Fürth

Bye, bye Weschnitzperle! Wo der Kult-Kahn aus Fürth nun vor Anker liegt

Beim Kerweumzug in Fürth-Fahrenbach war das Holzboot "Weschnitzperle" der heimliche Star. Nun hat es der Skiclub Fahrenbach verkauft.

Beim Kerweumzug in Fahrenbach war die Weschnitzperle der heimliche Star. Foto: Skiclub Fahrenbach/privat
Beim Kerweumzug in Fahrenbach war die Weschnitzperle der heimliche Star.

Ob so ein Boot auch mal Heimweh bekommt? Die "Weschnitzperle" vielleicht, immerhin hat sie einige Monate im wunderschönen Odenwald, genauer gesagt in Fürth (Hessen), verbracht. Doch am Dienstag wurde das Boot, das im Herbst der Star beim Fahrenbacher Kerweumzug war, auf einen großen Anhänger verladen, um auf große Fahrt zu gehen. Das Ziel: Lettland!

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Schienenersatzverkehr für die Weschnitztalbahn

Woher die Weschnitzperle kommt und warum sie nun einen neuen Heimathafen hat, berichtet Markus Jäger, Vorsitzender vom Skiclub Fahrenbach: "Mitte September saßen wir zusammen und haben überlegt, was wir beim Kerweumzug im Oktober machen könnten." Die Streckensperrung der Weschnitztalbahn im Sommer und Herbst brachte die Verantwortlichen auf die Idee für einen witzigen "Schienenersatzverkehr". Ein Boot sollte her! Matthias Fleischmann vom Gasthaus zum Rebstock klapperte daraufhin sämtliche Werften am Rhein ab und wurde bei der Xylon-Werft in Mannheim fündig. "Das Boot war nicht mehr fahrtüchtig und war auch leicht beschädigt", erinnert sich Jäger. Und doch war das Boot aus Mahagoni nahezu perfekt als Dekoration für den Umzugswagen.

Die "Weschnitzperle" besteht aus Mahagoni und ist laut dem Verein "Oldieboote Deutschland" ein seltenes Exemplar. Foto: Skiclub Fahrenbach/privat
Die "Weschnitzperle" besteht aus Mahagoni und ist laut dem Verein "Oldieboote Deutschland" ein seltenes Exemplar.

Viele Männer und ein Kran waren nötig, um das gute Stück von Mannheim in den Odenwald zu bringen. Jürgen Bauer stellte einen Lkw samt Tieflader zur Verfügung, Jan-Michael Kleinschmidt steuerte den Laster und Werft-Chef Rudi Willenbücher kümmerte sich höchstpersönlich um die Verladung per Kran. "Klaus Schütz, Sven Schneider, Matthias Fleischmann und ich sind mitgefahren und haben bei der Verladung unterstützt. Das Boot auf dem Tieflader zu befestigen, war nicht leicht", erinnert sich Markus Jäger. Vier Tage vor der Fahrebacher Kerwe traf die "Weschnitzperle" im Ort ein.

Eigentlich sollte die "Weschnitzperle" verbrannt werden

Eigentlich - so lautete der ursprüngliche Plan - sollte die ziemlich marode und nicht mehr "seetaugliche" Weschnitzperle nach dem Umzug beim Kerwefeuer verbrannt werden. Doch es kam anders. "Viele haben gesagt, dass das Boot eigentlich viel zu schade zum Verbrennen wäre", sagt Markus Jäger.

Also inserierte Adam Wyzgol die "Weschnitzperle" auf eBay-Kleinanzeigen im Internet. Und dann kam der entscheidende Hinweis. Ein Mitglied des Vereins "Oldieboote Deutschland" schrieb, dass das Boot Seltenheitswert habe. Es seien nur sehr wenige Exemplare gebaut worden. Der Oldieboote-Fan stellte auch direkt den Kontakt zu einem Berliner Werftbesitzer her. Der war sofort Feuer und Flamme, engagierte eine Spedition, die die Weschnitzperle nach Berlin holen sollte, um sie für ein Berliner Schiffsmuseum aufzubereiten. Doch nicht immer läuft im Leben alles glatt, der bestellte Trailer war - obwohl der Skiclub die Maße korrekt übermittelt hatte - einen Meter zu kurz. So durfte die "Weschnitzperle" nicht auf Reisen gehen und blieb dem Odenwald vorerst treu.

Die Verantwortlichen beim Skiclub Fahrenbach: Michael Becker (links, stellvertretender Vorsitzender) und Markus Jäger (Zweiter von rechts, Vorsitzender) mit Vertretern der Volksbank Weschnitztal, die den Skiclub - wie zahlreiche andere Vereine -  finanziell unterstützt. Foto: Fritz Kopetzky
Die Verantwortlichen beim Skiclub Fahrenbach: Michael Becker (links, stellvertretender Vorsitzender) und Markus Jäger (Zweiter von rechts, Vorsitzender) mit Vertretern der Volksbank Weschnitztal, die den Skiclub - wie zahlreiche andere Vereine - finanziell unterstützt.

In Lettland wird die "Weschnitzperle" restauriert

Also inserierten die Fahrenbacher ihr Boot erneut. Und diesmal mit Erfolg. Avotniece Mara, der Inhaber er Werft in Lettland, kaufte die "Weschnitzperle" und ließ sie abholen. Am Dienstag ging das Boot auf Reisen und kam am Mittwoch in Lettland an. In der Werft an der Ostsee soll das Boot nun restauriert und wieder fahrtüchtig gemacht werden. "Im Sommer wird man es dann in der Ostsee bewundern können", sagt Markus Jäger.

Ob es dann vielleicht einmal einen Ausflug macht und über die Weschnitz nach Fahrenbach tuckert?