Weinheim

Weinheimer Lidl-Kassiererin rettet auf Parkplatz ausgesetzte Katzen

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden zwei Katzen auf dem Parkplatz eines Weinheimer Lidls ausgesetzt. Die Tierschützer des örtlichen Tierheims sind nun auf der Suche nach den unbekannten Tätern, die keine Informationen zu den Tieren hinterließen. Die Geschichte nimmt jedoch eine unerwartete Wendung, als eine Lidl-Mitarbeiterin und ihre Kollegin sich der verängstigten Samtpfoten annehmen.

Retterin Débora Jerónimo hat die Samtpfoten direkt ins Herz geschlossen. Foto: privat
Retterin Débora Jerónimo hat die Samtpfoten direkt ins Herz geschlossen.

Was ein Katzenjammer: Das Tierheim ist auf der Suche nach zwei Unbekannten, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zwei Samtpfoten auf dem verregneten Parkplatz des Weinheimer Lidl ausgesetzt haben. „Dazu keinerlei Informationen zu den Tieren, keinen Impfausweis oder zumindest einen Zettel, was für Vorerkrankungen die Katzen haben könnten“, ärgert sich Michael Ehlers vom Tierheim. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Katzenmama und ihren Nachwuchs. Das ist aber eines der Dinge, die nun zeit- und kostenaufwendig in Erfahrung gebracht werden müssen.

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Umkehr vor dem Tierheim

Unverständlich ist Ehlers auch, wieso sie die Katze nicht einfach bei den Tierschützern abgegeben haben. Immerhin zeigen Aufnahmen der Überwachungskamera, wie die beiden Personen vor den Toren des Heims herumstehen. Einer der Unbekannten hält den blau-weißen Behälter in der Hand, der keine halbe Stunde später auf dem Parkplatz des Supermarktes gefunden wird. „Irgendetwas hat die beiden offensichtlich gestört“, erzählt Ehlers. Auf den Aufnahmen, die der Redaktion vorliegen, ist zu sehen, wie die Unbekannten sich verwundert in Richtung OEG-Haltestelle umdrehen und sich dann in Eile vom Acker machen.

Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden zwei Katzen von Unbekannten auf dem Parkplatz des Weinheimer Lidl ausgesetzt. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden zwei Katzen von Unbekannten auf dem Parkplatz des Weinheimer Lidl ausgesetzt.

Nicht einmal 30 Minuten später kommt eine aufgeregte Kundin zu Lidl-Mitarbeiterin Nicole Fath gestürmt. In der Hand hält sie die Box mit den beiden Katzen. Fath ist verwundert: „Ich dachte mir noch: ,Hallo? Wir sind ein Lebensmittelladen!’“ Dann erklärt die Frau, was geschehen ist. Demnach sei ein Wagen auf den Parkplatz des Supermarktes gerollt. Eine Tür ging auf und die Katzenbox „flog“ aus dem Fahrzeug. Kaum hatte sich die Autotür geschlossen, da flüchteten die Unbekannten vom Grundstück. „Leider hat die Kundin nicht daran gedacht, sich das Kennzeichen zu merken“, bedauert Lidl-Verkäuferin Nicole Fath.

Und nun?

Und nun – was tun mit den armen Katzen? Faths Kollegin Débora Jerónimo kommt hinzu. Als sie in die Tragebox schaut und die verschreckten Wesen ihr entgegenblicken, macht sie Nägel mit Köpfen: „Weißt du was, ich nehm sie jetzt mit.“ Die Kassiererin fasst sich ein Herz und gibt den Tieren ein Obdach. Eine Heimat nicht nur für die Nacht, sondern für immer. „Ich konnte einfach nicht wegschauen“, erzählt die gebürtige Portugiesin im Gespräch, „Katzen sind doch auch Lebewesen!“ In ihrem neuen Zuhause fühlen sich die Samtpfoten pudelwohl. Auch wenn das Geschehene nicht spurlos an den Tieren vorüberging. Mia, die kleinere der beiden grauen Katzen, hat den Schock überwunden. Das mutmaßliche Muttertier ist jedoch noch sehr misstrauisch und scheu. „Man merkt, dass sie kaum mit Menschen und Geräuschen in Berührung kam“, so Débora Jerónimo. „Wenn ich sauge, ein Becher herunterfällt oder es sonst ein Geräusch gibt, flüchtet sie sofort.“ Am liebsten verkriecht sich die Katzenmama in ihrer Tragebox oder unter der Couch. Nicht einmal das Futter kann sie dann aus ihrer Schutzzone locken. Doch die 30-Jährige gibt nicht auf. Dem Tierchen gibt sie den Namen „Hope“ (Hoffnung).

Bei „Hope“ (links) und „Mia“ handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Mutter und Tochter. Foto: privat
Bei „Hope“ (links) und „Mia“ handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Mutter und Tochter.

Auch vonseiten des Tierheims gibt es noch Hoffnung, dass die Unbekannten sich melden. Es ist auf die medizinischen Daten der Tiere angewiesen. Sie herauszufinden, so erklärt Michael Ehlers, koste Zeit und Geld. Von beidem ist in dem ohnehin völlig überlasteten Heim wenig vorhanden. Geimpft müssen die Katzen sein: Sind sie es aber bereits, droht bei einer erneuten Injektion eine „Überimpfung“. Auch Informationen wie das Alter der Katzen und ob sie tatsächlich miteinander verwandt sind, wären wichtig.

Ultimatum für Unbekannte

Michael Ehlers stellt den Unbekannten, die die mutmaßliche Ordnungswidrigkeit beziehungsweise im Falle der Tierquälerei sogar Straftat begangen haben, auf Facebook ein Ultimatum. Sollten sie sich nicht von alleine melden, werden sie bei der Polizei angezeigt. „Wir hacken wirklich niemandem den Kopf ab, wenn er Tiere zu uns bringt“, stellt der Tierschützer klar. Von ihm aus hätten die Unbekannten die Katzen morgens mit einem Zettel vor das Tierheim stellen können. „Aber nachts bei Regen und kühlen Temperaturen auf einem befahrenen Supermarktparkplatz – dafür gibt es keine Legitimation.“