Weiher

Gelungener Neustart für den "Weibermarkt 2.0" in Weiher

2006 fand die Traditionsveranstaltung zuletzt statt, jetzt erlebte sie eine Neuauflage - und eine Fortsetzung ist geplant.

43 Aussteller sind in der Halle, die sich kurz nach der Eröffnung schon füllt. Foto: Gian-Luca Heiser
43 Aussteller sind in der Halle, die sich kurz nach der Eröffnung schon füllt.

Vor der Eingangstür zur Sport- und Kulturhalle Weiher kitzelt den Besucher schon der würzige Duft von Bratwürsten in der Nase; im Foyer ist ein üppiges Kuchenbüfett aufgebaut, und daneben gibt es Crêpes. Für die deftige Komponente ist der TSV Weiher zuständig, für die Kuchen die Veranstalter und für die Pfannkuchen die Verantwortlichen der Mörlenbacher Mutter-Kind-Wohngruppe (MuKi).

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Die ersten Eindrücke des gestrigen „Weibermarkts 2.0“ sind jedenfalls kulinarisch, doch ist man erst einmal in der Halle angekommen, gibt es ganz viel zu gucken. 43 Stände sind hier aufgebaut, die Aussteller zeigen die ganze Vielfalt an Kunsthandwerk; manche sind Hobbybastler, andere Kleinunternehmer, und alle sind sie hoch motiviert.

Mit-Initiatorin von 1977 dabei

Denn nach 17 Jahren Pause gibt es jetzt die Neuauflage des einstigen Weibermarkts, der 2006 zuletzt veranstaltet wurde. Für seine „Wiedergeburt“ sind Anna-Lena und Jasmin Kugler zuständig, die es bedauerten, dass die Traditionsveranstaltung nicht mehr angeboten wurde. „Ich bin als Kind dort gewesen“, berichtet Anna-Lena Kugler, die an der Hand ihrer Großmutter durch die Gänge spazierte. Sie und ihre Schwägerin zogen vor etwa anderthalb Jahren zurück nach Weiher und vermissten den Markt schmerzlich. „Unsere Nachbarin war Mit-Initiatorin beim ersten Weibermarkt 1977“, erklärt Anna-Lena Kugler.

Foto: Gian-Luca Heiser

Auch jetzt sei sie wieder dabei, deutet sie auf einen Stand, vollgepackt mit gestrickten und genähten Sachen. Warum der Markt damals nicht fortgesetzt wurde? „Es gab nicht genug Helfer“, sagt Jasmin Kugler. Damals habe es zwei Markttage gegeben mit Bedienung, Essen und Ausschank. Jetzt sei das alles in etwas kleinerem Rahmen, betont die 29-Jährige: „Denn wir wollten erst einmal sehen, wie es läuft.“

Im Vorfeld stellten sie und ihre 32-jährige Schwägerin die Pläne im Ortschaftsrat vor, wo sie angenommen wurden, sagt diese: „Die Ortschaftsräte waren heute schon da und haben geguckt.“ Das Gremium war einverstanden, den Veranstalterinnen die Halle kostenlos zu überlassen. Weshalb der Fest-Erlös, der wie damals für einen guten Zweck bestimmt ist, MuKi zugutekommt – die an diesem Tag zudem mit einem Kinderschminkstand am Start ist.

Duftöl, Massagen, Blumendeko

Neben den Organisatorinnen wird es eng, denn auch hier wird leckeres Essen zubereitet: Die Köche Jannis Borgenheimer und Alexander Flachsbarth zaubern Auberginen-Tatar, Lachs-Sashimi und Kalbsragout, Gourmet-Portionen zum Probierpreis. Wer will, kann sich noch einen Kaffee von einer privaten Rösterei holen. Oder auch gleich die Runde drehen: Die katholische Bücherei Herz Jesu Weiher ist mit einem Bücherflohmarkt vertreten, anderswo gibt es Honig, Briefpapier, Schmuck, gehäkelte Decken, Schals und kunstvoll genähte Babysachen.

Anja Jochum aus Weiher zeigt Tierporträts, Rinder mit zottigen Gesichtern oder einen schillernden Fisch. „Ich male nach Wunsch auch die Haustiere der Menschen“, sagt die Künstlerin. Unterhalb der Bühne kann man Silke Schwab aus Wald-Michelbach bei ihrem Handwerk über die Schulter gucken. Sie verspinnt Schaf- und Alpakawolle zu feinem Garn und grinst: Ja, es seien bereits alle Wortwitze zum Thema „du spinnst“ gemacht worden.

Auf der Bühne bekommt man Duftöle, glasierte Töpferwaren, Kerzenhalter aus Holz und verspielte, kleine „Wichteltüren“: Die Frauen, die hier hinterm Tresen stehen, kommen aus Wilhelmsfeld und dürften die Ausstellerinnen mit dem weitesten Anreiseweg sein. Näher hat es da schon Madeleine Weinheimer, die eine Liege aufgestellt hat und Massagen für Schwangere und Wöchnerinnen anbietet. „Mir hat das immer gefehlt, aber es gab nichts Vergleichbares bei uns in der Nähe“, sagt die Frau aus Ober-Mumbach, die sich dann eigens zur zertifizierten Massagetherapeutin ausbilden ließ.

„Trefferts Manufaktur“ aus Lindenfels hat einen mit vielen Blumen dekorierten Stand aufgebaut, wo man gebrannte Walnüsse und blühende Deko bekommt, während andere Anbieter schon an Weihnachten denken und Tannenbäumchen oder Sterne aus dickem, massivem Holz auf ihre Tische gepackt haben. Nicola Marquard aus Vöckelsbach zeigt ihre liebevoll bestickten Geldbeutel, Mäppchen und Taschen, gegenüber bekommt man Hüte und Fäustlinge aus Filz und daneben Cannabis-Produkte von der „Odenwälder Hanfmanufaktur“.

Viel Regionales ist im Sortiment, so wie sich das die Veranstalterinnen gedacht haben, allem voran ein „Weibermarkt-Likör“ aus Rotwein, Rum, Amarenakirschen, Vanille und Kaffee. Sehr fantasievoll sind die bunten Leinen, Körbchen und Hundehalsbänder gestaltet, aber auch die gehäkelten Drachen, Fliegenpilze oder der kleine „Grogu“ aus der Serie „The Mandalorian“. In den Gängen und an den Ständen tummeln sich die Besucher, es ist jede Menge los.

Das Interesse sei auch bei den Verkäufern riesig, berichten die Kuglers: „Wir mussten manchen absagen, weil so viele mitmachen wollten.“ Und viele hätten bereits für das kommende Jahr zugesagt. Beiden ist klar: Nach diesem erfolgreichen Auftakt soll es 2024 auf jeden Fall eine Fortsetzung geben. stk