Resilienz: Kinder stark machen
Die Leiterin des Birkenauer Kinderhauses "Bärenstark", Marion Heer, und ihr Team laden für den 12. Oktober zu einem Vortrag zum Thema Resilienz ein

Nach dem Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik versteht man unter dem Begriff Resilienz die Fähigkeit zu Belastbarkeit und innerer Stärke. So weit, so gut. Aber was hat das mit Kindern im Kindergarten zu tun? Eine ganze Menge, wie die Leiterin der temporären Kindertagesstätte von Birkenau, des Kinderhauses „Bärenstark“, Marion Heer, im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Gerade für diese Einrichtung hat der Begriff Resilienz eine entscheidende Bedeutung, denn auf ihm fußt das pädagogische Konzept der Kita.
Um die Bevölkerung darüber im Einzelnen zu informieren, laden Marion Heer und ihr Team vom Kinderhaus „Bärenstark“ am Donnerstag, 12. Oktober, 19 Uhr zu einem Vortrag in den Sitzungssaal des Rathauses ein, der unter der Überschrift „Kinder stark machen“ steht – und damit eine Menge mit dem Thema Resilienz zu tun hat. Eingeladen sind dazu nicht nur die Eltern der „Bärenstark“-Kinder, sondern alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen wollen.
„Ein Herzensthema“
Wer sich mit Marion Heer unterhält, der bemerkt schnell, dass das Thema Resilienz für sie ein Herzensthema ist. Gern schildert sie – auch anhand von kleinen Begebenheiten – wie die Absicht, Kinder stark zu machen, in den Kita-Alltag Eingang findet. „Die Kinder lernen bei uns Strategien fürs Leben: Wie gehe ich mit herausfordernden Lebenssituationen um?“ Die Kleinen dabei zu begleiten, ist eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe für die Erzieherinnen. Sie spielen in praktischen Übungen, beispielsweise in einer Teamsitzung, kindliche Krisensituationen nach und lernen auch dadurch immer wieder Neues dazu. „Wir befinden uns in einem ständigen Prozess“, erklärt die Kita-Leiterin.
Kommen diese für Kinder krisenhaften Situationen eigentlich häufig vor? Marion Heer lächelt nach dieser Frage und bejaht: „Jeden Tag 100 000-mal.“ Diese Konfliktbewältigung hat auch viel mit der sogenannten Gefühlsregulation zu tun. Was, wenn ein Kind immer wieder scheinbar grundlos weint oder wütend wird? „Es gibt aber auch Situationen, in denen sich ein Kind zu sehr freut – das geht in alle Richtungen.“
Jedenfalls müssten die Emotionen der Kinder sozial verträglich und gesellschaftsfähig sein. Hier sei es wichtig, dass die Kinder einen Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen fänden. In dieser Hinsicht seien sie für die Unterstützung von außen – zum Beispiel durch Erzieherinnen und Eltern – sehr empfänglich.
Vertrauen in die eigene Stärke
Ein weiterer wichtiger Begriff ist die Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in die eigene Stärke. Sie zu fördern ist eine weitere sensible Aufgabe, die sich den Erzieherinnen stellt. „Hier müssen wir individuell versuchen, kindgerechte Lösungen zu finden. Diese Lösung muss für das Kind aber auch leistbar und schaffbar sein. Schafft es das Kind nicht, müssen wir ihm Hilfestellung leisten.“ Wie geht man mit einem weinenden Kind um? Auch hier gebe es kein Patentrezept. Eine Möglichkeit ist, abzuwarten, bis das Kind sich beruhigt hat. „Ich kann es aber auch trösten und versuchen, ihm aus der Trauer herauszuhelfen.“
Ein weiteres großes Thema im Kinderhaus sei das soziale Miteinander der Kinder. Zuweilen komme es da zu Missverständnissen. Ein kleines Kind, das seinen Nachbarn schlägt, müsse das gar nicht in böser Absicht tun. Dieses Schlagen könne auch bedeuten: „Lass mich mitspielen.“ Auch hier kommt es auf die fundierten Kenntnisse der Erzieherinnen an: „Wir sind auch Übersetzer der kindlichen Gefühle.“
Noch mal zurück zum Thema Streit: „Auch daraus lernt ein Kind fürs Leben. Streit ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung“, sagt Marion Heer, und: „Streit ist Beziehungsbeweis. Ich streite nicht mit jemandem, der mir egal ist.“