Halsbandsittich-Plage in der Region?
Halsbandsittiche werden immer häufiger in der Region gesichtet. Im Werner-Heisenberg-Gymnasium nisteten sich zwei Vögel ein - kommt die Sittichplage jetzt auch nach Weinheim?

Halsbandsittiche - Psittacula krameri
Die Halsbandsittiche stammen ursprünglich aus locker bewaldeten Savannen und offenen Bergwäldern Asiens und Afrikas.
Schneller als die Polizei erlaubt: Im pfälzischen Zweibrücken wurde 2016 von der Polizei ein Halsbandsittich mit 43 km/h in einer Tempo-30-Zone geblitzt.
Die natürlichen Fressfeinde der Sittiche sind Wanderfalken und Habichte. Gelegentlich werden sie auch Opfer von Waldkäuzen und Krähen.
Die Vögel ernähren sich von verschiedenen Teilen einer Pflanze wie Früchte, Blüten, Knospen, aber auch grüne Pflanzenteile.
Halsbandsittiche rufen laut kreischend „kie-ak“ oder „kie-ek“.
Quelle: Nabu
Das Werner-Heisenberg-Gymnasium erlebte in der vergangenen Woche einen ungewöhnlichen Neuzugang. Halsbandsittiche beschädigten die Fassade des Mensa-Gebäudes und nisteten sich dort ein. Nicht das erste Mal, dass sich die grünen Vögel in Weinheim niederlassen. Im Mai 2015 brüteten die Tiere in der Kolpingstraße - mit ihren harten, gebogenen Schnäbeln bohrten sie Löcher in die Wärmedämmung von Häusern.
"Der Halsbandsittich ist nach Auffassung der EU-Kommission eine von 15 Neozoen-Arten, die als eingebürgert anzusehen sind", schreibt das Landratsamt Rhein-Neckar über die grün gefiederten Sittiche. Ursprünglich stammt diese Vogelart aus den Savannengebieten Afrikas und dem indischen Subkontinent, seit dem 20. Jahrhundert werden immer mehr Tiere dieser Sorte auch in Europa gesichtet. Im Rhein-Neckar-Kreis kommen die Halsbandsittiche am häufigsten in der Stadt Heidelberg vor.
Allerdings breiten sich die Sittiche nicht ungehemmt in ganz Deutschland aus: Die wärmebegünstigten Regionen des Rheinlands, des Rhein-Main-Gebiets und der Rhein-Neckar-Region sind bei den Tieren besonders beliebt. "Wir haben registriert, dass sich die Halsbandsittiche immer stärker in Weinheim verbreiten. Das liegt eindeutig daran, dass sich die Bedingungen für den Vogel durch den immer präsenteren Klimawandel stetig verbessern", berichtet Frank Reichenbacher vom Nabu Weinheim.
Im offiziellen Faktencheck-Flyer des Nabu Köln wird jedoch klargestellt, dass bisher keine heimische Art durch die Anwesenheit der Sittiche in ihrem Fortbestand bedroht ist. Dieses Thema wird unter Ornithologen regelmäßig diskutiert, da es sehr komplex ist. Obwohl es nur eine begrenzte Anzahl von Baumhöhlen gibt, profitieren auch andere Vogelarten von den Machenschaften der Halsbandsittiche. Einige Baumhöhlen werden durch die Sittiche vergrößert, was sie für größere heimische Vogelarten erst bewohnbar macht.

Schädlinge fürs Haus
Gefährlich sind die giftgrünen Tiere vor allem für Hausfassaden. Die Sittiche nisten sich gerne in Gebäudedämmungen ein, sehr zum Unmut der Hausbesitzer. Das Bundesnaturschutzgesetz gibt vor: "Das Verschließen der Bruthöhlen des Halsbandsittichs in Wärmedämmfassaden, um eine intakte Dämmung von Gebäuden wiederherzustellen und um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern, ist im Regelfall als vernünftiger Grund anzusehen. Eine solche Maßnahme ist jedoch nur verhältnismäßig, wenn mit dem Verschluss der Bruthöhlen abgewartet wird, bis die Jungvögel das Nest dauerhaft verlassen haben, um nicht ohne Not deren Tod zu verursachen (§ 39 Abs. 1 Nr. 1)."
Die grünen Tiere sind auch wegen ihrer Lärmbelästigung bekannt: Beim Eintreffen und Verlassen ihrer Brutstätten kündigen sie sich meist durch lautes Rufen an. Darüber hinaus sind sie dafür bekannt, in Gärten einzufallen und Obstbäume zu plündern. Ein weiteres unerwünschtes Verhalten der Vögel ist, dass sie ihre Ausscheidungen an ihren Brutstätten hinterlassen. Aufgrund dieser Faktoren werden Halsbandsittiche oft als Schädlinge betrachtet, die in Häuser und Höfe unerwünscht sind.