Veranstaltung

Mitlechtern erlebt einen Abend voller Überraschungen und Emotionen

Bei "Musik und mehr" im alten Tanzsaal gibt es unter anderem einen Talk mit Joar Berge. Und der trifft unvermittelt auf einen speziellen Menschen aus dem Norden der Republik.

Marina Schaab im Gespräch mit Joar Berge: Erstmals wurde in die Reihe „Musik und mehr“ in Mitlechtern das Format Talk eingebunden. Foto: Ernst Lotz
Marina Schaab im Gespräch mit Joar Berge: Erstmals wurde in die Reihe „Musik und mehr“ in Mitlechtern das Format Talk eingebunden.

Die Kleinkunstreihe „Musik und mehr im alten Tanzsaal“ in der ehemaligen Dorfschänke in Mitlechtern fand am vergangenen Wochenende ihre Fortsetzung. Neben Musik hatte dieses Mal ein neues Format Premiere: Talk. Eingeladen von Veranstalterin Marina Schaab, die den Abend auch moderierte, kam Joar Berge zum Gespräch über seine Philosophie, seinen Lebensweg und Buch „Kühe kuscheln“, das es in die Bestsellerliste des Spiegels geschafft hat.

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Impressum

Schaab und Berge kennen sich seit der Schulzeit, er war damals sehr eng mit deren Bruder Michael Schaab befreundet und ging bei der Familie ein uns aus. Dabei hätten sie verschiedener nicht sein können: Während Berge begeistert auf der Eurodance-Welle surfte, waren Michael und Marina Schaab musikalisch eher im Bereich „Alternative Rock“ zuhause. Dass sie, nach eigenen Worten, „sämtliche kulturelle Hürden überwunden haben“, zeigten sie zu dritt bei einer Unpluggedversion des Eurodancehits „Coco Jambo“. Das Publikum klatschte und sang begeistert mit. Locker und geistreich spielten sich die Gastgeberin und der Autor gegenseitig die Bälle zu. Die Zuschauer lachten oft herzlich, häufig wurde es aber auch still und nachdenklich. Das Gespräch wurde von kleinen Videosequenzen und Fotos auf einem Bildschirm begleitet, die Ausschnitte aus Berges Leben und seiner spannenden Biographie zeigten.

Berge ist im Odenwald aufgewachsen und war schon früh im örtlichen Kuhstall zuhause. Später lebte er ein städtisches, wildes Partyleben in Köln, Berlin und Nizza. Dort traf er schließlich die Entscheidung, in den Odenwald zurückzugehen und sein Leben wieder mit Kühen zu teilen. Er führt inzwischen einen „Lebenshof“, auf dem gerettete Rinder, Schweine, Hühner und Puten ein Zuhause gefunden haben.

Ein Gast aus dem Norden

Bewegend wurde es, als völlig überraschend Jürgen Rademacher auf der Bühne erschien. Der Bauer aus Norddeutschland hat mit der Unterstützung von Berge seinen konventionellen Milchviehbetrieb komplett auf das Lebenshofkonzept umgestellt und lebt inzwischen vegan. Jedoch sind sich die beiden Männer bisher noch nie begegnet. Rademacher, der eine zehnstündige Zugfahrt hinter sich hatte, griff zum Mikrofon, um Berge seine tiefe Dankbarkeit auszudrücken. Dieser rang sichtlich um Fassung nach der hochemotionalen Überraschung.

Baden in Klangwelten

Im nächsten Teil des Abends stand Isabell Driemer auf der Bühne. Die 23-Jährige begleitete sich selbst auf der Gitarre und sang einen bunten Mix aus Pop und Rock. Ihre Setliste gestaltete sie dabei erstaunlich abwechslungsreich – so waren Songs von unter anderem Alanis Morisette, Janis Choplin, Herbert Grönemeyer und Johannes Oerding zu hören. Die Musikerin beeindruckte dabei nicht nur mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, mit der sie jedem Song eine ganze eigene Ausstrahlung verlieh, sondern auch mit ihrer charmanten und witzigen Art, mit der sie ihre Lieder ansagte.

Die Plätze im alten Tanzsaal waren ausgebucht. Foto: Ernst Lotz
Die Plätze im alten Tanzsaal waren ausgebucht.

Schließlich betraten als Duo „Fumar“ Jenny Marquard (Akkordeon, Gesang) und Jochen Furch (Gitarre, Saxophon, Gesang) die Bühne. Beide nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise in unterschiedliche Länder und Epochen. Ihr Repertoire zeigte diverse musikalischen Facetten, von geistreich und komisch über dramatisch und klanggewaltig bis hin zu romantisch und verträumt. Marquard, die ihr Instrument virtuos beherrscht, erzeugte gemeinsam mit Furch wunderschöne Klangwelten, das Publikum badete mit geschlossenen Augen förmlich darin. Sie spielten unter anderem Stücke von Astor Piazzolla, Louis Bonfa und Peter Sarstedt und vollendeten ihr Programm mit dem verträumten „Bei dir war es immer so schön“ von Emil Stern.

Zum Abschluss gab es für das Publikum noch eine Überraschung: Alle Musiker des Abends sowie Gastgeberin Marina Schaab intonierten gemeinsam das Lied „Wind Of Change“ von den Scorpions und entließen damit ein begeistertes Publikum.

Der Abend war ein voller Erfolg. Alle Plätze waren restlos ausgebucht und das Publikum verließ nach dem ereignisreichen Abend beseelt den Ort des Geschehens. Das neue Format „Talk“ kam sehr gut an und dürfte in Zukunft seine Wiederholung finden.