Was bei Wildunfällen wichtig ist
In den Monaten April und Mai ist Hochsaison für Wildunfälle. Doch wie sind sie zu vermeiden? Und wer zahlt, wenn der Schaden angerichtet ist?

Weinheim. Dieser Tage steigt wieder die Gefahr für Wildunfälle. Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) kracht es im April und Mai besonders häufig, in jeden zweiten Vorfall sind Rehe verwickelt. Ein Zusammenstoß ist nicht nur gefährlich für Mensch und Tier. Er geht auch an den Geldbeutel: Bis Anfang des Monats summierte sich der Sachschaden im Bereich des Polizeireviers Weinheim auf 32 000 Euro.
Wo ist es besonders gefährlich?
Fragt man Jagdpächter Marco Müller-Dörr, fällt ihm mit der Landstraße „K4124“ von Rittenweier nach Oberflockenbach sofort ein Unfallschwerpunkt ein: „Trotzdem wird die Geschwindigkeitsbegrenzung genau vor Beginn der Kurve aufgehoben. Paradoxerweise ist das entsprechende Verkehrszeichen mit dem Schild ,Achtung: Wildwechsel’ kombiniert.“ Allein von April 2022 bis März 2023 seien hier elf Rehe und ein großer Keiler totgefahren worden. Dabei spreche der Jäger nur von gemeldeten Fällen. Die Dunkelziffer von verletzten Tieren sei weitaus höher.
Wann ist Vorsicht geboten?
Laut dem DJV seien vor allem die Zeiten von 5 bis 7 Uhr morgens und von 21 bis 23 Uhr abends risikoreich. Demnach treffen nach der Zeitumstellung die Rushhour von Mensch und Tier in der Dämmerung aufeinander. Während viele Autofahrer sich im Berufsverkehr befinden, nutzen gerade Reh, Fuchs und Feldhase diese Zeit zur Futtersuche. Rehe seien insgesamt im April und Mai sehr aktiv – auch über die Straßen hinweg. „Der Pflanzenfresser Reh lebt den Winter über im Energiesparmodus, im Frühjahr ist frisches Grün überlebenswichtig: Fellwechsel, Entwicklung des Fötus oder Geweihwachstum sind kräftezehrend“, teilt der Verband mit.
Wie oft kracht es in Weinheim?
Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim erklärt, dass es im Jahr 2023 bis Anfang April 16 Unfälle gegeben habe. Der Sachschaden, der dabei entstanden ist, beläuft sich auf 32 000 Euro. Im Vergleichszeitraum 2022 gab es zwölf Unfälle (Schaden: 13 000 Euro). Dabei handelt es sich aber nur um die Vorkommnisse, die auch tatsächlich von der Polizei erfasst werden. „Es gibt eine Dunkelziffer von Wildtieren, die nicht-angezeigt angefahren werden, sich noch in den Wald retten können und dort verenden“, weiß Jagdpächter Müller-Dörr.
Wie kann ich einen Unfall vermeiden?
„Insbesondere an Feld- und Waldrändern sollte die Geschwindigkeit reduziert und nur auf Sicht gefahren werden“, empfiehlt Polizeisprecherin Nicole Silberzahn. Sobald Wild am Straßenrand auftaucht, gelte es, kontrolliert zu bremsen und ruckartige Lenk- und Ausweichmanöver zu vermeiden.
Das Fernlicht sollte unbedingt ausgeschaltet werden – geblendete Tiere blieben unter Umständen stehen. Stattdessen empfiehlt Silberzahn, einen lautstärkeren Trick nutzen: „Durch Betätigen der Hupe rennt das Wild in den meisten Fällen von der Straße.“
Was tun, wenn es doch zum Unfall kommt?
Nicole Silberzahn empfiehlt, die Unfallstelle sofort abzusichern und die Warnweste anzuziehen. Außerdem: „Nicht im Auto bleiben, wenn es an einer ungünstigen Stelle steht und nicht mehr fahrbereit ist.“ Danach Ruhe bewahren und die Polizei kontaktieren. „Die verletzten Tiere sollten auf keinen Fall angefasst werden“, mahnt Silberzahn. „Tiere, die in Schockstarre sind, könnten sich plötzlich wieder bewegen und dem Menschen Verletzungen zufügen.“ Bei toten Tieren rät der ADAC, den Kadaver an den Randstreifen zu ziehen, damit keine Folgeunfälle passieren: „Wegen eventueller Parasiten oder Krankheiten aber nicht mit bloßen Händen anfassen (Handschuhe!).“
Und wer zahlt nun den Schaden?
Hier kommt die Kaskoversicherung ins Spiel. Die Teilkaskoversicherung ersetzt jedoch nur Schäden am fahrenden Fahrzeug, wenn diese mit Haarwild entstanden sind, betont der ADAC. Dazu gehören etwa Wildschweine, Rehe, Füchse und Hasen. Sollte der Autofahrer nicht nachweisen können, dass der Schaden durch einen Zusammenstoß mit genannten Tieren entstanden ist, kann dieser nur über die Vollkaskoversicherung reguliert werden.