Unternehmen

Warum es den Freudenberg-Konzern ohne Sophie Martenstein vielleicht nie gegeben hätte

Das Weinheimer Unternehmen feiert sein 175-jähriges Bestehen und blickt auf eine rasante Entwicklung zurück. Das Geld für die Gründung kam von einer Frau.

Das handkolorierte Foto aus dem Jahr 1857 zeigt den Firmengründer Carl Johann Freudenberg mit Ehefrau Sophie und ihren sechs Kindern Emilie, Hermann, Elise, Auguste, Wilhelm und Friedrich Carl (von links). Foto: Freudenberg Gruppe
Das handkolorierte Foto aus dem Jahr 1857 zeigt den Firmengründer Carl Johann Freudenberg mit Ehefrau Sophie und ihren sechs Kindern Emilie, Hermann, Elise, Auguste, Wilhelm und Friedrich Carl (von links).

Ein Mann unterschreibt einen Vertrag. Er muss sich allerdings erst Geld von seiner Frau leihen. Ohne Sophie Freudenberg, geborene Martenstein, hätte es also den weltweit tätigen Technologiekonzern namens Freudenberg vielleicht nie gegeben. Mit dem Geld kauft er mit einem Partner eine kleine Lederfabrik in Weinheim. Der Mann heißt Carl Johann Freudenberg. Auf dem Kalender steht der 9. Februar 1849. Er ahnt nicht, dass sich das Unternehmen in den nächsten 175 Jahren trotz Krisen, Kriegen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu einem globalen Technologiekonzern mit 52 000 Mitarbeitern in rund 60 Ländern und einem Umsatz von knapp 12 Milliarden Euro entwickeln wird. So beginnt eine Pressemitteilung der Firma Freudenberg zum historischen Gründungstag des Unternehmens, das heute in rund 40 Marktsegmenten weltweit aktiv ist. Seine Produkte, Lösungen und Services sorgen beispielsweise dafür, dass die Luft in Räumen reiner wird, dass Autos fahren können und Wunden schneller heilen.

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„175 Jahre sind ein besonderes Firmenjubiläum, ein Anlass für Rückblick und Reflexion, aber auch Anlass, um nach vorne zu blicken“, so der Vorstandsvorsitzende (CEO) Dr. Mohsen Sohi: „Eine Mischung aus Wandelbarkeit und Tradition, gepaart mit Innovationskraft, macht das Unternehmen so erfolgreich.“

Foto: Freudenberg Gruppe

Bis heute ist Freudenberg in Familienbesitz

Das Unternehmen befindet sich bis heute im Familienbesitz von rund 370 Gesellschaftern. Trotz Wandelbarkeit folge das unternehmerische Handeln festen Werten, betont Martin Wentzler, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Freudenberg & Co. Kommanditgesellschaft sowie Vorsitzender des Aufsichtsrats der Freudenberg SE: „Bei allen Veränderungen handeln wir bis heute nach dem auf den Gründer Carl Johann Freudenberg zurückgehenden Wertesystem. Das Unternehmen kommt zuerst, dann die Familieninteressen. Das hat über 175 Jahre hinweg immer gegolten, gilt nach wie vor und danach richten wir unser Handeln aus.“

Wegweisende Innovationen bei Freudenberg

Innovationen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Unternehmens – von der Chromgerbung über den Simmerring bis hin zu anspruchsvollen dichtungs- und schwingungstechnischen Lösungen. Komponenten für Batterien und Brennstoffzellen, technische Textilien, Filter, modernste Reinigungsprodukte, chemische Spezialitäten und medizin-technische Produkte gehören ebenfalls zum breit gefächerten Portfolio. Hohe Qualität, Verlässlichkeit, die Partnerschaft mit den Kunden und finanzielle Solidität gehören zu den Grundpfeilern der 175-jährigen Unternehmensgeschichte. Auch die internationale Ausrichtung der Freudenberg-Gruppe ist ein weiterer Erfolgsfaktor mit langer Tradition. Bereits 1849 unterhielt Carl Johann Freudenberg Geschäftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten, nach Frankreich und Großbritannien sowie in die Türkei.

Carl Johann Freudenberg formulierte in seinen Geschäftsprinzipien die Offenheit für Veränderung als wesentlichen Faktor für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

Freudenberg: Erfolgreich durch Wandel

So gestaltet das Unternehmen heute zum Beispiel die Energiewende durch Schlüsselkomponenten für Brennstoffzellen und Elektrolyseure mit, die für die Herstellung von grünem Wasserstoff benötigt werden. Es beliefert damit Kunden weltweit: Brennstoffzellen-Hersteller für verschiedene Anwendungen wie Nutzfahrzeuge, Kreuzfahrtschiffe und Lkw. „Offenheit für Veränderung und unternehmerischer Weitblick gehören seit der Gründung durch Carl Johann Freudenberg im Jahr 1849 zur DNA der Unternehmensgruppe“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung.

Das Unternehmen prägt Weinheim bis heute

Dass Freudenberg für Weinheim, wo alles begann und bis heute der Hauptsitz des Unternehmens ist, auch stadtgeschichtlich eine herausragende Bedeutung hat, betont Oberbürgermeister Manuel Just in seinem Grußwort für die Beilage zum Firmenjubiläum, die am 24. Februar in unserer Zeitung erscheinen wird.

„Immer wieder aufs Neue wird mir bewusst, wie wichtig die Familie und die Firma Freudenberg in der Geschichte der Stadt Weinheim sind. Kein anderes Unternehmen hat diese Stadt so geprägt“, stellt der Oberbürgermeister fest und fügt hinzu: „Auch in den jüngsten Jahrzehnten hat die Firmenentwicklung das Stadtbild maßgeblich beeinflusst, denn wichtige Industriegebiete konnten im Zuge der Konversion in hochwertige Wohngebiete umgewandelt werden. Die Freudenberg-Geschichte bleibt dabei präsent.“

Aber auch Bundeskanzler Olaf Scholz gratuliert dem Unternehmen: „Freudenberg ist einer der ‘Hidden Champions’ in Deutschland mit sehr langer Tradition und einer großen Innovationskraft. Ein Unternehmen, das sich immer weiterentwickelt und auf Veränderungen entschlossen reagiert hat. All das brauchen wir in unserem Land, das vor enormen Veränderungen steht.“

In den kommenden Monaten wird die Redaktion in unregelmäßigen Abständen die Geschichte der Firma Freudenberg und ihre Verbindung zu Weinheim, aber auch die aktuelle Lage und die Perspektiven für die Zukunft beleuchten.