Hemsbach

DRK Hemsbach hat neuen Vorstand

Dem DRK-Ortsverein ist sein kompletter Vorstand abhandengekommen. Dahinter könnte ein Konflikt um die Verwendung der Ukraine-Hilfe stehen. Die Mitglieder wählen einen neuen Vorsitzenden und eine neue Vizechefin.

Der neue DRK-Vorstand (von links): stellvertretender Bereitschaftsleiter Tobias Kellermann, Jugendleiterin Nicole Kolb-Reeb, Bereitschaftsleiter Jan-Eric Polat, Schriftführerin Wiebke Bletzer, Schatzmeister Michael Lengen, Vorsitzender Alexander Bletzer und Vizechefin Sandrina Krakofczik. Bild: Philipp Reimer Foto: Philipp Reimer Photography
Der neue DRK-Vorstand (von links): stellvertretender Bereitschaftsleiter Tobias Kellermann, Jugendleiterin Nicole Kolb-Reeb, Bereitschaftsleiter Jan-Eric Polat, Schriftführerin Wiebke Bletzer, Schatzmeister Michael Lengen, Vorsitzender Alexander Bletzer und Vizechefin Sandrina Krakofczik. Bild: Philipp Reimer

Das gibt es auch eher selten: Dem DRK-Ortsverein ist sein kompletter Vorstand abhandengekommen. Markus Höhnle, seit 2018 Vorsitzender, und seine 2021 gewählte Stellvertreterin Jasmin Dugimont legten im Mai ihre Ämter nieder. Da nur diese berechtigt sind, zu einer Jahreshauptversammlung einzuladen, bediente sich der Ortsverein am Montagabend der Hilfe von Tobias Locher, dem Präsidenten des DRK-Kreisverbandes, unter dessen Leitung Sitzung und Neuwahl im DRK-Heim an der Königsberger Straße stattfanden. Das Treffen hatte Erfolg: Die 20 anwesenden Mitglieder wählten Alexander Bletzer zum neuen Chef, Sandrina Krakofczik zu dessen Stellvertreterin.

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Am Rande der Versammlung war jedoch auch von einem Konflikt zu hören, der im Zusammenhang mit der Ukraine-Hilfe entstanden ist. Über das DRK wurden im vergangenen Jahr die Hemsbacher Hilfen kanalisiert. Es kamen mehr als 88 000 Euro Geldspenden zusammen, mit denen die Hilfsgüter besorgt wurden. Offenbar gab es vereinsintern Kritik daran, dass auch das Militär in der Ukraine davon profitiert haben könnte. Das DRK ist nach der Genfer Konvention und nach seiner Satzung zur Neutralität verpflichtet.

Seyfferle: Keine Belege

Günther Seyfferle, Schatzmeister des Kreis-DRK, der die Finanzen des Ortsvereins in den zurückliegenden drei Jahren geprüft hatte, ist dieser Frage nachgegangen, konnte dafür allerdings keine Belege finden, wie er bei der Versammlung sagte. Die Verwendung der letzten knapp 9000 Euro aus dem Spendenaufkommen war auf jeden Fall satzungsgemäß. Sie flossen in ein Notstromaggregat für ein Altenheim in der Ukraine, wie Schatzmeisterin Nicole Kolb-Reeb sagte.

Der Kassenführung drückte Seyfferle den Stempel „korrekt“ auf, alles sei ordnungsgemäß gebucht gewesen, Ausgaben seien sachgemäß erfolgt. Auch das finanzielle Polster des Ortsvereins stimmt, der seine Rücklagen von 19 000 Euro im Jahr 2021 auf 31 000 Euro bis April 2023 erhöhte. Von daher kein Wunder: Schatzmeisterin Kolb-Reeb wurde wie später der gesamte Vorstand einstimmig entlastet.

Auch die „Dame der Zahlen“ trat von ihrem Amt zurück, aber erst in der Versammlung. Für sie wählten die Mitglieder Michael Lengen als neuen Schatzmeister. Kolb-Reeb will sich neuen Aufgaben zuwenden. Sie hat im vergangenen Jahr zusammen mit Karen Runhaar die Gruppenleiter-Prüfung abgelegt. Beide leiten seither das Jugend-Rot-Kreuz – aktuell sechs Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die Kürbisse schnitzen, Plätzchen backen und sich bald mit realistischer Notfalldarstellung auch eigentlichen Rot-Kreuz-Themen zuwenden wollen, wie Kolb-Reeb skizzierte.

Viele Stunden Einsatz

Nachwuchs wird immer gebraucht. Der DRK-Ortsverein hat zwar rund 500 Mitglieder, die meisten davon sind aber Förderer, nur 27 Aktive stemmen die praktische Arbeit. Und die ist nicht gerade gering. 2500 ehrenamtlich geleistete Stunden kamen 2022 zusammen, wie Bereitschaftsleiter Jan-Eric Polat in seinem Bericht vorrechnete, pro Woche etwa 50 Stunden. Darin enthalten sind Sanitätsdienste bei Veranstaltungen im Ort, aber auch beispielsweise bei Konzerten in der SAP-Arena. Darin enthalten ist auch die Betreuung von drei Blutspende-Terminen, bei denen immerhin fast 500 Blutkonserven zusammenkamen. Allein bei der Hemsbacher Kerwe waren 15 Aktive des DRK im Einsatz, sagte Polat weiter, der auch die Dienste im Freibad Wiesensee erwähnte: 400 Stunden kamen da zusammen. Es sei dabei schwierig, junge Leute für den Bereitschaftsdienst zu gewinnen, sagte Polat und fügte hinzu: „Wir freuen uns stets über neue Helfer.“

Ehrenbereitschaftsleiter und Vorstandsmitglied Peter Fath hatte zuvor die „gesellschaftlichen“ Termine des DRK-Ortsvereins zusammengefasst: die Teilnahme am Tag des Wiesensees, am Bachgassenfest und am Weihnachtsmarkt sowie zwei Kochaktionen am DRK-Heim.

„Ihr seid eine Supertruppe!“

Bürgermeister Jürgen Kirchner brach eine Lanze für die Arbeit der Rotkreuzler: Zwischen dem Rathaus und dem DRK gebe es kurze Wege. Die Zusammenarbeit zwischen den Rettungsorganisationen DRK, Feuerwehr und DLRG sei ebenfalls gut. „Ihr seid eine Supertruppe“, formulierte der Rathauschef, sagte dem DRK vielfach Dank und wünschte dem Verein, mit dem neuen Vorstand jetzt in ruhiges Fahrwasser zu gelangen.