Kassel

Trauerfeier für einsam Verstorbene im Museum

Wenn Menschen ohne Angehörige sterben, werden sie meist ohne Begleitung in einem anonymen Grab beigesetzt. Im Kasseler Museum für Sepulkralkultur soll jetzt bei einer öffentlichen Gedenkfeier an die einsam Verstorbenen erinnert werden.

Dirk Pörschmann, Leiter vom Museum für Sepulkralkultur. Foto: Swen Pförtner/dpa/Archiv
Dirk Pörschmann, Leiter vom Museum für Sepulkralkultur.

Kassel (dpa/lhe) - Jedes Jahr sterben zahlreiche Menschen alleine und unbemerkt. In Kassel soll ihrer am kommenden Samstag erstmals im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung gedacht werden. Gemeinsam mit der Stadt, der Evangelischen Kirche in Kassel und dem Kasseler Heilhaus lädt das Museum für Sepulkralkultur zu der öffentlichen Feier ein. «Wir wollen die einsam Verstorbenen damit ein Stück weit in den Kreis der Gesellschaft zurückholen und ihnen einen würdevollen Abschied geben», sagte der Leiter des Museums, Dirk Pörschmann.

Dazu sollen Name und Alter der Verstorbenen verlesen werden. «Für das Jahr 2022 sind das 60 Namen», so Pörschmann. Die Betroffenen seien bereits in einem anonymen Urnengrab auf dem Kasseler Hauptfriedhof beigesetzt. «Dort haben sie aber eben keinen Namen mehr.»

Ordnungsbehördliche Bestattungen nennt man die Beisetzungen für Tote ohne Angehörige. Sie werden von Amts wegen angeordnet, die Kosten gehen zu Lasten der Kommune. Sollte noch Nachlass zur Verfügung stehen, werden die Ansprüche geltend gemacht und gegebenenfalls die Bestattungskosten ganz oder teilweise daraus ersetzt.

Aufgrund der niedrigeren Kosten wählen die meisten Kommunen eine Feuerbestattung mit anonymer Beisetzung. Wie viele solcher Beisetzungen in Hessen jährlich stattfinden, ist statistisch nicht zentral erfasst. Allein in Kassel waren es der Stadt zufolge in den vergangenen fünf Jahr durchschnittlich etwa 50 pro Jahr.

«Die Gründe, warum Menschen einsam versterben, sind vielfältig, tragisch und in manchen Fällen für uns nicht immer verständlich. Doch steckt hinter jedem dieser Menschen eine Lebensgeschichte, die einen würdevollen Abschied verdient», erklärte Bürgermeisterin Ilona Friedrich. «Mit dieser Gedenkfeier setzen wir ein Zeichen gesellschaftlichen Zusammenhalts und verabschieden die Menschen, die ihre letzte Reise einsam und allein angetreten sind.»

Ziel der Initiative sei es, «sichtbar zu machen, dass es Menschen gibt, die einsam versterben, und den Namen von Menschen zu nennen, die sonst in Vergessenheit zu geraten drohen», erläuterte der Stadtdekan der Evangelischen Kirche in Kassel, Michael Glöckner.