Soziales

FDP fordert bessere Karrierechancen für Kita-Fachkräfte

Weniger als drei Wochen vor der Hessen-Wahl ist der Wahlkampf auch in der Plenardebatte im Landtag spürbar. Etwa beim Dauerstreitthema frühkindliche Bildung.

Eine Praktikantin liest in einer Kita Kindern vor.. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration
Eine Praktikantin liest in einer Kita Kindern vor..

Wiesbaden (dpa/lhe) - Es herrscht im hessischen Landtag zwar fraktionsübergreifend Einigkeit, dass die Kinderbetreuung in Kitas eine sehr wichtige Aufgabe ist. Strittig ist dagegen bei der Plenardebatte am Dienstag beispielsweise, mit welchen Initiativen mehr Menschen für den Erzieherberuf begeistert werden können.

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Die FDP-Fraktion forderte in Wiesbaden bessere Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für Kita-Erzieherinnen und Erzieher. Die Arbeit in Kindertagesstätten sollte für Fachkräfte attraktiver gemacht werden, sagte der Fraktionsvorsitzende René Rock. Um einen Anreiz für die Träger zu schaffen, höher qualifizierte Fachkräfte zu beschäftigen und entsprechend zu entlohnen, müssten Landesmittel zur Verfügung gestellt werden.

Ein FDP-Gesetzentwurf sieht außerdem vor, dass Kita-Träger verlässliche Betreuungszeit einführen können. Dabei helfen könnte der Aufbau eines Pools an Vertretungskräften, um den Personalmangel temporär aufzufangen, sagte Rock. Auch dafür solle Geld vom Land fließen. Die CDU-Abgeordnete Claudia Ravensburg bezeichnete den FDP-Vorschlag als «Wahlkampf». Die CDU habe für die nächste Legislaturperiode konkrete Konzepte für Kitas vorzuweisen.

«Um das Problem des Fachkräftemangels zu lösen, muss sofort eine massive Ausbildungsinitiative stattfinden, gerade auch um die geburtenstarken Jahrgänge abzufedern, die Stück für Stück in Rente zu gehen», sagte Volker Richter von der AfD. Leider beinhalte der Antrag der FDP dies eben so wenig wie auskömmliche Vergütungen für alle Mitarbeiter von Kindertagesstätten.

Die FDP breche mit ihrem Gesetzentwurf Wahlversprechen bereits vor der Wahl, kritisierte die Grünen-Abgeordnete Kathrin Anders. Der Entwurf schaffe zusätzliche Bürokratie - statt sie, wie von den Liberalen gefordert, abzubauen.

Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Lisa Gnadl, sagte, in Hessen fehlten 37 000 Kita-Plätze. Allzu oft müssten Öffnungszeiten eingeschränkt werden. Die CDU habe es seit 25 Jahren in der Landesregierung versäumt, effektive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zu ergreifen. «Deshalb müssen wir endlich für bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sorgen», sagte Gnadl.

Dazu gehörten eine grundsätzliche Ausbildungsvergütung und die vollständige Abschaffung des Schulgeldes genauso wie eine höhere Eingruppierung der Beschäftigten im Tarifsystem. «Nur so kann aus unserer Sicht der Bedarf an Betreuungsplätzen wie auch die Qualität in den Kitas erhalten und ausgebaut werden», erklärte Gnadl.

Nach den Worten der Linken-Abgeordneten Petra Heimer mindern fehlende Wertschätzung und schlechte Arbeitsbedingungen die Attraktivität des Erzieherinnen- und Erzieher-Berufes. «Der Gesetzentwurf der FDP löst das Problem jedoch nicht, sondern liefert nur minimale, unzureichende Änderungen», urteilte sie.

Sozialminister Kai Klose (Grüne) verwies auf eine Gesetzesnovelle der schwarz-grünen Landesregierung, die im Sommer im Landtag verabschiedet wurde. Angesichts vieler fehlender Erzieherinnen und Erzieher waren Kindergärten für Quereinsteiger weiter geöffnet worden. Künftig können dort bis zu einem Viertel der Fachkräfte aus anderen Berufsgruppen kommen, etwa Logopäden und Logopädinnen, Ergotherapeuten und Ergotherapeutinnen sowie Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen.