WN/OZ-Forum

Bürgermeisterwahl in Gorxheimertal: 250 Menschen beim WN/OZ-Forum

Am 8. Oktober wird in Gorxheimertal gewählt. Michael Anthofer und Frank Kohl kandidieren. Unsere Redaktion hat den beiden auf den Zahn gefühlt. Das waren die Themen.

Gut 250 Bürger machten sich beim Forum der Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung zur Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Gorxheimertal ein Bild von den beiden Kandidaten Frank Kohl und Michael Anthofer (von rechts, mit den beiden Moderatoren Ann-Kathrin Weber und Manfred Bierbauer). Foto: Marco Schilling
Gut 250 Bürger machten sich beim Forum der Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung zur Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Gorxheimertal ein Bild von den beiden Kandidaten Frank Kohl und Michael Anthofer (von rechts, mit den beiden Moderatoren Ann-Kathrin Weber und Manfred Bierbauer).

Donnerstagabend um 19 Uhr: Das Bürgerhaus in Unter-Flockenbach ist mit 250 Menschen gefüllt. Die Weinheimer Nachrichten und die Odenwälder Zeitung haben zur Podiumsveranstaltung geladen. Am 8. Oktober wird in Gorxheimertal der Nachfolger von Bürgermeister Uwe Spitzer gewählt. Michael Anthofer (CDU) und Frank Kohl (unabhängig) bewerben sich. An diesem Abend stellen sie sich der Fragen von Ann-Kathrin Weber und Manfred Bierbauer aus der WN/OZ-Redaktion. Und auch die Bürger können Fragen an die Kandidaten richten. Es zeigt sich: Auch wenn in vielen Punkten Einigkeit herrscht, bringen die beiden doch unterschiedliche Ansätze ein.

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Problemfeld Verkehr

Die Verkehrssituation auf der Hauptstraße (L 3257) beschäftigt die Menschen in Gorxheimertal. Dies war bei der Veranstaltung der Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung mit den beiden Bürgermeisterkandidaten nicht zu überhören.

Es ist vor allem die hohe Geschwindigkeit, mit der manche Autofahrer im Tal unterwegs sind, welche die Menschen umtreibt. Dagegen schwebt sowohl Michael Anthofer als auch Frank Kohl ein Mittel vor.
Beide plädierten auf Nachfrage der Redaktion für eine Ausweitung der Kontrollen. „Ich halte nichts von Tempo 30 auf der Hauptstraße“, so Anthofer wörtlich. Vielmehr müssten die bereits vorhandenen Begrenzungen durchgesetzt werden. Dafür erntete er von Frank Kohl keinen Widerspruch. Auch setzen beide Kandidaten in diesem Zusammenhang auf den gemeinsam Ordnungsbehördenbezirk mit Viernheim (Kohl: „Dessen Umsetzung hat zu lange gedauert.“). Kohl sind zudem die zugeparkten Gehwege ein Dorn im Auge: „Das steht der Gemeinde nicht gut zu Gesicht.“ Auch hier wünscht er sich eine verstärkte Ahndung entsprechender Vergehen.

Was ist los in Sachen Kinderbetreuung?

Neben der Verkehrssicherheit in der Hauptstraße brennt vielen Familien in der Gemeinde Gorxheimertal die Kindergartensituation auf den Nägeln. Im Forum im Bürgerhaus wurde dies nicht nur beim Thema „Familie“ von der Moderatorin Ann-Kathrin Weber angeschnitten, auch in der Bürgerfragerunde wollten einige Besucherinnen von den Bürgermeisterkandidaten wissen, wie sie die Lage verbessern beziehungsweise neue Erzieherinnen gewinnen wollen.

Frank Kohl sah die Gemeinde mit den beiden Kindergärten gut aufgestellt, gerade auch hinsichtlich der Gebäude. Hier erinnerte er daran, dass die katholische Kita erst saniert worden sei. Der Fachkräftemangel sei in ganz Deutschland ein Problem, das könne ein Bürgermeister nicht im Handumdrehen lösen. Es sei eine große Herausforderung, Fachkräfte für die Kitas zu finden, deshalb werde es seine erste Aufgabe sein, sich mit den Mitarbeiterinnen zu unterhalten: „Die sind näher dran.“ Und natürlich auch mit dem Elternbeirat. Wichtig sei zudem die Planungssicherheit bei den Eltern, vor allem ihren Arbeitgebern gegenüber. „Das müssen wir noch mehr in den Fokus nehmen.“

