Fußball-EM

Poseck vor EM: Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde

In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Hessens Sicherheitsbehörden sehen sich gut vorbereitet. Innenminister Poseck warnt allerdings vor einer abstrakten Gefahr.

Ein riesiges Banner weist auf dem Mainufer in Frankfurt auf die bevorstehende Fußball-EM 2024 hin. Foto: Boris Roessler/dpa
Ein riesiges Banner weist auf dem Mainufer in Frankfurt auf die bevorstehende Fußball-EM 2024 hin.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sehen sich Hessens Sicherheitsbehörden trotz angespannter Lage gut vorbereitet. «Wir haben weiterhin keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr. Es gibt aber eine hohe abstrakte Gefahr», sagte Landesinnenminister Roman Poseck (CDU) am Montag in Frankfurt. «Auch das schreckliche Attentat in Mannheim führt nicht zu einer anderen Bewertungslage, dort hat man allerdings gesehen, wie schnell und wie schrecklich sich eine reale Gefahr realisieren kann.» Deshalb sei Wachsamkeit das Gebot der Stunde. In Mannheim hatte ein Afghane fünf Mitglieder der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Beamten mit einem Messer verletzt. Der Polizist starb später.

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«Wir werden alles daran setzen, dass in Hessen eine friedliche und fröhliche Fußball-Europameisterschaft stattfinden kann», betonte Poseck. Die Polizei ist dafür «aus meiner Sicht sehr gut vorbereitet». Die EM der Männer beginnt an diesem Freitag (14. Juni). Im Frankfurter Stadion werden dann ab dem 17. Juni fünf Spiele ausgetragen. Daneben gibt es eine 1,4 Kilometer lange Fanmeile entlang des Mains für bis zu 30.000 Besucher. Die größten ausländischen Fangruppen werden aus England und der Schweiz erwartet

Die Polizei würde sich seit zwei Jahren intensiv auf das Turnier vorbereiten, sagte Polizeipräsident Stefan Müller. Man freue sich auf Jubelfeiern und ausgelassene Stimmung, sei aber auch auf alkoholbedingte und fantypische Phänomene eingestellt, wie körperliche Auseinandersetzungen und Hooliganismus.

Polizei setzt auf hohe Präsenz, Kommunikation und Technik

Laut der Angaben setzt die Polizei auf eine hohe Präsenz, auf mehrsprachige Kommunikation und auf neue Technik durch moderne Lautsprecherwagen mit LED-Bildschirmen oder eine erweiterte Video-Überwachung. Dazu gehört ein rechtzeitig eingerichtetes Video-Operation-Center im Polizeipräsidium. Dort laufen die Übertragungen aus verschiedensten Quellen, wie Überwachungskameras, aber auch polizeiliche Aufnahmen aus Hubschraubern oder von Drohnen zentral zusammen. Damit habe man das Sicherheitsniveau zur EM noch einmal auf ein neues Level gehoben, betonte Müller.

«Wir erwarten ein 30 Tage langes Fußballfest im Herzen Europas», sagte der Leiter der Abteilung Einsatz, Thomas Schmidl. Der Grundsatz der Polizei sei, so gelassen wie möglich und so wachsam und konsequent wie nötig zu agieren. Zudem lerne man an jedem Turniertag dazu und die Polizei werde ihr Konzept stetig anpassen.

Eine besondere Herausforderung sei die Drohnenabwehr, betonte Schmidl. So sei es unter anderem verboten, im Bereich des Stadions, in der Fanzone am Main oder am Team-Camp der Ukrainer im nahen Taunusstein Drohnen fliegen zu lassen. Zudem gebe es eine sogenannte Cyber-Unit, um mögliche Gefahren aus dem virtuellen Raum abzuwenden.

Die Polizei empfiehlt zudem, mit den öffentlichen Verkehrsmittel oder mit dem Fahrrad zu den Spielen im Stadion zu fahren. Die dortigen Parkplätze stehen demnach aufgrund des Nachhaltigkeits-Konzepts der UEFA nicht wie gewohnt zur Verfügung.

Keine Hinweise auf konkrete Gefährdung

Mit Blick auf terroristische Anschläge betonte auch Schmidl, dass es keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung in Frankfurt und in Hessen gebe. Aber das dürfe nicht dazu führen, blauäugig oder nachlässig zu sein. Die deutschen Sicherheitsbehörden seien wachsam und im engen Austausch. «Wenn wir reagieren müssen, ist das schnell, sehr entschlossen und gegebenenfalls sehr robust», erklärte er. Spezialkräfte seien am Land, auf dem Wasser und in der Luft unterwegs.

Polizeipräsident Müller unterstrich zudem, dass im berüchtigten Bahnhofsviertel die Video-Überwachung ausgebaut worden sei. Zudem werde die Polizeipräsenz erhöht und es gebe verstärkte Waffenkontrollen. Vor einigen Wochen hatte die britische Boulevardzeitung «Sun» mit dem Begriff «Zombieland» Fußball-Fans vor dem Viertel gewarnt.