Mahnwache

120 Menschen setzen in Rimbach ein Zeichen für Demokratie

Die Resonanz am Freitagabend in Rimbach überrascht sogar die vier Initiatoren. Künftig heißt es wöchentlich auf dem Marktplatz „Gemeinsam gegen Rechts“.

Marion Vetter, Dr. Jürgen Winkler, Stephanie Janitschka-Bickel und Eberhard Bickel (von links) haben die Initiative ergriffen. Rund 120 Menschen sind ihnen am Freitagabend gefolgt. Foto: Fritz Kopetzky
Marion Vetter, Dr. Jürgen Winkler, Stephanie Janitschka-Bickel und Eberhard Bickel (von links) haben die Initiative ergriffen. Rund 120 Menschen sind ihnen am Freitagabend gefolgt.

Der ursprüngliche Gedanke war, zu viert ein Zeichen zu setzen: Marion Vetter, Dr. Jürgen Winkler, Stephanie Janitschka-Bickel und Eberhard Bickel hatten beschlossen, als Quartett auf dem Rimbacher Marktplatz für eine Stunde Präsenz für Demokratie und Vielfalt zu zeigen. Zu den beiden befreundeten Rimbacher Ehepaaren sind am Freitagabend aber rund 120 Menschen aus dem gesamten Weschnitztal gekommen.

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„Ich bin vollkommen platt“, sagte Eberhard Bickel, als sich kurz nach 17 Uhr der Marktplatz mehr und mehr füllte. Denn die vier Initiatoren hatten ihre Mahnwache zwar – entgegen dem ursprünglichen Plan – am Ende doch öffentlich beworben, aber längst nicht in der Intensität, mit der für andere Veranstaltungen getrommelt wird. „Man spürt, dass es den Menschen ein Bedürfnis ist, etwas zu tun“, schlussfolgert Bickel.

Eine bunte Gemeinschaft

„Rimbach ist bunt“, dieses Schild einer Teilnehmerin beschreibt die Szene am Freitagabend treffend: Menschen unterschiedlichsten Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher gesellschaftlicher Prägung sind zusammengekommen. Was sie eint, ist die Überschrift der Mahnwache: „Zusammen gegen Rechts“. Alarmiert von den jüngsten Enthüllungen wollen sie Gesicht zeigen „für Toleranz und Empathie, gegen Hass und Hetze. Gegen Rechtsextremismus“, wie es auf den Flyern zur Mahnwache heißt.

Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky

Die beiden impulsgebenden Paare haben eine klare Haltung zur Demokratie, haben gemeinsam Demos in Mannheim und Heppenheim besucht und von dort den Vorsatz mitgebracht, die Menschen auch in ihrer Heimatgemeinde auf die Straße zu holen. „Das darf nicht nur in den Städten passieren“, sagt Bickel. Als Mitglied der Initiative „Erinnern – Gegen das Vergessen“ arbeitet er gemeinsam mit Gleichgesinnten die NS-Zeit in Rimbach auf. Insbesondere die Gespräche mit Zeitzeugen beeindrucken ihn dabei immer wieder. „Menschen, die das bis heute emotional mitnimmt.“ Spätestens dann wird klar, „dass so etwas niemals wieder passieren darf!“ Dabei gesteht Bickel Menschen durchaus zu, dass sie mit den politischen Verhältnissen unzufrieden sein können. „Aber deswegen darf man doch nicht gleich die Demokratie als solche infrage stellen oder aufs Spiel setzen.“

Da stimmen ihm die Menschen, die sich gestern Abend versammelt haben, ohne Frage zu. Der Diskurs und der Austausch, auch über unterschiedliche Standpunkte, sind Teil einer demokratischen Gesellschaft. Auch hierfür liefert die Mahnwache ein Beispiel: Auf dem Rimbacher Marktplatz kommen die Leute ins Gespräch – auch solche, die sich zuvor noch nicht gekannt haben.

Weitere Veranstaltungen

Wichtig ist allen Beteiligten auch, dass diese Bereitschaft, für die gemeinsamen Werte auf die Straße zu gehen, erhalten bleibt. Die Mahnwache auf dem Rimbacher Marktplatz wird jetzt wöchentlich freitags von 17 bis 18 Uhr stattfinden. Am Sonntag, 18. Februar, findet von 16 bis 17 Uhr an gleicher Stelle die „Stunde der Demokratie“ statt, zu der die Initiative „Denkmol! Demokratisches Netzwerk Weschnitztal“ aufgerufen hat.

Als sich gestern gegen 18 Uhr die Veranstaltung so langsam auflöst, gehen viele Teilnehmer mit einem guten Gefühl nach Hause – und mit neuen Impulsen aus dem ein oder anderen Gespräch mit Menschen, die die gleichen Werte teilen.