Laudenbach

Laudenbach vereint gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt

In einer beeindruckenden Demonstration der Solidarität und des Engagements für die Demokratie versammelten sich am Samstagnachmittag über 400 Laudenbacher.

Über 400 Laudenbacher setzten am Samstag auf dem Schillerplatz ein Zeichen gegen rechts und plädierten für eine bunte Gesellschaft. Foto: Gian-Luca Heiser
Über 400 Laudenbacher setzten am Samstag auf dem Schillerplatz ein Zeichen gegen rechts und plädierten für eine bunte Gesellschaft.

Das war eine sehr beeindruckende Demonstration für die Demokratie und gegen rechts, die am Samstagnachmittag deutlich über 400 Laudenbacher und auch einige aus den Nachbarkommunen auf dem Schillerplatz zusammenführte. Dem Co-Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Sven Olthoff, war es gelungen, in wenigen Tagen eine beeindruckende Allianz zu schmieden. Die drei im Gemeinderat vertretenen Parteien, der Jugendgemeinderat, die beiden Kirchengemeinden, die katholische Frauengemeinschaft, der Kindergarten „Kunterbunt“, die örtliche Arbeiterwohlfahrt, der BUND, der Kerwe- und Heimatverein, der Singverein 1870 und die Turngemeinde hatten im Vorfeld ihre Unterstützung für die Veranstaltung signalisiert, bei der Frank Peiker in dankenswerter Weise für die Technik sorgte.

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Eine Welle der Empörung

Olthoff erinnerte an das Treffen von Rechtsextremisten und AfD-Politikern in Potsdam, wo über massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch von Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit beraten wurde. Dies habe eine Welle der Empörung ausgelöst und sei ein Weckruf gewesen. Es sei notwendig, der bislang schweigenden Mehrheit ein Gesicht zu geben – auch in Laudenbach. „Bunt“ sei ein Synonym für Vielfalt, die ein Zulassen und Akzeptieren eines „Andersseins“ bedinge. Als Jugendlicher habe er in einem internationalen Camp mit jungen Israelis über den Holocaust diskutiert, und dies habe bei ihm bewirkt, dafür einzutreten, dass die Shoah nicht noch einmal geschehen dürfe. Ein funktionierendes Miteinander dürfe nicht abhängig sein von Herkunft, Hautfarbe, Kultur oder Sprache. Er freue sich, dass dieses Bewusstsein beispielsweise in das Konzept der Kita „Kunterbunt“ eingeflossen sei. Olthoff forderte auf, sich gegen Rechtsextremismus und rechtes Gedankengut laut und wahrnehmbar zur Wehr zu setzen und „offensiv aufzuklären, statt defensiv zu schweigen“. Alle seien aufgerufen, auch im Alltag Widerspruch einzulegen, die kritische Auseinandersetzung zu suchen und gemeinsam für die Demokratie zu kämpfen. Olthoff schloss mit dem Verweis auf Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und einem Zitat eines der Väter, Professor Carlo Schmid, der aufrief, „den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufzubringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen“.

"Laudenbach ist bunt"

Bürgermeister Benjamin Köpfle, der sich mehr in der Rolle eines Bürgers dieser „wunderbaren Gemeinde“ denn als Bürgermeister sah, war sichtlich stolz, dass die große Teilnehmerzahl klarmache: „Vielfalt ist ein Gewinn – Laudenbach ist bunt“. Er sei schockiert, dass es in Deutschland wieder Kräfte gäbe, die ihre eigenen Mitbürger aus dem Land deportieren wollten und deren Antwort auf die komplexen Fragen unserer Zeit immer die einfachen seien und die Schuld jenen zuwiesen, die die vermeintlich falsche Herkunft, Hautfarbe, Religion oder den falschen Familiennamen hätten. „Dieses Gedankengut können und dürfen wir als Demokraten niemals mehr akzeptieren.“ Das Dorfleben sei ohne Vielfalt völlig undenkbar, und zu ihm gehörten Ur-Laudenbacher genauso wie Neubürgern. „Wir fragen nicht, wo kommst du her, sondern, wo möchtest du mitmachen?“, so Köpfle. Das Dorfleben, die Gemeinschaft, die Arbeit in Kirchen, Vereinen und Organisationen lebten vom Miteinander und vom Mittun, so Köpfle mit Hinweis auf viele Aktivitäten im Jahresverlauf. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass Rechtsextreme und Rassisten darüber entscheiden, wer in unserer Gesellschaft einen Platz hat, und deshalb dürften diese Kräfte niemals politische Entscheider werden. „Extremisten, religiöse Fanatiker und Rassisten stehen nicht auf dem Boden des Grundgesetzes und müssen immer mit unserem Widerstand rechnen“, forderte Köpfle. Er appellierte abschließend an alle Teilnehmer, gemeinsam Haltung zu zeigen, nicht nur heute, sondern jeden Tag – ob beim Elternabend, am Arbeitsplatz, im Sportverein oder am Stammtisch. „Wir treten gemeinsam Hass und Hetze entgegen und setzen uns für Demokratie und Menschenrechte ein, in Europa, in Deutschland und hier bei uns in Laudenbach“, schloss Köpfle. Für die musikalische Umrahmung sorgten Bernd Hauptfleisch und Annette Hock. Sie sangen zunächst ein Lied des Pfälzer Liedermachers Uli Valnion, der schon wiederholt Kostproben seines Könnens in Laudenbach dargeboten hat, mit dem auf das Kriegsende am 8. Mai 1945 geblickt wird. „Und wir haben geglaubt, wir wären die Nazis los. Doch ehe wir es uns gedacht, waren so manche wieder an der Macht.“

Gemeinsam mit den Teilnehmern wurde abschließend das Lied „We Shall Overcome“ angestimmt, und so endete die Mahnwache gleichermaßen würde- wie stimmungsvoll.