Genügend Plätze schaffen

Als Vater einer vierjährigen Tochter liegt das Thema „Kinderbetreuung“ Michael Anthofer besonders am Herzen, wie er betonte. Um die Gemeinde hier für die Zukunft gut aufzustellen, müssten jetzt genügend Plätze geschaffen werden. Als zukunftsorientierter Arbeitgeber wolle er mit Hilfe der Digitalisierung neue Ideen einbringen, um den Kitabetrieb moderner zu gestalten. Er versprach, im Falle seiner Wahl schnell einen Runden Tisch mit Eltern und den Kita-Leitungen einzurichten, um die vorhanden Probleme ansprechen und dann auch lösen zu können.

Im Zusammenhang mit dem Thema „Familie“ berichtete Kohl, dass der Wunsch nach einem Jugendtreff an ihn herangetragen worden sei. Es sei die Aufgabe für einen Bürgermeister, hier einen Weg zu finden. Im Hinblick auf die Betreuung von Senioren sah er das Angebot in Gorxheimertal als nicht ausreichend an. Hier könne ein Rathauschef zwar nicht unmittelbar „daran drehen“, denn es brauche dafür Flächen und Träger der erforderlichen Investitionen. Das wolle er im Falle seiner Wahl aber anstoßen.

Für einen Jugendtreff reiche schon ein Pavillon, in dem entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt würden, erklärte Anthofer. Er will vor allem aber die Jugend selbst fragen, was sie möchten, und dazu auch persönlich auf sie zugehen. Er sprach sich zudem für ein Mehrgenerationenhaus aus, in dem auch die Kleinsten untergebracht werden, sodass alle voneinander profitieren könnten.

Das Thema „Umwelt“ hat für Anthofer einen ganz besonderen Stellenwert, denn die „Zukunftsvision Gorxheimertal 2035“ und die damit verbundene Bürgerbeteiligung habe eine große Rolle für seine Bewerbung für das Bürgermeisteramt gespielt, wie er unterstrich. Er bedauerte, dass das Projekt auch in Folge der Corona-Pandemie eingeschlafen sei. „Hier hat die Moderation ein bisschen gefehlt.“ Er sah sich als Bürgermeister in der Pflicht, diesen Prozess wieder zu beleben und die Bürger miteinzubinden.

Kohl betonte, dass in der Gemeinde in Sachen Umwelt schon viel getan worden sei und nannte die energetische Sanierung von kommunalen Liegenschaften als Beispiel. Die Passivstandards der Kindergärten bezeichnete er als wegweisend. Die Bürger müssten beispielsweise in Sachen Photovoltaik-anlagen aber noch besser informiert werden, um Vorbehalte auszuräumen. Und auch er wolle das Projekt „Zukunftsvision“ wieder angehen.

Zur Flüchtlingssituation dankte Anthofer den Gorxheimertalern, dass sie so viel Wohnraum zur Verfügung gestellt hätten und dadurch die Belegung von gemeindlichen Liegenschaften noch nicht nötig geworden sei. „Jeder ist willkommen, der sich an die Hausregeln hält“, sagte er. Es müssten Grenzen gesetzt werden, aber es dürften keine Vorurteile befeuert werden. „Wir müssen weiter offen sein“, forderte er

So sieht die „Ultima Ratio“ aus

Für Kohl wäre die Nutzung von gemeindlichen Gebäuden für die Unterbringung von Flüchtlingen die „Ultima Ratio“. Er würdigte auch die Mitarbeiter der Verwaltung, die viel dafür getan hätten, dass Wohnraum ertüchtigt und bereitgestellt werden konnte. Angesichts des Kontingents der Gemeinde sah er dieses Thema erst nächstes Jahr wieder auf der Tagesordnung.

Kurze Antworten waren dann zu verschiedenen Stichworten gefragt. Um junge Familien halten beziehungsweise für die Gemeinde gewinnen zu können, will Kohl neuen Wohnraum umweltverträglich schaffen. Anthofer sprach sich dagegen für die Nutzung von Leerständen und die Schließung von Baulücken aus, bevor neue Baugebiete erschlossen werden. „Ohne Vereinsleben ist im Dorf nichts los“, sagte Anthofer zu deren Stellenwert. Kohl unterstrich, wie wichtig es sei, sich in einem Verein zu engagieren.

Wie steht es mit den Finanzen?

