Weinheim

Wenig Aufwand, schnelles Geld: Stimmt der Automaten-Mythos, Herr van Lierop?

Der Unternehmer Daniel van Lierop sucht entlang der Bergstraße in großem Stil nach Stellplätzen für Snackautomaten - und räumt im Interview mit Vorurteilen auf.

Da packt der Chef noch selbst mit an: Daniel van Lierop befüllt seinen Automaten in der Freiburger Straße 33, direkt bei der Autowaschanlage. Foto: Daniel van Lierop/Snackbar24/7
Da packt der Chef noch selbst mit an: Daniel van Lierop befüllt seinen Automaten in der Freiburger Straße 33, direkt bei der Autowaschanlage.

Mitte Februar eröffnete der erste 24-Stunden-Kiosk in Weinheim - weitere folgen beispielsweise in der Wormser Straße oder in der Hauptstraße. Man kann regelrecht von einem "Automaten-Boom" sprechen. Eine Entwicklung, die auch dem Ladenburger Unternehmer Daniel van Lierop nicht entgangen ist. Auch er ist mit seiner "Snackbar 24/7" in das Geschäft eingestiegen.

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Aber von vorne: Eigentlich ist Daniel van Lierop Inhaber und Geschäftsführer der Ladenburger Vertriebsagentur "alivello", die er einst in der Bahnhofstraße in Weinheim gründete. "In Sachen Geschäft gehe ich am liebsten auf Nummer sicher, will einen Plan B haben", sagt er im Gespräch mit WNOZ. So kam es, dass er sich 2022 das erste Mal mit dem Gedanken auseinandergesetzte, selbst einen Snackautomaten aufzustellen - als zweites Standbein. Aufmerksam wurde er auf dieses Geschäftsmodell über TikTok. Genauer über einen Mosbacher Betreiber, der unter dem Pseudonym "Snackpate" auf der Plattform Inhalte veröffentlicht und von dem er noch heute viele der Produkte bezieht. Vom "Snackpaten" ließ sich der gelernte Kaufmann auch über die Besonderheiten des Automatengeschäfts aufklären: von der Stellplatzauswahl über die anfallenden Kosten, bis hin zu den diversen Auflagen, die eingehalten werden müssen.

Und so kam es, dass er im November 2023 seinen ersten eigenen Automaten in Schriesheim aufstellen konnte. Und zwar auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Gärtner, direkt an der B3. Hinter dem Standort steckt Strategie: "Einen Snackautomaten auf öffentlichen Plätzen aufzustellen ist quasi unmöglich", sagt van Lierop. "Die Behörden befürchten unter anderem, dass ein Automat das Stadtbild verschandeln könnte."

Auf privatem Grund hingegen sei so etwas "fast immer" umsetzbar. Sinnvoll sei natürlich ein Stellplatz, der eine symbiotische Beziehung möglich macht. Ein Automat bringt ja nicht nur Miete, sondern im besten Fall auch Laufkundschaft für den Vermieter. Mit dieser Strategie konnte der Unternehmer bis jetzt insgesamt drei Stellplätze für seine Snackautomaten finden, neben dem Standort in Schriesheim auch im pfälzischen Limburgerhof und bei der "Fair Car Wash" Autowaschanlage in Weinheim. Zwei weitere Automaten stehen bereits in den Startlöchern - in Heppenheim.

Social Media als wichtiges Marketing-Tool

Aber damit noch nicht genug: Seit Beginn seines Nebenerwerbs sucht er nach Räumlichkeiten für einen 24-Stunden-Kiosk, in dem er mehrere Automaten aufstellen kann. Und über Instagram sucht van Lierop weitere Stellplätze, um einzelne Automaten aufzustellen. Generell haben Plattformen wie TikTok und Instagram für den Unternehmer einen hohen Stellenwert: "Ohne Social Media ist es schwierig, so ein Unternehmen ins Rollen zu bringen." Durch seine Videos auf den beiden Plattformen konnte er schnell ein paar hundert Follower für seine Automaten begeistern. "Wichtig sind dabei Regelmäßigkeit und besonders Inhalte mit Mehrwert, denn diese sind für mich der Schlüssel zum Erfolg", sagt van Lierop.

Für ihn ist die Präsenz in den sozialen Netzwerken nicht mehr wegzudenken. Die Werbung, die er dort "ohne Budget und mit geringem zeitlichen Aufwand" produzieren kann, bietet van Lierop einen "hohen Ertrag", was Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit anbelangt. Auch die Interaktion mit den Followern über diese Kanäle sei für ihn wichtig, um Anreize für die neusten Trendprodukte zu erhalten, "wobei man nicht alles mitgehen muss", sagt er lachend.

Woher kommt der Boom?

In dem Geschäft mit Verkaufsautomaten sieht der erfahrene Unternehmer einen "wachsenden Markt, auf dem in Zukunft noch viel passieren wird, der noch ganz am Anfang steht." Und genau das ist nach Meinung van Lierops auch für viele der große Anreiz: schnelles Geld mit wenig Aufwand. Zudem der Aspekt, dass Umsatzerlöse rund um die Uhr auch sonntags erzielt werden können. Doch das sei ein fataler Irrtum. "Es sind viele dabei, die das Geschäft auf die leichte Schulter nehmen - besonders auf der kaufmännischen Seite", berichtet van Lierop. Denn obwohl in den meisten Fällen kaum bis kein Personal benötigt wird, stecke "wirklich Aufwand dahinter. Das unterschätzt man." Van Lierop berichtet, dass er jede Woche etwa 20 bis 25 Stunden mit den Automaten beschäftigt ist. "Das ist fast ein Full-Time-Job - und das mit 'nur' drei Automaten."

Trotz guter Telemetrie in den Geräten, über die er beispielsweise die Füllmenge einzelner Produkte genau per App nachverfolgen kann, befinde sich der Erlös gemessen am Zeitaufwand in der Aufbauphase "nahe dem Mindestlohnniveau". Durch seine langjährige Selbstständigkeit mit seiner Vertriebsagentur wusste er bereits im Vorfeld, dass er "verlässliche Partner" für sein Unternehmen gewinnen muss, um zumindest Reibungspunkte zu vermindern.

Dennoch: Der Erfolg scheint sich selbst bis zu den Supermärkten herumgesprochen zu haben. Viele der Produkte aus den USA oder Asien, die ihren Weg auf den deutschen Markt über Snackautomaten fanden, kommen so langsam auch in die Regale der Supermärkte. Trotzdem bleiben Snackautomaten bei "Trendprodukten die Vorreiter". Diese Strategie will van Lierop auch weiterhin verfolgen: Exotische Waren anbieten, die man noch nicht kennt. Zurzeit bietet er in seinen Automaten unter anderem die japanische Limonade "Hata Ramune" oder chinesische Fantasorten an.

Vandalismus blieb bisher aus

Derweil überraschend (wenn auch erfreulich): Die mutwillige Beschädigung der Automaten, die van Lierop allesamt gekauft hat, blieb bisher aus. Grund dafür sieht der Unternehmer auch in der guten Verarbeitung seiner Automaten. Trotzdem seien alle Geräte mit Alarmanlage und Kamera ausgestattet, "um auf Nummer Sicher zu gehen".

Bei einem 24-Stunden-Kiosk der Marke "Snackbar 24/7" scheint Weinheim aber aus dem Rennen. Van Lierops Einschätzung zufolge ist der Weinheimer Markt mit dem jetzigen Angebot gut bedient. Er richtet seinen Blick nun auf andere Gemeinden an der Bergstraße.