Handball

TVG verabschiedet sich mit Nebengeräuschen

Im letzten Oberliga-Heimspiel als TVG Großsachsen spielt der Sport in der Sachsenhalle nicht mehr die Hauptrolle

Protest gegen die Spielgemeinschaft: Nicht alle sind mit der S3L einverstanden. Foto: Anja Treiber
Protest gegen die Spielgemeinschaft: Nicht alle sind mit der S3L einverstanden.

Das letzte Heimspiel ist immer besonders. Oft werden Spieler verabschiedet, manchmal auch Trainer und in seltenen Fällen auch mehr: Am Samstagabend ereignete sich in der Sachsenhalle Historisches. Der TVG Großsachsen bestritt sein vorerst letztes Heimspiel unter seinem traditionellen Namen. Ab der kommenden Saison startet der TVG als Saase3Leutershausen Handball (S3L) in die dann ebenfalls neu benannte Regionalliga, die bisherige Baden-Württemberg-Oberliga. Kein Wunder also, dass es auf dem Feld und auf der Tribüne emotional zuging.

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Ein großes Ehemaligen-Treffen

Viele ehemalige TVGler hatten den Weg in die Halle gefunden, um diesen Moment hautnah zu erleben. TVG-„Ehrenkapitän“ Tobias Kohl zum Beispiel und seine Mitstreiter aus Drittliga-Zeiten wie Jonas Gunst, Philipp Schulz, Felix Otterbeck, Andreas Fischer und Co. – viele in TVG-Trikots, manche sogar mit historischem Wert. Das Sweatshirt von Tine Wallat beispielsweise. „Das stammt noch aus Zeiten, als meine Mutter gespielt hat in den 70ern. Von ihrem einzigen Tor erzählt man sich noch heute“, lacht die Frau, die selbst Handball spielte, und deren Café inzwischen Treffpunkt vieler TVGler ist. Beim „Ehemaligen-Treffen“ in der Sachsenhalle wurde das letzte Oberliga-Heimspiel des TVG gegen den TSV Weinsberg sportlich fast ein wenig zur Nebensache. Auch, weil der Saasemer Fanblock eine Botschaft hatte.

Protest-Banner auf der Tribüne

Mitte der zweiten Halbzeit entrollten die lautstarken Saasemer, die – angetrieben von Großsachsens zweiter und dritter Mannschaft auf der Tribüne – 60 Minuten lang für Stadionatmosphäre sorgten, zwei Plakate: „Saase hat seine Seele dem Teufel verkauft“. Ein Slogan, der saß. „Ein stiller Protest, um zu zeigen, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und nicht alle mit der neuen Spielgemeinschaft einverstanden sind“, sagte Initiator Markus Raffl. Schon vor dem Spiel hatten die eingefleischten Saasemer im Weinberg vor der Halle blau-gelbe Bengalos gezündet. „Legitim“, befand der Sportliche Leiter Thomas Zahn, schließlich gab es zur Abstimmung über die Spielgemeinschaft auch ein Drittel Gegenstimmen. „Aber wir haben jetzt zwei Jahre diskutiert. Und ich freue mich auf das neue Kapitel. Es bewegt sich total viel.“

Alexander Leibnitz wird den TVG Richtung Plankstadt verlassen, Tim Burkard bleibt der S3L erhalten. Noch ist der Regionalliga-Kader nicht komplett. „Aber wir werden mit einer guten Truppe antreten“, ist sich Tom Zahn sicher. Foto: Gian-Luca Heiser
Alexander Leibnitz wird den TVG Richtung Plankstadt verlassen, Tim Burkard bleibt der S3L erhalten. Noch ist der Regionalliga-Kader nicht komplett. „Aber wir werden mit einer guten Truppe antreten“, ist sich Tom Zahn sicher.

Zahns langer Tag hatte morgens mit einer dreistündigen Sitzung der künftigen S3L-Jugendtrainer begonnen und mündete am Abend zunächst in den Verabschiedungsmarathon. Neben Physio- und Betreuerteam galt der Dank Kapitän Dominic Seganfreddo (Sandhausen), Johannes Kadel (Viernheim), Florian König (Groß-Bieberau), Yannick Reidenbach (dritte Mannschaft), Alexander Leibnitz (Plankstadt), Fabian Lieb (Torwarttrainer Hockenheim) und Leon Hoblaj (voraussichtlich Österreich). „Comebacker“ Jan Straub wurde ebenso verabschiedet wie Trainer Stefan Pohl, der künftig den TSV Birkenau in der Verbandsliga trainieren wird.

Gründe der Abgänge vielschichtig

Und auch bei den Abgängen sind die Gründe vielschichtig. „Ich hätte schon noch ein, zwei Jahre weitergemacht. Aber eben nur für beim TVG Großsachsen, hier habe ich mich drei Jahre wie zu Hause gefühlt“, bekannte Dominic Seganfreddo, der sich im Namen der Mannschaft nach dem Spiel von den Wischern bis zu den Trommelkindern bei allen Helfern bedankte. Die Tür ist aber nicht ganz zu. „Tom hat meine Nummer, wenn Not am Mann ist, darf er mich gerne anrufen.“

Für den Ur-Saasemer Johannes Kadel war der Zusammenschluss kein Grund zum Wechsel nach Viernheim. „Privat, zeitlich, beruflich – es wäre schwierig geworden den für die Regionalliga notwendigen Aufwand zu stemmen“, sagt der Linksaußen sichtlich angefasst. Denn die Fans hatten sich schon vor Spielschluss bei der 27:32-(13:15)-Niederlage gegen Weinsberg von ihren Sitzen erhoben und setzten die Ovationen noch minutenlang fort, um ihre Mannschaft gebührend zu verabschieden. „Wir haben heute zu viele individuelle Fehler gemacht. Aber trotz des Ergebnisses feiern wir heute gebührend.“ Da machten auch die Weinsberger mit ihrem überragenden Torhüter Stefan Koppmaier (20 Paraden) mit ein. Im Feiern ist Saase traditionell Meister.

TVG Großsachsen: Mangold, Hoblaj; Anschütz, König (2), Burkard (4), Kadel (2), Straub (3), Seganfreddo (6/4), Thierauf, Leibnitz (8), Reidenbach (2), Schmitt.