Hildebrand’sche Mühle: Jetzt doch kein Pflegekonzept
Weil kein Betreiber für das betreute Wohnen gefunden werden kann, wird verstärkt auf den sozialen Wohnungsbau gesetzt. Was jetzt geplant ist und wie es realisiert werden soll.
An der Hildebrand’sche Mühle haben sich schon zwei Projektentwickler die Zähne ausgebissen. Doch beim dritten soll’s klappen. Jedenfalls wünschen sich das die Weinheimer Stadträte, die das Thema schon seit 2009 in regelmäßigem Abstand auf der Tagesordnung haben. So auch jetzt, als sie über die Änderung des Nutzungskonzeptes als Grundlage für den Bebauungsplan zu entscheiden hatten.
Im Oktober hatten die neuen Projektentwickler des Areals noch eine Nutzung mit altengerechtem Wohnen angestrebt. Doch für betreutes Wohnen, stationäre Pflege und Tagespflege konnte kein Betreiber gefunden werden. Jetzt setzt man für das markante Gelände verstärkt auf sozialen Wohnungsbau.
Was ist geplant?
Da für das Pflegekonzept auf dem Gelände der Hildebrand’sche Mühle kein Betreiber gefunden werden konnte, liegt das Augenmerk der Projektentwickler jetzt verstärkt auf sozialem Wohnungsbau.
Die Grundrisse wurden mittlerweile so angepasst, dass Wohnungen ohne speziellen Pflegekontext entstehen. So können bis zu 85 Wohnungen umgesetzt werden.
Mindestens 50 Prozent der Wohnungen müssen den Anforderungen an die Förderrichtlinien zum allgemeinen sozialen Mietwohnungsbau entsprechen
Eingeschlossen in die Wohnnutzung ist die denkmalgeschützte Villa, in der 17 Wohnungen projektiert sind.
Für den denkmalgeschützten Turm ist nach wie vor keine Nutzung angedacht.
Geplant ist eine Mischung von Wohnungsgrößen zwischen kleinen Appartements mit rund 35 Quadratmetern Wohnfläche und Wohnungen für Familien mit bis zu 110 Quadratmetern.
Trotz Nutzungsänderung wird das Grundkonzept mit drei Neubauten und der Sanierung der Villa bestehen bleiben.
In den Planungen wurden Spielflächen ergänzt, die für das altengerechte Wohnen beziehungsweise die Pflegeeinrichtung nicht erforderlich waren.
Das Sanierungsgebiet hat eine Größe von insgesamt rund 8900 Quadratmetern.
Städtische Fördermittel sollen nicht in das Projekt fließen.
„Haben keine Alternative“
Die Stadträte stimmten dem geänderten Nutzungs- und städtebaulichen Konzept einstimmig zu. „Wir haben ja auch keine Alternative“, erklärte Oberbürgermeister Manuel Just in der Sitzung am Mittwoch. Angesichts der problematischen Erschließung des rund 8900 Quadratmeter großen Areals und des Denkmalschutzes auf die Villa und den Siloturm stellt die Entwicklung eine enorme Herausforderung dar. Und bezahlbarer Wohnraum ist ohnehin Mangelware. „Wir müssen schauen, wo wir Land sehen“, so Dr. Carsten Labudda (Die Linke). Auch Dr. Wolfgang Wetzel (FDP) bewertete die Alternativ-Lösung positiv: „Wir hoffen, diese unendliche Geschichte damit zu einem guten Ende bringen zu können.“ Elisabeth Kramer (Die Grünen) und Einzelstadträtin Susanne Tröscher bedauerten, dass die Idee des altengerechten Wohnens ad acta gelegt werden musste. Ihnen war aber auch der soziale Wohnungsbau willkommen.
Zustimmung trotz Bedenken
Trotz Bedenken stimmte die SPD zu. Dr. Rudolf Lage (SPD): „Wir halten die Umsetzung einer Wohnbebauung mit Präferenz für den sozial geförderten Mietwohnungsbau allein aus ökonomischen Gründen selbst bei umfangreicher Landeswohnraumförderung für wenig erfolgversprechend.“ Er erinnerte an die erheblichen Zusatzaufwendungen für die Verkehrsanbindung und den Denkmalschutz. „Bei letzterem werden wir keine Abstriche machen“, erklärte er. Kritisch sah die SPD auch die Festlegung auf einen Stellplatzschlüssel von einem Parkplatz pro Wohneinheit. Die Sorge, dass die Parkplätze nicht reichen, teilte auch Christian Mayer von den Freien Wählern. Gegen zusätzliche Vorgaben wandte sich die CDU. Deren Sprecher Dr. Thomas Ott: „Damit das Projekt überhaupt eine Chance auf Realisierung hat.“