Naturgemäß spielen die Finanzen in der Kommunalpolitik eine exponierte Rolle. Zwar hat Gorxheimertal zuletzt für seine Haushaltspolitik vom Landesrechnungshof eine Bestnote bekommen. Auf diesen Lorbeeren ausruhen kann sich die Talgemeinde aber nicht. Da sind sich beide Kandidaten einig. Frank Kohl will mit Steuergeldern „verantwortungsvoll“ umgegangen wissen und kommenden Generationen keine finanziellen Belastungen vererben. Er sieht die Gemeinde diesbezüglich auf einem guten Weg. Michael Anthofer mahnt dagegen weitere Investitionen an. Nur so lasse sich die Zukunft gestalten. Dabei müssten die Wünsche der Bürger ernstgenommen werden. Seiner These, die Gemeinde sei zuletzt beim Investieren zu zurückhaltend gewesen, widersprach Kohl. Er erinnerte an die Aufwendungen für die Sanierung von Liegenschaften, Straßen und Brücken.

Auf die Frage nach Potenzialen auf der Einnahmenseite nannten beide die Ansiedlung von Betrieben als Chance. Gerade für „weißes“ Gewerbe – beispielsweise Büroräume – sieht Kohl weitere Möglichkeiten. Anthofer mahnte in diesem Kontext die Modernisierung der Infrastruktur als wichtige Aufgabe an.

Eine sichere Kommune

Gorxheimertal ist eine sichere Gemeinde. Darüber herrscht Konsens – aber auch darüber, dass das subjektive Empfinden der Menschen manchmal ein anderes ist. Sogenannte „Angsträume“ buchstäblich mit Licht erhellen und, im Dialog, alternative Treffpunkte für die Jugend finden – das sind die Ansätze von Anthofer, um dies zu ändern. Kohl möchte mit den objektiven Zahlen der Kriminalstatistik über die gute Sicherheitslage aufklären. „Gorxheimertal ist eine sichere Gemeinde und das soll auch so bleiben“, sagte er.

Das sind die Kandidatem

Michael Anthofer:Einen frischen Wind mit neuen Ideen in die Gemeinde bringen, offen und ansprechbar sein und den Weg gemeinsam mit den Bürgern gehen – kurz und bündig fasste sich der von der CDU unterstützte Bürgermeisterkandidat Michael Anthofer bei seiner abschließenden Bewerbungsrede bei der Podiumsdiskussion von OZ und WN in der Gemeinde Gorxheimertal. Der 34-Jährige wuchs in Viernheim auf und lebt mit Frau und Tochter in Hornbach. Der Polizeihauptkommissar arbeitet aktuell im Polizeirevier Heidelberg-Nord. Vor drei Jahren trat er der CDU im Birkenauer Gemeindeverband bei und ist dort Stellvertretender Vorsitzender. Beim Kreisverband der Christdemokraten fungiert er zudem als Mit-gliederbeauftragter. Zu seinen Hobbys zählen die Arbeit im eigenen Garten und ausgiebige Gassi-Runden mit dem Familienhund, vor allem aber genießt er es, seine Freizeit mit seiner Familie zu verbringen. Er wurde von der CDU Gorxheimertal als Kandidat für die Bürgermeisterwahl nominiert.

Frank Kohl: Nicht als einen Job, sondern als eine Berufung sieht Kandidat Frank Kohl, der als unabhängiger Kandidat antritt, aber von der SPD unterstützt wird, das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Gorxheimertal, schließlich sei es seine Heimatgemeinde. Die Aufgabe sei keine „One-Man-Show“, sondern ein Mannschaftssport. „Ich bin zwar der Spielführer, aber es geht nicht ohne die Mitarbeiter, ohne die gemeindlichen Gremien – und natürlich nicht ohne die Bürger.“ Der 46-Jährige lebt mit seiner Frau und vier Kindern in seinem Heimatort Trösel und bezeichnet sich als waschechten Talemer. Der Bankfachwirt arbeitet seit nunmehr 30 Jahren bei der örtlichen Volksbank. Er ist seit 26 Jahren als Gemeindevertreter tätig und vertritt die SPD-Fraktion im Haupt- und Finanzausschuss, dessen Vorsitz er seit 2019 innehat. Seit 17 Jahren ist er Fraktionsvorsitzender und seit 16 Jahren fungiert er als Stellvertretender Gemeindevertretervorsitzender. Zu seinen Hobbys zählen Wandern und Skifahren, außerdem ist im DRK-Ortsverein Gorxheimertal aktiv.