Weinheim

Baugenossenschaft Weinheim schlägt Alarm

Es hat Tradition, dass die Baugenossenschaft Weinheim (BGW) im August eine Pressemitteilung mit dem aktuellen Stand der Bau- und Renovierungsarbeiten in ihrem Wohnungsbestand verschickt. So auch in diesem Jahr. Doch diesmal schlägt die BGW Alarm: „Auch die Baugenossenschaft Weinheim hat unter den schwierigen Bedingungen für die Bau- und Wohnungswirtschaft zu leiden. Große Unternehmen in der Region, wie die GBG aus Mannheim oder die GGH aus Heidelberg, haben bereits berichtet, dass es kaum mehr möglich ist, Neubautätigkeit zu betreiben. Dies ist umso schmerzhafter, da ein sehr hoher Wohnungsbedarf besteht.“

24 Wohnungen hat die Baugenossenschaft Weinheim in der Körnerstraße 1 errichtet. Vor wenigen Wochen konnten die Mieter einziehen. Foto: Katrin Oeldorf
24 Wohnungen hat die Baugenossenschaft Weinheim in der Körnerstraße 1 errichtet. Vor wenigen Wochen konnten die Mieter einziehen.

Die Baukosten seien allein in den vergangenen beiden Jahren um über 30 Prozent gestiegen. Die Finanzierungskosten hätten sich sogar mehr als verdoppelt und die gesetzlichen Auflagen seien weiter gestiegen, was ebnenfalls zu höheren Kosten führe. Das treffe die Baugenossenschaft Weinheim besonders, weil sie ihren Mietern bezahlbaren Wohnraum bieten möchte. „Allerdings müssten bei aktuellen Kalkulationen Mieten von fast 20 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, was nicht mehr bezahlbar ist“, heißt es in der Mitteilung der BGW weiter.

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Nachfrage übersteigt Angebot

Dabei übersteige schon jetzt die Nachfrage nach Wohnraum das vorhandene Angebot. „Dies führt bei vielen Menschen zu Unverständnis. Es gibt eine Vielzahl von Härtefallmeldungen und viele Mietinteressenten reagieren unwirsch, weil kein adäquates Angebot zur Verfügung steht“, macht Geschäftsführer Axel Langel deutlich.

Um eine gerechte Wohnungsvergabe sicherzustellen, hätten die Gremien der Baugenossenschaft Kriterien entwickelt, wie die Vergabe zu erfolgen hat. „Für uns als Genossenschaft ist es wichtig, langjährigen Mitgliedern eine Perspektive zu geben, sodass diese bevorzugt werden. Daneben wird auf eine dem Familienstand angemessene Wohnungsgröße geachtet. Weiterhin prüft die Genossenschaft auch die finanziellen Möglichkeiten der Mieter, um die Bezahlbarkeit zu sichern und Verschuldungen zu vermeiden“, nennt die BGW ihre wichtigsten Auswahlkriterien.

Aber nicht nur beim Neubau würden den Wohnungsunternehmen die Kosten davonlaufen, sondern auch im Bereich der Modernisierung und Instandhaltung. Dies führe dazu, dass die finanziellen Spielräume eingeengt seien, zumal man mit Rücksicht auf die Belastbarkeit der Mieter und die allgemeinen Kostensteigerungen die Mieten nur um sechs Prozent erhöht habe.

Neubauten nicht mehr realisierbar

Daher blicke man mit Sorge auf die aktuellen politischen Diskussionen um das Heizungsgesetz, die Pflicht zur Investition in erneuerbare Energien, die CO2-Bepreisung und Energieeinsparmaßnahmen. Grundsätzlich bemühe sich die Genossenschaft seit Jahrzehnten darum, Energie einzusparen. So seien mittlerweile über 80 Prozent der Häuser mit einer Wärmedämmung ausgestattet. Da Wohnraum in der Region dringend gebraucht werde und durch die hohe Zahl an Flüchtlingen voraussichtlich auch langfristig ein großer Bedarf bestehe, appelliere man an die Politik im Bund, im Land und in den Kommunen, den Wohnungsbau stärker zu fördern und zu unterstützen. Andernfalls wären Neubaumaßnahmen kostendeckend nicht realisierbar.

Neubau in der Körnerstraße

Trotz der schwierigen Situation der Wohnungswirtschaft hat die Baugenossenschaft Weinheim (BGW) ihre aktuellen Neubaumaßnahmen zügig weiterentwickelt und in der Körnerstraße bereits zum Abschluss gebracht hat.

Wie die BGW mitteilt, sind in der Körnerstraße 1 an der Ecke zur Yorckstraße 24 Wohnungen entstanden. 21 Zwei-Zimmer-Wohungen sowie drei Drei-Zimmer-Wohnungen konnten in den vergangenen Wochen an die Mieter übergeben werden. Die Wohnfläche beträgt gesamt 1514 Quadratmeter. Um die Parksituation im gesamten Wohngebiet zu entlasten, habe man zudem eine Tiefgarage mit 33 Stellplätzen und zwölf oberirdische Stellplätzen gebaut. Die Baukosten betrugen nach Angaben der BGW sieben Millionen Euro.

Die Wohnungen sind besonders geeignet für ältere Menschen oder Menschen mit Handicap. So seien zwei Rollstuhlfahrer und mehrere Menschen mit Rollator eingezogen. Aufgrund der gestiegenen Baukosten hätten die Gremien der Baugenossenschaft lange beraten, um beim Mietpreis einen vertretbaren Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und Belastbarkeit der Mieter zu finden. Das Ergebnis: Die Miethöhe liegt bei elf Euro je Quadratmeter.

Rohbau in Händelstraße fertig

In der Händelstraße ist der vierte Bauabschnitt – und damit der letzte im Rahmen der Sanierung des Straßenzuges Händelstraße/Breitwieserweg – im Rohbau fertig gestellt. Dort wurden Nachkriegsbauten mit 167 Wohnungen mit schlechter Bausubstanz und ohne energetische Dämmung abgerissen und werden durch 155 neue Wohnungen ersetzt.

Der letzte Bauabschnitt umfasst 44 Wohnungen. Es handelt sich um 24 ZWei-Zimmer-, zwölf Drei-Zimmer- und acht Vier-Zimmer-Wohnungen. Außerdem ist eine Tiefgarage für 49 Pkws im Bau. Die Kosten dürften sich am Ende auf 11,6 Millionen Euro belaufen, wobei die BGW im Vergleich zum dritten Bauabschnitt vor eineinhalb Jahren einen Preiszuschlag von 15 Prozent einkalkuliert hat. Gerade durch die Preissteigerungen bei energieintensiven Materialien, wie zum Beispiel Glas oder Dämmung und Metall, rechnet die Baugenossenschaft noch einmal mit Mehrkosten von etwa fünf Prozent. Mit der Fertigstellung des vierten Bauabschnitts wird im Sommer 2024 gerechnet.