Warum der KSV Rimbach einen Rechtsanwalt einschaltet
Die Ringer des KSV Rimbach wehren sich in der 2. Bundesliga gegen eine Geldstrafe und planen eifrig für die neue Saison. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Die Ringer des KSV Rimbach sind der einzige Bundesligist im Odenwald. Das erste Jahr in der 2. Liga endete allerdings unschön und es kam zum Zwist mit dem Deutschen Ringer-Bund (DRB), der auch noch nicht beigelegt ist. Wie es dazu kam, was sich beim KSV getan hat und warum die Aussichten für die starken Männer aus Rimbach und ihren Talenten vielversprechend sind, beantworten wir in diesem Artikel.
Hat der KSV Rimbach die Geldstrafe von 3000 Euro inzwischen bezahlt, die der Deutsche Ringer-Bund (DRB) dem Zweitligisten wegen angeblichen unsportlichen Verhaltens und Wettbewerbsverzerrung auferlegt hatte?
Nein. Sportwart Oliver Schmitt bekräftigt, dass der KSV Rimbach auch keine Strafe zahlen wird. Der Verein hat schon seit längerem Einspruch über einen Rechtsanwalt eingelegt und wehrt sich gegen die Vorwürfe, die auch den Ruf des Vereins beschädigen würden. Vorsitzender Stefan Eckert ließ bei der Jahreshauptversammlung am Freitag durchblicken, dass der KSV bei einem abgelehnten Einspruch auch zivilrechtlich vorgehen will. Die Akquise von Sponsorengeldern für die kommende Saison ist zäher. „Die Leute fragen mich, was da bei uns los war. Das kostet Zeit. Wenn man es ihnen erklärt, verstehen sie es aber auch“, sagt Oliver Schmitt.
Warum wurde überhaupt eine Geldstrafe verhängt?
Nachdem für den ursprünglich Tabellenzweiten eine Aufstiegspflicht in die 1. Liga bestand, wollte die RKG Reilingen/Hockenheim von Platz zwei am vorletzten Kampftag runter – das finanzielle Risiko im Oberhaus sei zu groß, hieß es aus Nordbaden. Die Gastgeber traten am 11. Dezember gegen den KSV Rimbach nur mit neun Ringern, von denen einer Übergewicht hatte, an der Waage an. Damit war die RKG mit Absicht nicht komplett (wofür es später 6000 Euro Strafe gab). Die Rimbacher, die ebenfalls keine große Lust auf die 1. Liga verspürten, wurden kalt erwischt. Sie waren nämlich mit neun Ringern vollzählig und hatten den Kampf somit 36:0 gewonnen. Zum obligatorischen, aber bedeutungslosen Freundschaftskampf erschien der Rimbacher Georgi Dimitrov nicht mehr in der Halle. Der bulgarische Schwergewichtler hatte nicht mitbekommen, dass doch noch einmal gerungen wird, und war bereits nach draußen gegangen – somit hatte auch Rimbach im Freundschaftskampf keine komplette Mannschaft mehr.
Der Kampf wurde mit 0:0 Punkten gewertet – mit der Bemerkung, dass beide Vereine eine Anzeige wegen unsportlichen Verhaltens erhalten. Am Tag darauf machte der Deutsche Ringer-Bund in einer Pressemitteilung die Vorkommnisse unter der Schlagzeile „Eklat in der 2. Bundesliga“ deutschlandweit publik. „Hier versuchten beide Vereine offensichtlich, den Aufstieg zu verhindern“, wurde DRB-Vizepräsident Bundesliga Manuel Senn zitiert.
Musste der Tabellenzweite aufsteigen?
Nein – und die ganze Aufregung am Saisonende hätte man sich wohl sparen können, wenn der Deutsche Ringer-Bund den Auf- und Abstieg zusammen mit den betroffenen Erst- und Zweitligisten besser moderiert hätte. Erst im Nachhinein wurde eine einmalige Regelung „zum Wohle des Ringkampfsports“, wie DRB-Vizepräsident Bundesliga Manuel Senn sagte, getroffen. Die beiden Siebten ASV Urloffen und AVG Markneukirchen wollten und durften in der 1. Liga Nord und Süd bleiben, während die Tabellenzweiten SRC Viernheim und RV Lübtheen weiter in der 2. Liga Süd beziehungsweise Nord ringen können. Mit den Punkten an der Waage gegen Reilingen wäre Rimbach im Übrigen Vizemeister geworden.
Wie sieht die Einteilung für die 2. Bundesliga Süd in der Saison 2023 aus?
Verändert. Es gibt wieder acht Mannschaften, nachdem in der vergangenen Saison durch den Konkurs des VfK Schifferstadt nur sieben Vereine am Start waren. Neben dem KSV Rimbach sind das SV Hallbergmoos, RKG Reilingen/Hockenheim, SRC Viernheim, RG Kurpfälzer Löwen, Aufsteiger SV Germania Weingarten sowie die beiden Absteiger RKG Freiburg und Nürnberg Grizzlys. Die Süd-Gruppe ist mit vielen Derbys attraktiv, außerdem bleiben den Rimbachern lange Ausfahrtsfahrten (bis auf die 400 km nach Hallbergmoos) erspart. Der KSC Hösbach und der SC Kleinostheim, die als Franken im Hessischen Verband ringen, sind in der Ost-Grupe eingeteilt.
Wie gestaltet sich das Auftaktprogramm des KSV Rimbach?
Zum Start am 30. September gibt es gleich das Südhessenderby in Viernheim, am 3. Oktober kommt die SVG Weingarten, danach geht es nach Freiburg. Am 14. Oktober gastiert im zweiten Heimkampf der zweite Bundesliga-Absteiger aus Nürnberg. Die Saison endet am 16. Dezember mit dem Kampf beim SV Hallbergmoos.
Wie ist die Klasse einzuschätzen?
Stärker. Nachdem in der vergangenen Saison eigentlich nur Meister KG Baienfurt/Ravensburg aufsteigen wollte, dürfte das diesmal anders sein. Aufsteiger Weingarten wird ein Durchmarsch zugetraut. Die RKG Reilingen/Hockenheim hat mit dem zweifache Olympiamedaillengewinner Denis Kudla einen der besten deutschen Ringer verpflichtet. Auch Viernheim wird wieder vorne erwartet, die Bundesliga-Absteiger verfügen immer noch über viel Qualität.
Was ist das Ziel des KSV Rimbach?
Klassenerhalt. Der sollte laut Oliver Schmitt auch machbar sein. Ansonsten will sich der Sportwart erst einmal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – auch wenn die Rimbacher im vergangenen Jahr eine Spitzenmannschaft hatten.
Sind die Personalplanungen des KSV Rimbach abgeschlossen?
So gut wie. Cheftrainer Laszlo Antunovits und Freistil-Trainer Vitali Wagin haben verlängert. Bis auf Andrej Kurockin (er war allerdings nicht der erhoffte Punktegarant und wechselt zum TSV Gailbach) bleibt die Mannschaft zusammen. „Wenn wir komplett sind, muss man uns erst mal besiegen“, sagt Schmitt und freut sich, dass alle Ausländer wieder kommen. Oldrich Varga, József Andrási im Leicht- und Rafal Krajewski im Schwergewicht waren auch von anderen Vereinen umworben. Auf Georgi Dimitrov, Presiyan Mihov oder auch Vilius Laurinaitis kann der KSV ebenfalls wieder zurückgreifen. Dazu blieben die starken Eigengewächse wie Julien Zinser (Schmitt: „Er hat als Erster unterschrieben“) oder auch Nico Schmitt, der aufgrund eines Kreuzbandrisses fast die komplette Runde ausfiel.
Gibt es bereits Neuzugänge in Rimbach?
Ja. Ein deutscher Ringer aus der Region, dessen Namen der KSV-Sportwart noch nicht nennen wollte, wurde bereits verpflichtet. Zudem führt Rimbach weitere Gespräche.
Wie hoch ist der Etat des KSV Rimbach?
Über Geld spricht man nicht. So auch Oliver Schmitt, der das Rimbacher Budget im mittleren bis unteren Zweitliga-Bereich ansiedelt. Der Etat kann sogar etwas gesenkt werden, weil diesmal nicht mehr so viele Wechselgebühren wie nach dem Aufstieg anfallen – Kontinuität zahlt sich eben aus. „Wir haben im zweiten Jahr auch ein bisschen dazugelernt“, sagt Schmitt.
Was ist mit der zweiten Mannschaft?
Die bleibt als Tabellenletzter in der Oberliga, weil es keinen Absteiger gab. Für die Reserve ist ebenfalls der Klassenerhalt das Ziel, denn in der Oberliga haben die Rimbacher Nachwuchskräfte wie Felix Schmitt, Jan Schwab oder Leon Zinser Gegner, die sie entsprechend fordern. Aber auch der Gang zurück in die Hessenliga wäre kein Beinbruch, zumal der KSV Rimbach vorhat, die starken Ringer aus der zweiten Mannschaft in absehbarer Zeit nach oben zu ziehen.
Derzeit laufen die Deutschen Meisterschaften – wie sieht es für den KSV Rimbach aus?
Sehr gut. Marcel Wagin hat zum Start der Deutschen Einzelmeisterschaften in der Altersklasse U20 bereits den Freistil-Titel verteidigt und wurde auch als technisch bester Ringer ausgezeichnet. Jan Schwab gewann im griechisch-römischen Stil die Bronzemedaille. Felix Schmitt und Manuel Wagin wollen vom 31. März bis 2. April in Werdau ihre Titel in der A-Jugend verteidigen. Die beiden haben bereits den DRB-Sichtungslehrgang in Frankfurt/Oder dominiert.
Am kommenden Wochenende steht wieder ein Lehrgang an, ehe es eine Woche später mit weiteren Rimbachern zu einem internationalen Turnier nach Tallin (Estland) geht. Schmitt und Wagin dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf ein EM- und sogar WM-Ticket machen. Mit Sascha Schwab und Adrian Airich, die bei der B-Jugend vom 21. bis 23. April in Frankfurt/Oder ihre erste Deutsche Meisterschaft bestreiten, hat der KSV zwei weitere Eisen im Feuer.