Fürth

Diese renommierten Künstler spielen im Herbst in der Studiobühne Fürth

Indem er Hochkaräter des Jazz nach Fürth holt, arbeitet Inhaber Matthias Dörsam auch Jugenderlebnisse auf. Auf diesen Musikstil will er das Programm aber nicht beschränken.

Er betreibt seit anderthalb Jahrzehnten den Raum für Kultur in Fürth: Matthias „Mattl“ Dörsam. Foto: Michael Kochendörfer
Er betreibt seit anderthalb Jahrzehnten den Raum für Kultur in Fürth: Matthias „Mattl“ Dörsam.

Er hat den Jazz nach Fürth gebracht: Das ist zwar etwas überspitzt formuliert, hat in Bezug auf Matthias „Mattl“ Dörsam aber einen realen Hintergrund. Der Betreiber der Studiobühne – des kleinen, aber feines Raumes für Kultur in der Weschnitztalgemeinde – holt seit 15 Jahren immer wieder Größen dieser Musikrichtung dorthin. Und diese finden regelmäßig ein sehr offenes Publikum vor, das dies goutiert.

Damit arbeitet der Fürther Musiker auch etwas aus seiner Jugend auf, wie er im Gespräch mit der OZ-Redaktion schmunzelnd anmerkt: „Als musikinteressierter und -spielender Junge wollte ich wissen, wie Jazz funktioniert. Aber der war im Odenwald nicht präsent“, erinnert er sich. Die hiesige Musikszene war zwar schon immer breit und voller interessanter Bands und Locations, weiß er. Aber an einer Stelle klaffte in seiner Kindheit und Jugend eine Lücke: „Für Jazz musste man in die Städte.“

Heute kommen Stadtmenschen nach Fürth, um hochkarätigen Jazz live zu erleben. Aber: „Ich will auch keinen reinen Jazz-Laden betreiben“, sagt Dörsam. Und deshalb stehen im Herbst- und Winterprogramm der Studiobühne auch wieder Bands und Künstler unterschiedlicher Genres. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind hochkarätige Vertreter ihres Fachs. Dass sie nach Fürth kommen, das ist in großen Teilen Dörsams eigener Reputation zu verdanken. Als begnadeter Musiker und auch als Produzent ist er in der Szene vernetzt, bekannt und geschätzt. Mancher Gig von Hochkarätern in der Studiobühne ist quasi ein Freundschaftsbesuch.

Gleichwohl will Mattl Dörsam den Künstlern eine angemessene Gage zahlen. Und da ist er auf die Eintrittsgelder angewiesen. Gerade für Abende mit einem „speziellen“ musikalischen Angebot, das eigentlich nur Kenner direkt anspricht, macht das dem Studiobühnen-Betreiber manchmal im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen. Aber auch solche Konzerte werden von den treuen Gästen im Fürther „Kultur-Wohnzimmer“ immer wieder angenommen. „Die Leute kommen her, weil sie mir vertrauen“, hat Dörsam erkannt. Denn wer auf der Studiobühne steht, der bringt Qualität mit. Das hat sich herumgesprochen.

Ein Jazz-Urgestein kommt

Und das ist im Programm für die zweite Jahreshälfte 2023 nicht anders. Gleich am ersten Abend kommt ein „Urgestein der deutschen Jazzgeschichte“, wie Dörsam sagt, zum Zug: Frédéric Rabold. „Das sind für mich Jugenderinnerungen“, sagt der Fürther über den 1944 in Paris geborenen Trompeter, Komponisten und Bandleader. Der kommt am 21. September mit seiner Crew nach Fürth, sprich mit seiner Band – gespickt mit hochkarätigen Namen.

Einer davon ist Fritz Heieck. Mit ihm verbindet Mattl Dörsam eine lange Freundschaft. „Wir haben früher viel Musik zusammen gemacht“, erzählt er. Dann zog Heieck aus der Region weg, die beiden verloren sich aus den Augen. Bis Dörsam 2021 die Idee hatte, in der Studiobühne regelmäßig – einmal im Monat – Jamsessions zu veranstalten. „Den Leuten nach den ersten Lockdowns mal wieder die Chance geben, auf die Bühne zu gehen“, war seine Intention dabei. Und auch, sein Haus wieder mit etwas Leben zu füllen.

Eine offene Bühne für Musiker – und Heieck, der jetzt in Mörlenbach wohnt, war plötzlich wieder mittendrin. Er ist inzwischen quasi der Koordinator dieser Abende, sagt Dörsam. Die Jamsessions haben sich längst zu einer Institution in der Studiobühne entwickelt. „Es sind immer einige Musiker da“, berichtet er. Daraus entwickeln sich auch neue Kontakte, die Szene vernetzt sich weiter. Auch Publikum ist dabei übrigens willkommen.

Nachholbedarf nach Corona

Das gilt natürlich auch am 25. Oktober, wenn mit Jean-Philippe Bordier ein alter Bekannter zurück in die Studiobühne kommt. Zum zweiten Mal hat der Pariser Gitarrist seine Quartett-Besetzung dabei. Ein Konzert, das schon viel früher geplant war – bis Corona die Kultur zum Erliegen brachte, zumindest was die Live-Auftritte anbelangt.

Mit Gitarrist Jean-Philippe-Bordier und seinem Quartett kehrt ein alter Bekannter in die Studiobühne zurück. Foto: Marco Schilling
Mit Gitarrist Jean-Philippe-Bordier und seinem Quartett kehrt ein alter Bekannter in die Studiobühne zurück.

„Ich möchte gerne alle Konzerte nachholen, die abgesagt werden mussten“, sagt Dörsam. Und wird dann nachdenklich. Denn tatsächlich sind manche der Künstler, die in den vergangenen Jahren in die Studiobühne hätten kommen sollen, nicht mehr am Leben. Umso mehr setzt der Veranstalter daran, alles, was möglich ist, nachzuholen. Deshalb ist auch der Terminkalender für 2024 in der Studiobühne schon gefüllt mit einigen klangvollen Namen: Superfro steht auf dem Zettel, Stefan Zimmermanns „4 to play“, das Duo „The Art of Song“ und die Band Blu – es werden noch mehr werden.

Seltene Instrumentierungen

Bluesiger und souliger wird es am 14. Dezember werden. Dann spielen die SISA-Brothers in der Studiobühne zum Abschluss des Jahresprogramms. Teile der Besetzung gehören zur renommierten Elville Blues Band. Und auch zu diesen Musikern hat Mattl Dörsam enge Verbindungen: Bei Plattenaufnahmen war er bereits mit ihnen im Studio. „Sie haben einen sehr weit gefassten Begriff vom Blues“, weiß er. Und er freut sich insbesondere auf den „Special Guest“ an diesem Dezember-Abend: Sänger Blacky P. Schwarz ist nach anderthalb Jahrzehnten in Hamburg wieder zurück in der Region.

Es gibt also einige Wiedersehen, manche Premiere und – vor allem – jede Menge gute Musik im Herbst und Winter in der Fürther Studiobühne. Das wird sicher wieder ein breites Publikum anlocken und auch Musikinteressierte, die sich vielleicht an anderer Stelle nicht für den Besuch eines Jazzkonzertes entscheiden würden. So bringt Mattl Dörsam immer wieder Menschen mit dieser Musik in Berührung – Mission erfüllt.