Wald-Michelbach

Emissionen um 90 Prozent verringern

Das integrierte energetische Quartierskonzept für Aschbach steht, die Energiekosten könnten um 45 Prozent gesenkt werden.

Auf reges Interesse stießen die Informationsveranstaltungen zur Erstellung des Integrierten energetischen Quartierskonzepts im Ortsteil Aschbach. Dieses war nun auch Thema im Bau- und Umweltausschuss. Foto: Marco Schilling
Auf reges Interesse stießen die Informationsveranstaltungen zur Erstellung des Integrierten energetischen Quartierskonzepts im Ortsteil Aschbach. Dieses war nun auch Thema im Bau- und Umweltausschuss.

Wie geht’s nach der Erstellung des Quartierskonzepts weiter? Damit befasste sich der Wald-Michelbacher Bau- und Umweltausschuss in seiner vergangenen Sitzung. Vor zwei Jahren beschloss die Gemeindevertretung, ein Integriertes energetisches Quartierskonzept für Aschbach anfertigen zu lassen. Hintergrund hierfür ist, dass man zukünftig eine Verringerung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen in den Bereichen Industrie, Verkehr, Gewerbe, Privathaushalte und kommunale Gebäude erreichen möchte.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen, heißt es in der Begründung. Bis 2030 sollen die Emissionen in Deutschland um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Dazu müssen alle – Gemeinden, Städte und Landkreise – ihren Teil beitragen. Zielvorgabe für das Konzept war, funktionale, städtebauliche, energetische, verkehrliche und klimagerechte Potenziale zu identifizieren und Maßnahmen zu entwickeln, ist darin zu lesen.

Potenziale ermittelt

Es werden Potenziale zur CO2-Reduktion, zur Erhöhung der Energieeffizienz, zum Ausbau erneuerbarer Energien und zur Verringerung des Primär- und Endenergiebedarfs im Quartier ermittelt. Auf dieser Grundlage aufbauend, sollten anschließend konkrete Handlungsvorschläge und Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Bereich Infrastruktur sowie der Gebäudeversorgung und -sanierung entwickelt werden.

Es gab verschiedene zentrale Ergebnisse des Konzepts. Diese resultieren unter anderem aus einer energetischen, städtebaulichen und funktionalen Ausgangsanalyse und einer Energie- und Treibhausgasbilanzierung. Die wesentlichen technischen Hebel zur Kosten- und Emissionsminderung liegen in einer Abkehr von Öl- und Flüssiggasheizungen und einem Wechsel hin zu Wärmepumpen und dem Zubau von Photovoltaikanlagen.

Durch die Hüllensanierung bei Gebäuden könne der Wärmebedarf im ökonomischsten Szenario um zwölf Prozent und im ökologischsten um 38 Prozent gesenkt werden. Beide Szenarien führen zu niedrigeren jährlichen Kosten als es aktuell der Fall ist. Der schnellste Weg zur Reduktion von Treibhausgasen liegt aber in der Abkehr von Öl- und Flüssiggasheizungen und im Einsatz von Wärmepumpen, propagieren die Autoren. Die bisher geringe Solarstromerzeugung könne auf 800 oder sogar 5700 kWp ausgebaut werden.

Bereits die Umsetzung der rein ökonomischen Potenziale reduziere die Emissionen um 90 Prozent. Gleichzeitig könnten hierbei Kostensenkungen von 45 Prozent erzielt werden. Mit dem Ziel Klimaneutralität ist aber mehr nötig: vor allem ein intensiverer Ausbau von Photovoltaikanlagen, die verstärkte Sanierung von Gebäudehüllen und der gezielte Einsatz effizienter Sole-/Wasser-Wärmepumpen.

Über 20 Jahre gesehen rentieren sich die hierfür notwendigen Mehrinvestitionen in beiden Szenarien gegenüber der Fortführung des Ist-Zustandes, schreiben die Fachbüros. Die Szenarien schließen sich ihren Worten zufolge nicht gegenseitig aus. Aus diesem Grund sollte das ökonomische Optimum im ersten Schritt umgesetzt werden, um einen schnellen Einstieg zu finden.

Eine weitere wirtschaftliche und ökologisch wertvolle Möglichkeit ist, so die Empfehlung, der Bau eines Nahwärmenetzes mit einer Biomasse-Heizzentrale. Die Bestandsaufnahme, die Berechnungen und die Netzzuschnitte im Konzept dienen als gute Grundlage für eine Entwurfs- und Ausführungsplanung. Die Einbeziehung von oder die anteilige Ersetzung durch andere Energiequellen wie Photovoltaik, Geothermie oder Solarthermie sei möglich.

Klimagerechte Mobilität

Eine klima- und umweltgerechte Mobilität biete noch viele Potenziale und sei ein weiterer Baustein in Richtung des angestrebten klimafreundlichen Quartiers, betonen die Verfasser. Vor allem der Fuß- und Radverkehr sollte ausgebaut und attraktiver gestaltet werden. Hinzu komme die verstärkte Nutzung von Elektromobilität und ÖPNV.

Ökologische Aufwertungen durch Grünflächen oder Ökodiversität seien an vielen Stellen im Quartier möglich. Hierbei sollten die Bewohner aktiv beteiligt werden, lautet der Vorschlag. Das Konzept zeigt eine Reihe von Maßnahmen auf, mit denen die Gemeinde in Aschbach die Verwirklichung der Potenziale erreichen könne.

Der wichtigste Baustein sei die Einrichtung eines energetischen Sanierungsmanagements, das eine Kümmererfunktion für die Umsetzung einnehmen soll. Der Bund unterstütze das über die KfW mit einem Zuschuss in Höhe von 75 Prozent der entstehenden Kosten. Weitere 15 Prozent sind über Landesmittel förderfähig, sodass der Eigenanteil der Gemeinde nur zehn Prozent beträgt. Auch für investive Maßnahmen seien Fördermittel für Gemeinde und andere Gebäudeeigentümer abrufbar.