Typisierungsaktion: Laudenbach sucht den genetischen Zwilling
Der Vater von Anna Köpfle ist an Leukämie erkrankt. Bei einer Typisierungsaktion am Sonntag wird jemand mit den passenden Merkmalen gesucht, um Stammzellen zu spenden. Die Aktion läuft noch bis 15 Uhr.
Laudenbach. Wer sich registrieren lassen will und das richtige Alter hat, bekommt drei lange Wattestäbchen. Sie werden für Wangenabstriche genutzt und verpackt, die Daten werden anschließend in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufgenommen. Und wenn eine der Proben passt, kann das für einen Kranken die Chance auf Heilung bedeuten. Für den Vater von Anna Köpfle, der an Leukämie erkrankt ist, wird auf diese Weise am Sonntag noch bis 15 Uhr nach einem „genetischen Zwilling“ gesucht. Die Registrierungsaktion findet im Festsaal der Sonnbergschule statt, und die Resonanz ist vielversprechend: Etwa eine halbe Stunde nach Beginn haben sich schon 20 Menschen typisieren lassen, und während des Besuchs der Lokalredaktion wird die 30 voll – unschwer zu bemerken am Applaus, der von den Helfern kommt. Einige sind aus Laudenbach, aber zwei Freiwillige sind auch von der DKMS gekommen.
13 Millionen in der Datenbank
Eine von ihnen, Raja Flüchter, erklärt: „Nur ein Prozent der registrierten Personen spendet auch wirklich.“ Das liege an der „Trefferquote“, über die Datei auch tatsächlich jemanden mit genau den richtigen Merkmalen zu finden. Mut macht schon eher die Zahl von 13 Millionen Menschen, deren Merkmale in der Datenbank erfasst sind, und Flüchter sagt: „In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal mehr Registrierungen als ,Abgänge‘.“ Heißt, wer die 60 überschreitet, verschwindet aus der Datenbank. Die Heidelbergerin und ihr Mitstreiter Christoph Neuendorf führen den positiven Saldo vor allem auf Werbung zurück, auf die ständigen Bemühungen ehrenamtlicher Helfer, auf die DKMS und ihre Arbeit aufmerksam zu machen. „Wir sind kommende Woche auf dem Weihnachtsmarkt in Heidelberg“, berichtet Flüchter. Zur Arbeit der beiden gehört zudem die Ausbildung weiterer Ehrenamtlicher. Sie gehen auch in Schulen und berichten von ihrer Arbeit.
Neuendorf ist in puncto Reklame sicher: „Je mehr, desto besser.“ Wer will, kann sich auch ein Registrierungsset nach Hause schicken lassen. Er selbst ist ebenfalls in der Datei erfasst und hatte auch schon einen Treffer. Weil die Bestimmungen in den einzelnen Ländern unterschiedlich sind, erfuhr er wenig über den Empfänger. Nur, dass es ein Mann in den Zwanzigern aus Finnland war, dem er in anonymisierter Form schreiben konnte. Der Finne schrieb, dass ihm die Spende geholfen habe und er auf dem Weg der Besserung sei. Für den jungen Spender war das eine großartige Nachricht: „Das war toll, dass es so ein glückliches Ende gab.“
Gibt es für einen der Laudenbacher Freiwilligen einen Treffer, so bekommt er einen Anruf oder eine E-Mail, und Neuendorf betont: „Deshalb ist es so wichtig, dass die Angaben über Adresse und Rufnummer auch aktuell sind.“ Längst nicht in jedem Fall muss dann auch Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen werden: In 90 Prozent der Fälle, sagt der Helfer, reiche eine Blutspende. Dazu geht man in das nächst gelegene Entnahmezentrum.
Apropos Spende: Wer will, kann sich am reichhaltigen Kuchenbüfett eindecken: Die Torten und Muffins wurden von Freunden der Familie und Laudenbacher Einwohnern gebacken, und Bürgermeister Benjamin Köpfle ist dankbar über deren Engagement und die Bereitschaft der vielen Einwohner, sich typisieren zu lassen. Wer Kuchen mitnimmt, kann Geld in einer Spendenbox hinterlassen, das dann wiederum für die Finanzierung verwendet wird: Denn jeder Beitrag für die Datei kostet etwa 50 Euro.