Weinheim

Drückerkolonne: Vermeintliche Stadtwerke-Mitarbeiter belästigen Weinheimer an Haustüren

Die Polizei veröffentlichte einen Warnaufruf in den Sozialen Medien: "Aktuell kommt es im Bereich Weinheim zu Haustürbesuchen, bei dem sich vermeintliche Stadtwerke-Mitarbeiter Zutritt zum Haus verschaffen wollten."

Der kommunale Energieversorger ermahnt Bürger zur Vorsicht. Foto: Thomas Rittelmann
Der kommunale Energieversorger ermahnt Bürger zur Vorsicht.

Die Polizei warnt vor einer Drückerkolonne, die in Weinheim Bewohner an ihren Haustüren belästigt. Wie Sprecherin Sarah Winterkorn vom Polizeipräsidium Mannheim erklärt, geben sich die Unbekannte als Mitarbeiter der Stadtwerke aus. Winterkorn warnt, keine Fremden ins Haus zu lassen.

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Verträge unterjubeln

Parallel zu den Hausbesuchen sei es auch zu Anrufen gekommen, bei denen die vermeintlichen Mitarbeiter die Kundendaten der Bürger abfragen wollten. Dabei versuchten die Trickbetrüger unter anderem die Bankverbindung herauszufinden. Betroffene wurden auch nach Kunden- und Zählernummern gefragt. Aber was wollen die Täter mit dieser Information? Wie Stadtwerke-Chef Alexander Skrobuszynski (Bild: Marco Schilling) erläutert, klinge das nach der typischen Strategie für einen „telefonischen Angriff“, bei dem die Betrüger einen Anbieterwechsel forcieren wollen. „Dabei geben sie sich üblicherweise als Stadtwerke-Mitarbeiter aus und sagen, sie bräuchten unbedingt noch einige Informationen von dem Kunden.“

Stadtwerke-Chef Alexander Skrobuszynski Foto: Marco Schilling
Stadtwerke-Chef Alexander Skrobuszynski

Typisch sei dabei, dass die Formulierungen vage und sehr unverbindlich gehalten werden. So sei beispielsweise nicht von „den Stadtwerken Weinheim“ die Rede, sondern einfach von „den Stadtwerken“. Sie bräuchten ein paar Daten für die Optimierung der derzeitigen Konditionen sei ebenfalls eine typische Ausdrucksweise. Sind die Informationen erst einmal im Sack, könne eine Fangfrage folgen à la: „Sie sind im Grundsatz doch einverstanden?“ Während die Betroffenen nichts Böses ahnen, wird hinter ihrem Rücken der Vertrag bei den Stadtwerken gekündigt – und mir nichts, dir nichts flattert der neue Vertrag ins Haus. Zu deutlich schlechteren Konditionen: „Ich kann wirklich versichern: Da kommt nichts Gutes dabei raus“, so Skrobuszynksi. Die meisten gehen natürlich gegen diese ergaunerten Abschlüsse vor. Aber eine gewisse Quote, so der Stadtwerke-Chef, tut das nicht. „Sei es aus Überforderung oder Trägheit.“

Grundsätzlich sind Vertragsabschlüsse am Telefon erlaubt. Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (VZBW) sieht hier eine große Gesetzeslücke. Sollte keine explizite Einwilligung am Telefon gegeben worden sein, ermutigt der Verbraucherschützer deshalb, unverzüglich gegen die Verträge vorzugehen.

Erhöhung des Strompreises als Hintergrund?

Unter dem Warnbeitrag in den Sozialen Medien über die dubiosen Vorfälle, die sich in Weinheim abspielen, veröffentlichte das Mannheimer Präsidium zudem Tipps, an die sich die Bevölkerung halten sollten. Demnach sollten sich Bürger bei Haustürgeschäften immer Zeit nehmen und keine spontanen Entscheidungen treffen. Zudem raten die Ordnungshüter, keinen Vertrag zu unterschreiben, der nicht ganz genau verstanden wurde.

Mit Blick auf die Trickbetrüger, die direkt vor der Haustüre erscheinen, appelliert die Polizei an die Bevölkerung: „Bitte lasst diese Personen nicht ins Haus!“ Vertreter haben bei Aufforderung unverzüglich Haus beziehungsweise Haustüre zu verlassen. „Sehen Sie sich mit aufdringlichem Verhalten oder Sofortzahlungsaufforderungen konfrontiert, unterschreiben Sie nichts und informieren Sie die Polizei“, ermahnen die Ordnungshüter.

Was solche Trickbetrüger nun motiviert, Weinheim ins Auge zu fassen, darüber könne Stadtwerke-Geschäftsführer Alexander Skrobuszynski nur mutmaßen. Er könne sich aber schon einen Zusammenhang mit der kürzlich angekündigten Preiserhöhung beim Strom vorstellen: „Gerade jetzt gibt es eine erhöhte Wechselbereitschaft bei den Menschen.“