Weinheim

ForstBW bepflanzt ein Versuchsfeld mit 500 Libanonzedern und 500 Douglasien

Im Exotenwald in Weinheim sollen Bäumchen für ein "Zukunftslabor" wachsen. WNOZ war vor Ort und hat sich bei den Förstern schlau gemacht.

Tilo Reinhard pflanzt eine Libanonzeder am Rande des Exotenwaldes am Bannholz. Auf einem Versuchsfeld von ForstBW wird dort beobachtet, wie Zedern und Douglasien mit niederschlagsarmen Jahren zurechtkommen Foto: Fritz Kopetzky
Tilo Reinhard pflanzt eine Libanonzeder am Rande des Exotenwaldes am Bannholz. Auf einem Versuchsfeld von ForstBW wird dort beobachtet, wie Zedern und Douglasien mit niederschlagsarmen Jahren zurechtkommen

Tilo Reinhard setzt eine von 500 Libanonzedern ins Pflanzloch und befüllt es sorgsam mit Erde. Zusammen mit zwei anderen Forstwirten arbeitet er sich den steilen Hang nach oben. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verrichten die Mitarbeiter von ForstBW harte Arbeit. Das Versuchsfeld, das sie hier am Bannholz, am Rande des Exotenwaldes, anlegen, ist mit Blick auf die Entwicklung unserer Wälder von großer Bedeutung. Für die Libanonzedern und weitere 500 Douglasien interessiert sich die forstliche Versuchsanstalt in Freiburg bei der Frage, welche Baumarten hierzulande mit dem für Deutschland prognostizierten niederschlagsarmen Klima zurechtkommen werden.

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Atlaszedern super entwickelt

„Genauere Aussagen darüber können wir wahrscheinlich erst in 50 Jahren treffen“, sagt Andreas Ehring von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Er kümmert sich um zehn Versuchsflächen mit Zedern im Bundesland. In Weinheim entsteht gerade die zweite Parzelle zum Thema klimastabile Baumarten. Bereits 2019 wurden direkt neben der neuen Fläche Atlaszedern angepflanzt, die inzwischen fast schon mannshoch sind. „Die haben sich bis jetzt super entwickelt“, sagt Ehring.

Konrad Leicht (links) zeigt, dass es in diesem Bereich des Exotenwaldes um zwei Grad wärmer geworden ist im Jahresdurchschnitt. Foto: Fritz Kopetzky
Konrad Leicht (links) zeigt, dass es in diesem Bereich des Exotenwaldes um zwei Grad wärmer geworden ist im Jahresdurchschnitt.

Zwei Grad wärmer

Konrad Leicht, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Odenwald, des nördlichsten der 21 Forstbezirke von ForstBW, zeigt auf Grafiken die Folgen des Klimawandels, die auch in Weinheim und Umgebung traditionellen Baumarten wie Buche oder Fichte zusetzen. In den vergangenen Jahren wurden im Schnitt zwei Grad höhere Temperaturen im Jahr gemessen.

Zwischen 1979 und 2021 gab es jährlich 100 Millimeter weniger Niederschlag. „Mehr Wärme bei weniger Wasser. Das hat natürlich Folgen“, sagt Leicht.

Wirkung der extremen Trockenheit

Im Revier „Adlerstein“, so heißt das Weinheimer Waldgebiet im Zuständigkeitsbereich von ForstBW, spielt der Exotenwald eine besondere Rolle. Revierleiter Thomas Falk spricht von einem „Zukunftslabor“, denn angesichts der Fülle verschiedener Baumarten, die hier schon seit Jahrzehnten für eine eindrucksvolle und seltene Vielfalt sorgen, kann man schon an entwickelten Beständen oder einzelnen Exemplaren feststellen, wie sich extrem trockene Jahre auf den Zustand der Bäume auswirken. So richtete sich in den vergangenen Jahren der Blick vieler Menschen beispielsweise auf den Zustand der Mammutbäume.

Ein Forstmitarbeiter zeigt eine riesige Baumscheibe. Foto: Fritz Kopetzky
Ein Forstmitarbeiter zeigt eine riesige Baumscheibe.

Augenmerk auf Mammutbäume

Der Exotenwald verfügt bekanntlich über eine besonders große Kolonie der Baumriesen, die normalerweise in Hochlagen in Kalifornien beheimatet sind. Falks Einschätzung zufolge haben nur noch wenige Exemplare der 1872 von Freiherr Christian Friedrich Gustav von Berckheim gepflanzten Küsten- und Riesenmammutbäume keine Trockenschäden. Vier Bäume mussten vergangenes Jahr gefällt werden. Dieses Jahr erfolgte keine Mammutbaum-Fällung. „Man muss jetzt erst einmal abwarten, wie sich der Bestand dieser Baumart weiter entwickelt“, sagt Falk.Forstleute wären manchmal sicher gerne Hellseher, denn wie sich Bestände, die von ihnen angelegt werden, künftig entwickeln und präsentieren, werden erst nachfolgende Generationen erfahren und bewerten können. Bäume, Wälder leben in anderen Zeiträumen als der Mensch.

Waldpädagogik für Kinder

„Aber unsere Aufgabe, das Bestmögliche für die Zukunft unserer Wälder zu erreichen, nehmen wir sehr ernst“, sagt Silke Bommer. Sie ist als Geschäftsbereichsleiterin von ForstBW zuständig für die Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes mit einem Schwerpunkt auf Waldpädagogik.

Bommer vermittelt mit ihren Mitarbeitern Wissen über den Wald; entweder wenn Kindergärten oder Schulklassen im Mannheimer Waldhaus vorbeischauen oder wenn sie mit einer mobilen Waldbox von Schulen oder Kitas angefordert wird.