Heppenheim

Kunstverein Heppenheim: Eine Hommage an Picasso auf Schienen

Im Kunstverein Heppenheim nähert sich der Münchner Milen Till dem Werk von Picasso. Dabei gibt es "Bahn-Chaos" und auch die ikonische Friedenstaube darf in der Ausstellung nicht fehlen.

Mit Holzeisenbahnschienen, darunter auch eine überlebensgroße Skulptur, bespielt Milen Till den Kunstverein Heppenheim. Die Ausstellung „Anbahnung“ wird am 22. Dezember eröffnet.    Bild: Studio Milen Till Foto: Studio Milen Till
Mit Holzeisenbahnschienen, darunter auch eine überlebensgroße Skulptur, bespielt Milen Till den Kunstverein Heppenheim. Die Ausstellung „Anbahnung“ wird am 22. Dezember eröffnet. Bild: Studio Milen Till

Eine Hommage an Picasso ist die Ausstellung „Anbahnung“ von Milen Till, die am Freitag, 22. Dezember, um 19 Uhr im Kunstverein Heppenheim eröffnet wird. In seinen vielschichtigen Arbeiten setzt sich Milen Till häufig mit ikonografischen Werken berühmter Künstler auseinander. Er greift ihre wesentlichen Merkmale auf, verfremdet sie, kontextualisiert sie, stellt verblüffende Zusammenhänge her und gibt ihnen eine neue Bedeutung, heißt es in einer Pressemitteilung des Kunstvereins.

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Dabei führt er den Betrachter manchmal bewusst in die Irre, manchmal genau zum Kern der verfremdeten Kunstikonen. Was ihm aber stets gelingt: Er ironisiert und würdigt die Werke seiner Vorbilder gleichermaßen. Er lenkt den Blick auf die Bedeutungsschwere der bildenden Kunst und verleiht ihr gleichzeitig eine sympathische, überraschende, augenzwinkernde Leichtigkeit.

Für die Ausstellung „Anbahnung“ im Kunstverein Heppenheim widmet sich Milen Till mithilfe von Holzeisenbahn-Spielzeugschienen dem Werk des wohl berühmtesten Künstlers des letzten Jahrhunderts: Pablo Picasso. Hierfür trug Till ein Konvolut aus Hunderten, gebrauchten Holzeisenbahnschienen unter anderem der Marken Brio und Eichhorn zusammen, gesammelt aus eigenem Familienbesitz, von Freunden und Bekannten, Flohmärkten sowie Ebay-Kleinanzeigen. Er transformiert die Schienen in den realen Raum, schuf damit Picassos weltberühmte Tierskizzen und bringt sie an den Wänden an.

Auf diese Weise entstehen Spieleisenbahnstrecken und Wandgebilde, auf denen der Blick des Betrachters die Motive und den Strich des legendären Künstlers gewissermaßen „nachfährt“. Neben der weitverbreiteten Friedenstaube lassen sich noch ein Kamel und ein Flamingo entdecken.

Darüber hinaus greift Till in die Architektur des Kunstvereins ein, indem er den beigen Kachelboden des Raumes mit Hunderten vereinzelten Schienen bedeckt. Dabei schafft er einen chaotischen „Schienen-Teppich“, auf dem die Besucher entweder eine persönliche Entgleisung erfahren oder sich mit etwas Gleichgewichtsgeschick und Vorstellungskraft auf eine ganz eigene Reise begeben: die Erinnerung an die Kindheit – das vielleicht größte Thema im Werk Picassos, dessen 50. Todesjahr mit der Ausstellung „Anbahnung“ zu Ende geht.

Neben den Werken, die sich aus Fundstücken erschließen, präsentiert Milen Till eine aus Buchenholz neu angefertigte, lebensgroße Skulptur in Form einer aufrecht stehenden Holzeisenbahnschiene, die der Künstler auf seine eigene Körpergröße (184 cm) hat bauen lassen. Dass die Form der vergrößerten Schiene den Betrachter unweigerlich an eine vor ihnen stehende Figur denken lässt, schafft einen neuen Blickwinkel für das beliebte Spielzeug.

Zur Ausstellungseröffnung wird der Künstler Gregor Hildebrandt, Tills Mentor und ehemaliger Professor, die Eröffnungsrede halten. Der begleitende Ausstellungstext ist eine Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen Milen Till und Leeor Engländer, dem Managing Director des Studio Baselitz.

Milen Till wurde 1984 in München geboren, wo er bis heute lebt. Er studierte an der Münchner Kunstakademie bei Gregor Hildebrandt und graduierte 2020 mit dem Meisterdiplom. Bereits während seines Studiums nahm er an zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen teil, unter anderem in Paris, Wien, New York, Dublin, München, Leipzig und Berlin.