Birkenau

Schüler in Birkenau lernen viel zu "Cybergrooming"

Der Projekttag „Brich Dein Schweigen“ mit Podiumsdiskussion an der Langenbergschule in Birkenau beantwortet viele Fragen der siebten Jahrgangsstufe und warnt vor drohenden Gefahren bei Chats mit Unbekannten.

Ein besonderer Projekttag stand für die siebte Jahrgangsstufe der Langenbergschule auf dem Stundenplan: Experten informierten über „Cybergrooming“ und standen Rede und Antwort. Foto: Fritz Kopetzky
Ein besonderer Projekttag stand für die siebte Jahrgangsstufe der Langenbergschule auf dem Stundenplan: Experten informierten über „Cybergrooming“ und standen Rede und Antwort.

Hellhörig sein im Netz und nicht blind jedem Fremden vertrauen, der im Chat freundlich erscheint – das ist gar nicht so einfach, aber umso wichtiger. Denn die Fallzahlen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen steigen auch in Hessen deutlich, wobei die Dunkelziffer als hoch eingeschätzt wird. Durch die digitalen Medien gibt es für Täter inzwischen neue Wege, sich potenziellen Opfern anzunähern, beispielsweise durch „Cybergrooming“, die Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet.

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Einmal mehr wurde diese Gefahr bei einem Projekttag deutlich, der am Mittwoch an der Langenbergschule (LBS) in Birkenau stattgefunden hat. Im Sommer 2022 starteten der Verein Bürger und Polizei Bergstraße, die Rotary Clubs der Region sowie das Polizeipräsidium Südhessen eine Kampagne unter dem Namen „Brich Dein Schweigen – hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht“. Diese hat das Ziel, Kinder und Jugendliche zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Der Kreis Bergstraße unterstützt diese Initiative mit dem Projekttag „Gefangen im Netz –Brich dein Schweigen“, der an weiterführenden Schulen im Kreis angeboten wird, wie vor Kurzem an der LBS. Die komplette siebte Jahrgangsstufe wurde auf diese Weise für dieses Thema sensibilisiert.

70 Schüler sind interessiert

Im Vorfeld führten die Lehrer die rund 70 Schüler der Jahrgangsstufe an das Thema heran, erklärten Begriffe und sammelten gemeinsam mit den Schülern Fragen, die sie im Rahmen des Projekttags in einer Podiumsdiskussion an die Vertreter der Polizei stellten. Doch zuvor wurde den Schülern eine Dokumentation gezeigt, die verdeutlichte, welche Gefahren von „Cybergrooming“ ausgehen.

Bei „Tiktok“ gehen alle Hände hoch

Dass die sozialen Netzwerke und das Spielen von Onlinegames längst in den Kinderzimmern angekommen sind, ist Fakt. Und damit ist auch der direkte Draht zu den Kindern und Jugendlichen gegeben. Die Experten machten deutlich: Auf allen Plattformen, die die Jugendlichen nutzen, sind auch die Täter unterwegs. Auf die Frage, wer „Tiktok“ nutzt, gingen alle Hände nach oben. Dicht gefolgt von weiteren Netzwerken und Onlinegames. Das zeigte: Dieses Thema und seine Gefahren sind real.

Eindringlicher Appell

Die Siebtklässler der LBS löcherten die Experten der Polizei mit Fragen beispielsweise rund um die Motivation der Täter und deren Bestrafung. Auf die Frage, woran man erkennt, dass die Person im Chat älter ist als man selbst, lautete der eindringliche Appell von Kriminalkommissar Johannes Hofmann: „Chattet nur mit Personen, die ihr kennt.“ Und Kriminalhauptkommissar Christian Iglesias ergänzte: „Es ist auf Distanz kaum feststellbar, wie alt jemand ist. Die Täter wissen, wie sie sich ausdrücken müssen, um nicht aufzufliegen.“

Ein erster Hinweis könne aber sein, dass man gefragt werde, wo man wohnt. Kriminaloberrat Benjamin Henne betonte: „Sobald Fotos verlangt werden, brecht den Kontakt ab. Und: Vertraut euch jemandem an.“

"Wir müssen hinschauen"

Matthias Schimpf, hauptamtlicher Kreisbeigeordneter, betonte in Vertretung von Landrat Christian Engelhardt die Wichtigkeit dieses Themas. „Wir müssen auf die achtsame Nutzung des Internets hinweisen – und hinschauen.“ Er dankte allen Beteiligten des Projekttags, die dazu beitrugen, das Thema auch außerhalb des regulären Unterrichts zu bearbeiten. Der Raum „Schule“ biete sich hervorragend an, um für dieses Thema zu sensibilisieren.

Dem schloss sich Thomas Rech, stellvertretender Leiter der LBS, an, der betonte, dass sich die Schule vor allem der Medienerziehung verschrieben habe.

Auch Bürgermeister Milan Mapplassary lobte das Spektrum der LBS, das sehr lebensnah sei. Es sei zudem wichtig, die Eltern für das Thema zu sensibilisieren, und die Gemeinde stehe gerne beim Planen von Veranstaltungen zur Seite. Die Zielgruppen solcher Projekttage seien Schüler wie Eltern, jedoch sei es auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, möglichst früh die Medienkompetenz zu schulen. „Unser übergeordnetes Ziel ist der Schutz der Kinder“, so Henne.