgebiete befinden sich nicht mehr im Eigentum der Stadt. Dafür wurden andere Projekte mit Gegenfinanzierung verwirklicht. Jetzt bereitet die negative Entwicklung auf dem Immobilienmarkt den Investoren große Sorgen der eigenen Vermarktung. Das bedeutet ein deutlich geringeres Engagement als noch vor zwei Jahren. Sofern die Vermietung der ehemaligen Uhlandschule beendet ist, sehen wir kein Hindernis, den Um-/Neubau fertigzustellen. Dies wird allerdings noch mehrere Jahre dauern. Eine Beschleunigung ist abhängig von den Grundstückseigentümern – siehe Minera-Gelände.

SPD

Die Bereitschaft von Investoren, sich im Wohnungsbau zu engagieren, hängt sehr von den Marktgegebenheiten ab. Bekanntermaßen sind die Chancen, auf dem Wohnungsmarkt erfolgreich agieren zu können, gegenwärtig eher verhalten. Wir sind froh, dass sich die Familienheim Rhein-Neckar in Hemsbach engagiert und auch dass wir vertraglich vereinbaren konnten, dass im Zusammenhang mit der Gesamtmaßnahme Wiesensee und Uhlandschule auch bezahlbare Wohnungen geschaffen werden.

Wir hätten bei der Uhlandschule, wo vor allem öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden sollen, die Möglichkeit, zu beschleunigen, indem wir bald einen Ersatz für die Unterbringung der dort untergebrachten Geflüchteten finden. Da es sich bei der Familienheim um ein erfahrenes Unternehmen im Baubereich handelt, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir auch beim FDT-Gelände weiter vorankommen. Allerdings in einem längeren zeitlichen Ablauf. Mit einem Beteiligungsprozess wollen wir hier auch auf eine städtebaulich sinnvolle Durchmischung der Nutzungen achten. Beim ehemaligen Beltz-Gelände wird es wohl sehr darauf ankommen, ob es der Verwaltung gelingt, Eigentümer und Investor von dem beiderseitigen Nutzen einer Umwandlung des Gewerbeareals in eine Mischnutzung mit dem Schwerpunkt Wohnen zu überzeugen. Da erfahren wir von der gegenwärtigen Marktlage leider keine Unterstützung.

FDP

Alle genannten Areale sind Privateigentum. Die Stadt kann höchstens in Bebauungsplänen Auflagen und Vorgaben machen. Dies geschieht auch. Die städtebaulichen Versäumnisse in Hemsbach – auch in Bezug auf die Schaffung von sozialem Wohnungsbau – datieren aus der Vergangenheit. Aktuell sind die Möglichkeiten der Stadt sehr begrenzt. Hinzu kommen kollidierende Aufgaben, zum Beispiel im Rahmen der Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Sollten die genannten Areale bebaut werden, wäre es wichtig, frühzeitig mit den Bauherren in Gespräche einzutreten beziehungsweise weiter zu vertiefen.

Zudem können die Vorhaben beschleunigt werden, indem der Gemeinderat zu solchen Vorhaben eine konstruktive Haltung einnimmt. Hierfür wollen wir im Gemeinderat werben.

Grün-Bunte Liste

Da die Stadt keine eigenen Wohnungen erstellen kann, sind wir auch für Externe, wie das Familienheim an der Uhlandschule, angewiesen. Allerdings ist das ein kleiner Tropfen auf dem Wohnungsmarkt. Über aktuelle Stände zum Wohnraum kann im Moment noch nichts gesagt werden. Da alle vier Areale im Besitz der Familienheim sind, muss abgewartet werden, was die Verwaltung mit dem Familienheim abstimmt und dann in den Gemeinderat bringt. Zu bedenken ist zur Uhlandschule, dass wir noch dort Flüchtlinge untergebracht haben.

Pro Hemsbach

Wir dürfen nicht weiterhin die Uhlandschule als Flüchtlingsunterkunft nutzen, dann kommt dort Bewegung rein. Mit der Familie Beltz/Rübelmann sollte die Verwaltung Kontakt aufnehmen und in den Dialog treten. Hier sollte für beide Parteien eine gangbare Lösung gefunden werden, was auch bedeutet, dass die Verwaltung sich eventuell bewegen muss. Für uns muss aber bei jedweder Lösung der Klimaschutz schon bei der Planung der neuen Quartiere von Anfang an mit bedacht werden. Ein Vortrag zeigte hier wertvolle Ansätze auf. Das FDT-Gelände scheint für das Familienheim wohl erst mal auf Halde zu liegen. Das Projekt Seeweg soll ja eher „Sahnestückchen“ für das Familienheim ergeben und keinen preiswerten Wohnraum. Wobei wir betonen möchten, dass wir die geplante Quartierbebauung für nicht städtebaulich vertretbar halten. Dafür bekamen wir leider keine Mehrheit, auch nicht für die Forderung nach einem Bebauungsplan.